Würmer
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Parasiten, die im Körper eines Tieres leben, nennt man Endoparasiten. Darunter fallen auch die Würmer, die sich im Schweinedarm einnisten.
In der Hobbyhaltung können vor allem in Freilandhaltung gehaltene Schweine mit Würmern infiziert werden.
Äußere Anzeichen für einen Wurmbefall können sein: Gewichtsverlust, Kümmerwuchs, Durchfall, Husten, Infektionsanfälligkeit. Eine Begleiterscheinung ist Unfruchtbarkeit, aber auch Lungenentzündung (Pneumonie) und Ödemerkrankungen.
Um mit Sicherheit sagen zu können, ob es sich um einen Wurmbefall handelt, ist eine Kotprobe notwendig (am besten über den Tierarzt veranlassen).
Beim Schwein können vor allem Spul- und Knötchenwürmer vorkommen. Es gibt aber auch noch Peitschen-, Zwergfadenwürmer etc., die für die Hobbyhaltung nicht so bedeutend sind und eher in Mastbetrieben vorkommen.
Der Schweinebandwurm oder auch Schweinefinnenbandwurm, der den Menschen als Haupt- und das Schwein als Zwischenwirt benutzt, ist wegen der Fleischkontrolle und dem Erhitzen beim Kochen ebenfalls kaum relevant.
Entwurmung
Vorbeugung
In der Hobbyhaltung sollte vorbeugend halbjährlich entwurmt werden. Dies kann durch das eigentlich für Pferde gedachte Mittel Virbac Eraquell Wurmpaste für Pferde (mit Ivermectin) oder Equest Wurmpaste (Moxidentin) geschehen – beides frei erhältlich – oder durch die unten stehenden vom Tierarzt verabreichten Wurmmittel.
Eraquell und Equest werden von Schweinen gut vertragen. Behandlung muss nach 14 Tagen wiederholt werden. Eine Tupe reicht für 700 kg Körpergewicht und wirken z. B. gegen Spul- und Knötchenwürmer.
Verm-X für Schweine oder das Amazon Pro Wurmkur/Entwurmung ohne Chemie sind nur Ergänzungsfuttermittel und wirken nicht gegen Würmer.
Bei akutem Befall:
Geeignete Mittel sind beim Ferkel Levamisol (z.B. Citarin) oder Avermectine (z.B. Ivomec, Dectomax) durch Injektion vom Tierarzt.
Bei erwachsenen Schweinen kommen Benzimidazolen (z.B. Flubenol, Panacur) oder Avermectinen (Ivomec prämix) in Frage.
Bekämpfung
Da Wurmeier im Freiland lange Zeit überlebensfähig bleiben, ist mit einem Wurmbefall bei Weidegang zu rechnen. Wurden vorher Gülle, Jauche oder Mist auf die Weideflächen aufgebracht, ohne die Gülle vorher lange genug gelagert zu haben, begünstig dies die Infektion. Spulwurmeier können in Gülle ca. 50 Tage, in Flüssigmist bei 8 Grad sogar 85 Tage überleben! Auch über das Futter (bei Maishäcksel, deren Ackerfläche mit Jauche gedüngt wurde) können Wurmeier übertragen werden. Spulwurmeier in Silos (bei 30 Grad) sind 4 Monate überlebensfähig.
Wichtig ist ein gute Stallhygiene und Weidepflege sowie für das Schwein geeignete Entwurmungsmittel, damit die Entwicklungsstadien der Würmer unterbrochen werden.
Stall: Vollständig ausmisten, gründlich reinigen mit Besen und anschließend mit dem Hochdruckreiniger (am besten warmes Wasser benutzen), Wasserlachen abkehren. Erst wird ein übliches Desinfektionmittel (auf Peressigsäurebasis) aufgebracht. Nach dessen Abtrocknung dann das spezielle Desinfektionsmittel nach Vorschrift angewandt werden. Vor allem gegen die widerstandfähigen Wurmeier können Kresole oder Kombinationen aus Phenolen, Schwefelkohlenstoff und Chloroform angewandt werden. Dies sollte nicht ohne die Aufsicht und Anleitung eines Tierarztes und unter Berücksichtigung des Anwenderschutzes durchgeführt werden!
Weide: Nicht zu kleine Weiden, Wechselweide und Ablesen von Kot, Umpflügen
Gegenwärtig wird mit großer Besorgnis eine Resistenz der Würmer gegen die o.g. Mittel beobachtet.
Spulwurm (Ascaris suum)
Das Weibchen erreicht eine Länge von 30 cm und einem Durchmesser von 5 mm. Der runde Wurm ist manchmal im Kot der Schweine zu erkennen. Er macht für die einzelnen Stadien eine Körperwanderung durch.
Täglich scheidet das Spulwurmweibchen im Dickdarm rund 100.000 Eier bishin zu 1,6 Millionen aus. Diese gelangen mit dem Kot in die Umwelt. Die Eierschale schützt die sich darin befindliche Larve, die so mehrere Jahre außerhalb des Schweines überleben kann. Nach 24 – 50 entwickelt sich die Larve, nimmt das Schwein sie auf, gelangen die Eier in den Dünndarm, wo sie schlüpfen. Von dort gelangen sie über das Blut (durch die Pfortader) in die Leber, wo sie 4 – 5 Tage umherwandern. Die entzündliche Abwehrreaktion der Leber verursacht die typischen „milk spots“ (Milchflecken) auf dem Lebergewebe.
Von der Leber geht die Wanderung der Larve mit dem Blutstrom über das Herz in die Lunge weiter.
Durch die Blutgefäßwand bohren sich die Larven ihren Weg in die Lungenbläschen und gelangen schließlich in die Luftröhre und die Bronchien. In diesem Stadium beginnt das Schwein an zu Husten, hat Atembeschwerden, Fieber und ist abgeschlagen. Es kann zu bakteriellen Sekundarinfektionen kommen, was schwere Lungenentzündungen verursacht.
Durch das Abhusten des Bronchialschleimes erreichen einige Larven wieder durch die Speiseröhre (beim Abschlucken) den Darm, wo sie schließlich im Dünndarm landen und zum ausgewachsenen Wurm heranreifen. Nach 8 – 9 Wochen sind die Würmer geschlechtsreif und der Zyklus beginnt von vorn.
Die erwachsenen Spulwürmer verursachen Schäden durch ausgeschiedene Stoffwechselprodukte und den Nahrungsentzug für das Schwein, bei Massenbefall kann es zu Darm- und Gallengangsverschluss kommen.
Knötchenwürmer (Oesophagostomum spp.)
Die Eier der Knötchenwürmer werden beim Wühlen im Stroh aufgenommen. Sie besiedeln ausschließlich den Blind- und Dickdarm und im Gegensatz zum Spulwurm wandern sie nicht.
Die Larven und später die erwachsenen Würmer heften sich an in die Darmschleimhaut, wo sie sich von Gewebe und Körpersäften ernähren. Die erwachsenen Würmer bleiben mindestens 200 Tage aktiv. Das Gewebe reagiert mit erbsengroßen Knötchen, die aufplatzen können und auffälligen Schleimhautfalten. Je häufiger sich das Schwein infiziert, umso heftiger die Gewebsreaktionen.
Es kommt zu schleimig-blutigen Durchfällen, starkem Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit bis hin zu Todesfällen. Ein infiziertes Schwein scheidet Millionen von Wurmeiern aus, daher ist ein gute Stallhygiene äußerst wichtig.
Lungenwurm (Metastrongylus) vor allem beim Wildschwein
Der Lungenwurm braucht den Regenwurm als Zwischenwirt. Die vom Wildschwein ausgeschiedenen Eier werden vom Regenwurm aufgenommen und entwickeln sich zu Larven. Sobald das Schwein in der Erde nach Nahrung sucht und den Regenwurm samt Larven aufnimmt, gelangen diese erst in den Darm und über den Blutkreislauf in die Lunge. Dort nisten sie sich in den Bronchien ein und rufen Blutungen sowie Entzündungen, Husten und Kurzatmigkeit hervor.
In der Hobbyhaltung könnte es bei unzureichender Abwehr von Wildschweinen z.B. in der Freilandhaltung zur Infizierungen kommen.
Eine Datenbank für die aktuell verfügbaren Desinfektionsmittel sind bei der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft e.V. (DVG) zu finden.
Räudemilben (Sarcoptes scabiei var. suis)
Bildnachweis: Von Kalumet – de.wikipedia, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=41339
In Schweinebeständen, die keine sorgfältigen Bekämpfungsmaßnahmen durchführen, findet sich häufig Milbenbefall der Sarcoptes scabiei var. Suis. Doch auch in der Hobbyhaltung kann es vorkommen, dass sich die Milbe einnistet. In der Regel erfolgt die Infektion durch Kontakt von Tier zu Tier.
Die Milbenweibchen bohren Gänge bis in die Oberhaut, wo sie Eier ablegen, die nach 2 – 4 Tagen schlüpfen und sich über 2 Nymphenstadien nach weiteren 10 – 15 Tagen zu vermehrungsfähigen Weibchen entwickeln.
Krankheitsbild:
Der starke Juckreiz tritt erst zwei bis drei Wochen nach erstmaliger Infektion in Erscheinung. Ausgelöst duch das Speichelsekret der Milbe reagiert die Haut mit einer allgerischen Reaktion. Die Hautpartien entzünden sich und verhornen (Keratose). Tiere mit herabgesetzter Immunreaktion zeigen borkenartige, trockene Krusten und kaum Juckreiz.
Die Milbe lebt selten länger als 10 Tage bei Abwesenheit von Schweinen. Aktiv entfernt sie sich nicht weiter als 1 m vom Wirtstier.
Die ersten Anzeichen (3 Wochen nach der Infektion) der Räude beginnen an den Ohrmuschelinnenseite. Sie steigen langsam vom Rücken (dorsal) zur Bauchseite (ventral) ab. Weitere bevorzugte Stellen sind die Gliedmaßen.
Nachweis: tiefes Hautgeschapsel an der Ohrinnenseite (Entnahmestelle muss bluten)
Behandlung:
Mit Phosphorsäureester (Sebacil) (mit Schwamm auftragen) ein Behandlungsintervall von 12 – 15 Tagen. Die Umgebung muss einbezogen werden.
Weitere Möglichkeit ist die Injektion mit Avermectine (Ivermectin und Doramectin) mit Wiederholung nach 14 Tagen. Es besteht auch die Möglichkeit einer oralen Gabe, ist aber nicht so sicher.
Läuse beim Schwein (Hämatopinus suis)
Bildnachweis: Von Gilles San Martin – originally posted to Flickr as Male human head louse, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11208622
Die Schweinelaus wird 5 mm lang und ist gut mit dem bloßen Auge auf unpigmentierter Haut gut zu erkennen. Die 1 mm langen Eier (Nissen) kleben an den Borsten der seitlichen Hals und Schultergegend. Ausgewachsene Läuse findet man auf dem Rücken, der oberen Halsseite hinter den Ohren und in den Hautfalten (Ellbogen-, Kniefalte).
25 Tage dauert die Entwicklung vom Ei zum vermehrungsfähigem Weibchen. Nach 14 Tagen schlüpfen farblose Larven aus den Nissen, die an dünnen Hautpartien Blut saugen. Die Lebensspanne einer Laus liegt zwischen 4 – 5 Tagen, getrennt vom Schwein jedoch weniger. Die Übertragung erfolgt von Schwein zu Schwein.
Krankheitsbild:
Juckreiz mit Scheuern, gerötete Einstichstellen, ausgedehnte Hautveränderungen mit blutenden Wunden, ekzemartige Hautveränderungen, Blutentzug (Anämie) und Nervosität, die bei Zuchtebern „Bösartigkeit“ auslösen kann.
Behandlung:
Kontaktinsektizide als Sprüh- und Waschbehandlung, die nach 14 Tagen wiederholt werden muss, um die aus den Eiern schlüpfende Generation sicher zu erfassen.
Die Läuse- (und Räude-)Behandlung im „Pour on“-Verfahren tötet auch weitgehend die im Stall lebenden Fliegen. Bei der Pour-on-Behandlung wird auf die Medikamentenflasche, die den Wirkstoff enthält, ein Messbecher geschraubt. Durch Zusammendrücken der Flasche wird die für die Behandlung eines Schweines benötigte Menge Wirkstoff in den Messbecher gefüllt und einfach über die Wirbelsäule des Schweines entlang der Wirbelsäule gegossen.
Fliegenbekämpfung durch Versprühen von Insektiziden im Stallraum vermindert umgekehrt den Läusebefall.
Läuse sind Überträger der Schweinepest, der Schweinepocken und der Eperythrozoonose (Infektionskrankheit).
Recherche: Sabine Kipka
Quellen:
https://www.farm.bayer.de/schwein/parasiten/endoparasiten
https://www.landwirtschaftskammer.de/landwirtschaft/tiergesundheit/sgd/entwurmung-schweine.htm