Du erfährst, wie du das Verhalten deiner Schweine richtig deutest und findest Erziehungstipps bzw. Beschäftungsmöglichkeiten. Dabei kann man vieles aus dem natürlichen Verhaltensmustern der Schweine ableiten und sich zu nutze machen.
Inhaltsverzeichnis
Schweine erziehen ...
… die ersten Monate im neuen Zuhause
Die erste Zeit ist kritisch, wenn das Minischwein die Basisdinge lernt wie Rottenhierarchie, die Sozialisierung mit den anderen Rottenmitgliedern. Hier legst Du den Grundstein für dein zukünftiges Zusammenleben. Nimmst du dir jetzt viel Zeit für dein neues Familienmitglied, ersparst du dir und dem Tier viel Leid.
Ganz wichtig: es muss unbedingt lernen, dass du es überall berühren und untersuchen darfst. Vor allem seine Klauen, Ohren und die Augen. Wird das Schweinchen mal krank oder braucht Klauenpflege, hast du es so viel einfacher und musst keine Zwangsmaßnahmen anwenden, die das Vertrauen zu dir zerstören können.
Beherzige, dass ein Schwein einen Platz braucht, der nur ihm allein „gehört“ (z.B. das Schlafhäuschen, etc.) und wohin es sich zurückziehen kann, wenn es Schlafen oder einfach in Ruhe gelassen werden will. Nimm darauf Rücksicht.
Wird das Ferkel im Haus gehalten, ist der häufigste Fehler, dass ihm von Beginn an Zugang zu allen Räumen des Hauses gewährt wird. Wenn das Ferkel ankommt, sollte es in einem begrenzten Raum – ein Zimmer – gehalten werden, bis es sich eingelebt hat, stubenrein ist und einen Teil der Erziehung und Sozialisierung begriffen hat. Erst nach 1-2 Monaten lässt man es in andere Wohnbereiche.
Stubenreinheit
Für die ersten 1-2 Monaten stelle ein Katzenklo oder ein ähnliches flaches Kistchen zur Verfügung. Als Einstreu eignet sich Katzenstreu oder Sand.
Anfangs lasse immer ein klein wenig vom Kot im Kistchen liegen, damit die Ferkel genau versteht, wofür die Kiste ist. Es darf natürlich nicht zu sehr verunreinigt sein, denn sonst graust es ihnen und Geschäfte erledigen sie woanders, nur nicht im Schweineklo.
Wenn du sie nach 1 – 2 Monaten Eingewöhnungszeit im ganzen Haus laufen lässt, stelle anfangs an mehreren Stellen Kistchen auf, damit möglichst wenig daneben geht. Die meisten Schweine begreifen schneller als Hunde, wie das läuft. Wenn sie die Möglichkeit haben, nach draußen zu gehen, werden sie das tun oder verlangen von selbst hinaus gelassen. Schweine sind halt schlaue Tiere.
Bei einem einzeln gehaltenem Ferkel kann es zu Problemen mit der Stubenreinheit kommen, da es sich alleine nicht so recht traut, nach draußen zu gehen. Wir gehen aber davon aus, dass du als verantwortungsvoller Halter ohnehin zwei Tiere aufgenommen hast.
Grundsätzliches zur Erziehung
Schweine zu erziehen fordert von dir Entschiedenheit, Konsequenz, viel Geduld und sehr viel Liebe.
Schweine leben in der Natur in Rotten, in denen eine strenge Rangordnung herrscht. Deshalb müsst du von Anfang an klar machen, dass du das Leittier bist. Vergleichbar mit dem Rudelführer bei der Hundeerziehung.
Während der ersten 2-3 Lebensjahre wird das junge Schwein dir ziemlich viel Nerven kosten. Warum? Sie haben zwei pubertäre Phasen im Leben und im Alter von ca. 6 Monaten und die zweite mit ca. 2 Jahren.
In dieser Zeit, wird das Schwein alles versuchen um dir den Rang als Rottenführer abzulaufen und um jeden Preis seinen Kopf durchzusetzen!
Du kannst auf keinen Fall ein Schwein zu etwas zwingen. Dies ist z.B. bei einem ausgewachsenen Großschwein eh nicht möglich, aber ein 100 kg schweres Minischwein ist nicht mal eben zur Seite geschoben.
Bitte keine Gewalt anwenden! Schlägst du dein Minischwein, wirst du seine Liebe für immer verlieren. Arbeite vielmehr mit positiven Erfahrungen, d.h. lobe es, wenn es etwas gut und richtig macht. Belohne es mit Leckerei. Vielleicht probierst du das Clickertraining aus, das ist ein gutes Kopftraining und Beschäftigung für dein Schwein.
Denke daran, wenn das Schwein gerade die frisch eingepflanzten Blumen und Sträucher ausgegraben oder den englischen Rasen umpflügt, dass dies in seiner Natur liegt! Wühlen liegt ihm im Blut. Eine Bestrafung ist sinnlos. Sorge dafür, dass dein Schwein nicht die Möglichkeit hat, etwas zu zerstören, woran dir etwas liegt. Du bist dafür verantwortlich.
Da Schweine sehr intelligente Tiere sind, langweilen sie sich schnell. Vor allem im Winter, wenn der Boden gefroren ist und sie sich nicht mit wühlen die Zeit vertreiben können. Dann kommt ihre zerstörerische Ader zum Vorschein. Eine unserer Sauen hat es geschafft, einen Betonboden auszuhebeln.
Damit das bei dir nicht passiert, gib deinen Minischweinen etwas zu tun. Z. B. einen soliden Ball oder anderes schweine-gerechtes „Spielzeug“.
Wenn Du mit deinem Schwein spazieren gehen möchtest, gewöhne es von klein auf sanft an sein Geschirr. Solange es auf deinem Grundstück stattfindet, ist das ok. Ihr Schwein im PKW zu transportieren und mit ihm auf öffentlichen Wegen spazieren zu gehen, ist verboten.
Schweine haben vielfältige Verhaltensmuster und Lautäußerungen. Es ist erstaunlich, dass sie trotz Domestikation viele Verhaltensweisen der Wildschweine beibehalten haben.
Wühlen ist ein Stück Lebensqualität …
für das Schwein und ist angeboren.
Dein Schwein wird den Garten umgestalten. Egal ob Blumen oder Gemüse, hat es die Möglichkeit in den eigenen oder schlimmer noch, in den Gemüsegarten des Nachbarn zu gelangen, freut sich das Schwein, die Menschen vielleicht nicht.
Du musst für eine stabile Umzäunungen sorgen, damit das Schwein in dem Teil des Gartens bleibt, den du ihm zugedacht hast und es nach Herzenslust machen kann, was es möchte – nämlich wühlen.
Und wenn du jetzt sagst: Ach mein Schwein ist die meiste Zeit im Haus, da ist keine Erde zum Wühlen, dann irrst du dich. Minischweine „schauen“ alles mit dem Mund an, besonders wenn sie denken, dass etwas Fressbares in der Nähe ist. Es wird schnüffelnd, tastend und manchmal auch wühlend Möbel, Wände, Türen, Pflanzen etc. untersuchen. Der Rüssel ist feucht und somit wird es überall Spuren hinterlassen, die besonders auf hellen Sofas künstlerisch aussehen :-).
Unsere Ferkel hatten beim ersten Besuch im Wohnhaus gleich den Leckerlieschrank der Hunde entdeckt und sofort herausgefunden, wie die Tür zu öffnen war.
Kommt es aus dem Garten, wird es die Klauen voller Steinchen und Dreck haben, und diese Mitbringsel großzügig im Haus verteilen. Und wenn es vorher ordentlich geregnet hat oder dein Minischwein in der Suhle war … ok, das überlassen wir jetzt deiner Fantasie.
Menschen, die mit Minischweinen leben, werden öfter mal Böden aufwischen und andere Flächen reinigen; Flecken aus Sofas, Kleidung und Teppichen entfernen müssen. Vielleicht ist es notwendig, dass du Teppiche komplett in die Reinigung geben oder ersetzen musst.
Schweine sind Gruppentiere
Wie beim Wildschwein möchten Hausschweine in kleinen Gruppen leben. In der Wildschweinrotte können es 20 – 30 Tiere zuzüglich Ferkel sein, die aus erwachsenen Weibchen mit deren weiblichen Nachwuchs und von einer Leitsau angeführt wird. Nur beim Abferkeln verläßt das Muttertier für kurze Zeit die Rotte.
Die männlichen Schweine schließen sich nach 1 – 1,5 Jahren zu Junggesellengruppen zusammen. Ab der nächsten Paarungszeit allerdings werden sie zu Einzelgängern.
Sie sind tagaktiv und nur gelegentlich dämmerungs- bzw. nachtaktiv. Der Tagesablauf ist zeitlich und räumlich strukturiert. Wechselt das Verhalten ist dies meist mit einem Ortswechsel verbunden (z. B. Schlafplatz zum Kotplatz). Den Aktivitätsbereich nennt man auch „home range“. Die meist gleichen Wege, die die Schweine zurücklegen, nennt man Wechsel. Diese werden an den Seiten mit Kot markiert.
Rangordnung
Es herrscht eine Rangordnung, die durch argonistisches Verhalten festgelegt und durch Drohverhalten aufrecht erhalten wird.
Bei der Begegnung zwei Tiere dreht das dominante Schwein plötzlich den Kopf mit geöffneter Schnauze, während das subdominante Tier die Ohren anlegt, den Kopf abwendet oder ausweicht. Wer in der Rangordnung höher steht, hängt meist von der Körperstärke ab und von Erfahrung, Wendigkeit sowie Temperament.
Ein Drohverhalten ist das „Stemmwetzen“ des Ebers. Die Vorderbeine werden abwechselnd vorgestellt (zeigen der Schulter) und unter Druck nach hinten gezogen. Die Rückenborsten sind aufgestellt. Sie Tiere umkreisen sich. Schlagen die Kiefer aufeinander. Im weiteren Verlauf kommt es zum Beissen, Schieben, Stosssen und Aushebeln (versuchen mit dem Rüssel unter den Hals des Gegners zu kommen und ihn wegzuschleudern). Dabei entstehen mehr oder weniger starke Verletzungen an den Ohren, Schulterpartie und im Gesicht.
Die Auseinandersetzung dauert solange an, bis das unterlegene Tier ausweicht und einen Mindestabstand zum dominanten Schwein einhält.
Grundsätzlich ist die Rangordnung – einmal ausgefochten – recht stabil. Jedes Mitglied kennt sich innerhalb der Gruppe und baut Beziehungen auf. Selbst die Ferkel machen kurz nach der Geburt bereits eine Rangordnung (die Saugordnung) unter sich aus, um an die ergiebigste Zitze zu kommen.
Nur bei Veränderungen z.B. Neuzugänge, Geschlechtsreife oder Rausche, Tod der Leitsau wird die Hierarchie neu bestimmt. Fremde Rottenmitglieder sind nicht erwünscht. Es ist eine geschlossene Gesellschaft. Daher ist das Zusammenführen fremder Schweine nicht so einfach. In der Natur kann es aber sein, dass fremde Wildschweinrotten mit einem Sicherheitsabstand zueinander, gemeinsam Grasen.
Die Rangordnung regelt den Zugang zu Futter, Liegeplätzen und Sexualpartnern.
Ganz besonders ein ausreichend großes Platzangebot kann Rangstreitigkeiten vermeiden helfen, da durch Ausweichen des unterlegenen Schweines ein Kampf vermieden wird. Es nützt der Gemeinschaft nichts, wenn die Mitglieder durch Verletzungen geschwächt sind und dadurch Fressfeinde anlocken.
Im Umgang mit deinen Schweinen solltest Du die „Leitsau“ sein. Deine Position musst du durch Drohen (scharfes Ansprechen, Fuß aufstampfen, an der Schulter wegdrücken – niemals schlagen) verteidigen. Beachte auch die Rangordnung unter den Tieren selbst.
Kommunikation
Die Kommunikation von Schwein zu Schwein erfolgt über den Geruchssinn (olfaktorische Kommunikation), der sogar noch besser ist als bei Hunden und über Grunzlaute.
Der körperliche Kontakt erfolgt über das Berühren mit dem Rüssel (naso-nasal-Kontakt), dabei wird über den Geruchssinn, der Eigengeruch des anderen aufgenommen. So wird erkannt, ob das Gegenüber zur Rotte gehört oder nicht.
Außerdem werden spezielle Laute gebraucht, die die Gruppenaktivitäten begleiten (schließlich Leben Wildschweine in einem unübersichtlichen Gelände) und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Rotte stärken, sowie die Identifizierung jedes Gruppenmitglieds ermöglichen. Weitere Laute hört man zur Paarung, der Lockruf der Sau zu ihren Ferkeln und der Schrei nach Futter. Es sollen mehr als 20 verschiedene Grunzlaute im Repertoire der Schweine vorhanden sein.
Während der Brunstzeit verreibt das Weibchen Speichel und Augensekret am Malbaum (der Gegenstand, an dem sie sich scheuern, in der Natur meist ein Baumstamm). Der Eber kontrolliert die Markierung und markiert den Stamm ebenfalls. Dabei zeigen sie ein bestimmtes Verhaltensmuster: das „Patschen“, was man auch bei Aggressionsverhalten sehen kann. Sie schlagen die Kiefer aufeinander, wodurch der Speichel schaumig wird. Dabei werden Pheromone (Botenstoff um Information zwischen Individuen zu übertragen) freigesetzt.
Anders als bei manch anderen Tierarten fehlt den Schweinen das mimische Ausdrucksverhalten. Schaut man einem Schwein ins Gesicht, scheint es immerzu zu „lächeln“.
Viele Verhaltensweisen werden gemeinsam als Gruppe ausgeführt, wobei die Leitsau diejenige ist, die die Aktivität initiiert. Allen voran natürlich die Nahrungssuche, aber auch das Suhlen und das Schlafen. Zwei Tiere, die eine enge Beziehung zueinander haben, bevorzugen es, mit Körperkontakt nebeneinander zu schlafen. Dies wird durch wegdrängeln anderer durchgesetzt.
Bei der Fütterung achte darauf, dass das ranghöhere Tier dem rangniedrigeren nicht alles wegfrisst.
Jedes Schwein sollte einen eigenen Futtertrog und Fressplatz bekommen, aber nicht örtlich getrennt gefüttert werden.
Spielerisch werden schon im Ferkelalter Rangkämpfe geübt und das Sozialverhalten gestärkt.
Ein einzeln gehaltenes Tier kann dies leider nicht.
Erkundungsverhalten
Wir wissen das Schweine höchst intelligent sind. Sie haben ein hervorragendes Gedächnis und sogar ein räumliches Vorstellungsvermögen. Prof. Donald Broom von der Cambridge University führte den Spiegeltest durch. Die Schweine erkannten ihr eigenes Spiegelbild (sie waren sich ihrer selbst bewußt) und sie fanden sogar durch die Reflextion im Spiegel Futter. Sie lernen Abläufe, die ihnen vorgemacht werden, nachzuahmen. Vor allem Ferkel lernen von ihren Muttern und Tanten.
Das zeigen sie auch, wenn es um Futter geht. Sie folgen Artgenossen bei der Futtersuche und versuchen die leckeren Gräser zu erst zu erwischen. Das überlistete Tier lernt mit der Zeit, sein Verhalten zu ändern. Es entsteht eine Art soziales Wettbewerbsverhalten.
Vor allem ihr Erkundungsverhalten wird durch äußere Reize, als auch durch einen inneren Drang nach Informationen über die Umwelt gesteuert. Diese Verhalten ist angeboren und sollte in der Haltung bestmöglich befriedigt werden. Leider bleibt ihnen das in den Mastbetrieben häufig verwehrt. Aber auch in der Hobbyhaltung sind zu kleine, reizarme Gehege oder reine Wohungshaltung der Grund für Haltungsprobleme. Wenn man bedenkt, dass im Freiland 70 % für Nahrungssuche und -aufnahme verwendet wird und sie dabei mehrere Kilometer zurücklegen, ist eine Haltung in der Wohnung oder 200 qm großen Gehege nicht annähernd artgerecht.
Der Erkundungsdrang äußert sich in mehr Bewegung, dabei werden die Sinnesorgane (Hören, Sehen) sowie der Geruchs- und Geschmackssinn und natürlich das Tasten mit dem Rüssel eingesetzt.
Jungtiere ab der 2. Lebenswoche bis zu einem Alter 2 Monaten haben kein geschlechtsspezifisches Spielverhalten. Jeder spielt mit jedem, wobei die Wurfgeschwister bevorzugt werden. Ferkel lernen dadurch sich „anständig“ in der Gruppe zu verhalten – sie lernen soziale Kompetenz. Vor allem Bewegungsspiele sind zu beobachten.
Ein spielerisches Kampfverhalten zeigen vor allem männliche Ferkel untereinander ab dem 2. Lebensmonat, um ihre Position durchzusetzen. Sie stehen Wange an Wange und versuchen den anderen im Gesicht, Nacken und Schultern zu beißen. Bei erwachsenen Schweinen sieht man weniger Spielverhalten (manchmal Luftsprünge oder der berühmte Schweinsgalopp).
Weitere Verhaltensweisen: Komfortverhalten
Die Körperpflege als Komfortverhalten durch ein sich beknabbern oder sich lecken gibt es beim Hausschwein nicht.
Das Körperpflegeverhalten beschränkt sich auf Wälzen, Suhlen, sich kratzen und sich scheuern.
Das Wälzen dient – vor allem erwachsenen Schweinen – zur Regulation der Körpertemperatur. Sie legen sich auf eine feuchte Stelle in Seitenlage und wechseln häufig von einer Seite auf die andere.
Die Suhle wird durch Wühlen mit dem Rüssel angelegt. Die Schlammbäder werden entweder alleine oder in der Gruppe ausgiebig wahrgenommen, ja sogar bis zu einigen Stunden, je nach Hitze. Die Schlammschicht hält wesentlich länger kühl, da das Wasser in der Schlammschicht langsamer verdunnstet. als sich nur mit Wasser zu benetzen.
Eine Dusche ist zwar angenehm für deine Schweine, aber kein wirklicher Ersatz für eine Suhle.
Das Sich-Strecken erfolgt vor oder nach der Ruhephase. Ähnlich wie beim Hund wird der Kopf nach vorne gestreckt, die Hinterbeine werden nach hinten gespreizt und es entsteht ein Hohlkreuz. Gähnen und Strecken erfolgt häufig nacheinander.
Nach dem Aufstehen wird sich geschüttelt. Der Kopf wir um die Körperachse geschüttelt, die Ohren schlagen um den Kopf.
Ein Ausdruck von Behaglichkeit ist das Sich Einbetten. Damit ist das Einnisten im Strohbett gemeint. Das Schwein wühlt sich das Stroh zurecht, gleitet hinein und wälzt sich noch ein paar Mal hin und her, wobei es Stroh aufwirft. Bald ist es unter einer Strohschicht verschwunden und in naturnahen Bedingungen kuscheln sie mit den Artgenossen in Gruppennestern.
Das Gähnen ist eine Behaglichkeitsbewegung. Der Kopf wird weit in den Nacken gelegt, die Augen fast ganz geschlossen und das Maul kurz weit aufgesperrt. Danach wird es meist mit ein paar Kaubewegungen wieder geschlossen.
Das sich im Stehen Kratzen mit den Hinterbeinen an Kopf, Hals und Ohren wird meist vor einer Ruhephase durchgeführt.
Mit dem Kratzen erreicht das Schwein nicht alle Körperstellen. Schweine sind aufgrund ihrer Anatomie nicht besonders gelenkig. Durch das Scheuern versucht es an senkrechten oder waagerechten Gegenständen meist in einer charakteristischen Reihenfolge vom Kopf und Hals bis zur Hinterhand und durch hin- und herrutschen in sitzender Stellung auch die Schenkel zu erreichen.
Ein soziale Körperpflege, wie sie z.B. bei Pferden typisch ist, kommt bei Schweinen nicht vor.
Der Mammalreflex ...
… oder das Niederstreicheln eines Schweines.
Der Mammalreflex ist für den Schweinehalter eine wunderbare Gelegenheit, seinen Schweinen Zuneigung zu zeigen.
Durch eine ruhige, kräftige Massage der Bauchfläche und des Gesäuges legen sich die Schweine in die Seitenlage, egal ob Sau , Ferkel, Eber – kastriert oder nicht. Sie genießen diese Berührung und strecken sich, damit man gut an alle Stellen herankommt. Manchmal mit einem zufriedenem Grunzen begleitet.
Schweine lieben Komfort 🙂
Schlafverhalten und die Sache mit dem kleinen und großen Geschäft
Auch die Ruhephasen des Nachts werden gemeinsam verbracht. An einem geschützen Ort wird als Nestmaterial Gräser, Laub, Zweige verwendet. Bei den Hausschweinen ist Stroh ideal, weil es trocken, warm und weich ist. Je kälter es ist, desto enger liegen sie zusammen. Bei starker Hitze liegen sie ohne Körperkontakt, aber nie außer Sichtweite.
Das Schlafnest wird in der Regel sehr sauber gehalten, dass macht es einfacher, anfänglich die Ferkel im Haus zu halten, um sie später an den Stall zu gewöhnen. Schweine haben eine natürliche Abneigung gegen ihre eigenen und arteigenen Exkremente. Sie versuchen jeglichen Kontakt und Geruch mit ihren Ausscheidungen zu vermeiden.
Wenn der Liegeplatz trocken und zugfrei, vielleicht etwas abgedunkelt ist und außerhalb des Nestes interessantes Beschäftigungsmaterial wartet, sollte das Schlafnest lange sauber bleiben. Somit ist nur ein Auffüllen des Strohs notwendig. Trotzdem kann immer mal etwas „daneben“ gehen.
Unter naturnahen Bedingungen werden die Schlafnester über Wochen immer am gleichen Ort gewählt, aber vor jeder Nacht neu bearbeitet (Nestmulde aufwühlen, neues Nestmaterial heranschaffen). Es ist ein angeborenes Verhalten.
Die entspannteste Ruhelage ist die Seitenlage, bei der die Beine seitlich ausgestreckt werden. Die Bauchlage geht der Seitenlage voraus. Sind die Tiere aufgeregt oder gestresst, besteht Kälte, Nässe oder Zugluft am Liegeplatz, kann es sein, dass sie die Bauchlage beibehalten, anstatt sich auf die Seite zu legen.
Kotplatz
Grundsätzlich ist der Schlafbereich vom Kotbereich (Toilette) und Futterplatz getrennt. Wenn räumlich möglich, legen sie den Kotplatz 5 – 15 Meter entfernt vom Liegeplatz ein. In der Regel koten Schweine niemals am Futterplatz.
Das Koten spielt auch eine Rolle bei Angstsituationen. Ein allein gehaltenes Ferkel, wird beim Alleingelassenwerden durch den Halters aus Angst und Unsicherheit häufiger in die Wohnung koten und nicht unbedingt die Toilette aufsuchen. Nur in der Gruppe oder zumindest mit einem Artgenossen, fühlt es sich sicherer. Schweine verrichten ihr „Geschäft“ 4 – 5-mal am Tag unmittelbar im Anschluß an Ruhe- und Fressphasen.
Für den Kotplatz werden hellere und nicht zu warme Plätze bevorzugt. Feuchte Orte, z.B. Senken oder im Stall in der Nähe von Tränken, animiert zum Harnen und Koten.