Minischweinrassen

Inhalt

Minischweinrassen
Die Definition des Wortes Minischwein
Was hat es mit Teacup-Schweinen auf sich?
Sind Hängebauchschweine, Göttinger Minischweine, Kune Kune etc. echte Minischweinrassen?

Die Definition des Wortes Minischwein

Das Wort Minischwein bezeichnet keine Rasse. Es ist ein Unterscheidungsmerkmal und ein allgemeiner Begriff, dass ein Minischwein kleiner ist, als ein traditionelles Großschwein. Großschweine können ein Gewicht von 300 kg und mehr erreichen. Ein Minischwein bis zu 130 kg.

Vor allem im englischen Sprachgebrauch wird Minischwein = Minipig auch als Hängebauchschwein = Potbelly Pig bezeichnet und umgekehrt. Die kleineren Schweine – Minischweine – erreichen ein Gewicht zwischen 30 und 130 kg, wenn sie mit 3 – 5 Jahren ausgewachsen sind.

Sie sind auch nicht so leicht mit Rassenbezeichnungen zu unterscheiden, wie bei den Großschweinerassen. Da genügt ein Foto, um bestimmen zu können, ob es sich beispielsweise um Angler Sattelschweine, Husumer oder einer Landrasse handelt. Die einzelnen Individuen der Großschweine sind, aufgrund der Reinrassigkeit, im Aussehen sehr ähnlich und innerhalb der Rasse kaum voneinander zu unterscheiden.

Beim Minischwein ist diese Bestimmung anhand des Aussehens nicht so einfach möglich, da es unzählige Mixe bzw. nur wenige reinerbige Tiere (meist Laborschwein-Zuchtlinien) gibt. Das Kune Kune, eine kleinere Schweinerasse aus Neuseeland, ist recht gut anhand der äußeren Erscheinung als solches zu erkennen, obwohl diese ebenfalls mit Großschweinen, Minischweinmixen und wilde Schweine gekreuzt wurden. Durch die isolierte. geografische Lage Neuseelands ist der Genpool der Schweine nicht so groß, so dass sich verhältnismäßig schnell ein bestimmter Typ durch die Zucht herauskristallisierte.

Beim Vietnamesischen Hängebauchschwein wird die Sache schon schwieriger. Ob es überhaupt noch reinrassige Hängebauchschweine in Deutschland gibt (in den USA gibt es sie nicht mehr), ist nicht mit Bestimmtheit zu sagen. Es gibt typische Merkmale des Hängebauchschweines: Die Farbe ist in der Regel schwarz, schwarz-weiß (mehr oder weniger gescheckt), einfarbig weiß, mit einer verkürzten Nase, wie eine eingezogene Harmonika, die leicht nach unten gebogene Rückenlinie und der ausgeprägtem (Hänge-)Bauch, sind ebenfalls typisch.

Viele Minischweine zeigen heute noch die Merkmale des Hängebauchschweines, wenn auch nicht immer in ganz so ausgeprägter Form.

Fazit: Das Wort Minischwein wird im allgemeinen Sprachgebrauch für alle Schweinen verwendet, die kleiner als die Großschweine der Zucht- und Mastanlagen der Landwirtschaft sind und in der Regel als Heimtiere gehalten werden. Es ist eine Klassifizierung und keine Rassenbeschreibung.

Was hat es mit Teacup-Schweinen auf sich?

Es kursieren die fantasievollsten Namen und Bezeichnungen für Minischweine. 

Minischweine, die wir heute sehen, sind alles Mixe, mal mehr oder weniger mit Einschlag von Vietnamesischen Hängebauchschweinen und Großschweinen, manchmal auf Wildschweinen. Daher variiert auch die Endgrösse der Minis stark. Kleinere Exemplare sind eher die Ausnahme als die Regel.

In Deutschland gibt es ohnehin keine Rassestandards oder Herdbücher für Minischweine. Es ist nur bedingt möglich, anhand von genetischen Tests festzustellen, welche Schweineart, denn nun drin steckt. Alle gezüchteten Minischweine sind Kreuzungen, die anhand der Größe oder Farbe weiterverpaart werden und das nicht immer mit Sachverstand.

Und was die fantasievollen Bezeichnungen einiger geschäftstüchtiger Minischweinzüchter betrifft: Es gibt keine Rasse, die die folgenden Bezeichnungen trägt

  • Teacup-Pig
  • Micro-Pig
  • Nano-Pig
  • Dandie
  • Pocket-Pig
  • Apartment oder Pixie-Pig
  • Designer-Pig
  • Miniaturschwein

     

All diese Bezeichnungen entstammen der Fantasie von Züchtern, die eine Marke, ein Branding, für ihre sog. Zucht etablieren wollen und damit vortäuschen, dass ihre Tiere extrem klein bleiben.

Um das Teacup-Schwein ist in den 90er Jahren ein großer Hype entstanden. Das Bild vom süßen Minischwein, welches in eine Teetasse passt, löste einen regelrechten Minischwein-Boom aus. Glaubten die Interessenten doch, dass das Tier ausgewachsen war. Dem ist nicht so! Kein ausgewachsenes Minischwein passt in eine Teetasse – keines!

Und darum ging es dem Fotografen und Schweinebesitzer auch gar nicht. 1992 züchtete der Engländer Chris Murray of Pennywell Farms, verschiedene Rassen in einem Zeitraum von 9 Jahren und 24 Generationen. Darunter war das Kune Kune aus Neuseeland, Vietnamesische Hängebauchschweine, Gloucester Old Spot und Tamworth. Er veröffentlichte das Bild einer seiner Minischweinferkel in einer Teetasse. Er hatte festgestellt, dass seine Schweine – so wie er selbst – sehr gerne Tee tranken. Dies wollte er mit dem Schwein in der Tasse illustrieren. Leider wurde es von vielen Menschen falsch interpretiert. Für die Minischweine und deren Besitzern, die nicht mit der wahren Größe eines ausgewachsenen Schweines zurechtkamen, hatte es meist verheerende Folgen. Viele entledigten sich ihrer Schweine. Abgeschoben, ausgesetzt, zurückgelassen oder getötet.

Auch in Deutschland sind wir mit solchen Schicksalen konfrontiert. Wir können gar nicht soviel Schweine aufnehmen, wie abgegeben werden oder abgegeben werden müssen, weil die Besitzer den falschen Versprechungen der Minischweinzüchter aufgesessen sind.

Dies stört die Minischweinzüchter nicht im Geringsten, im Gegenteil, sie machten sich daran, neue Begriffe zu finden, um die Interessenten in die Irre zu führen (siehe oben), um ihre Zucht hervorzuheben und weiter Tiere zu astronomischen Preisen zu verkaufen.

Wir können nur an die Vernunft der Menschen appellieren, sich nicht von solchen falschen Versprechen täuschen zu lassen. Adoptiert lieber ein Schweine aus dem Tierschutz.

Sind Hängebauchschweine, Göttinger Minischweine, Kune Kune etc. echte Minischweinrassen?

Die Zuchtlinien der Laborschweine kommen einer „echten“ Rasse schon recht nah. Die werden aber nicht für Privatpersonen so einfach freigegeben und meistens nach der Versuchsreihe getötet, um weitere Ergebnisse oder Organproben zu bekommen. In der Regel schützen die Laborschweinzüchter die weitere Zucht mit „ihren“ Tieren, indem sie sie nur kastriert (Sauen und Eber) an die Labor abgeben.

In Deutschland könnte man nur das Göttinger Minischwein als Rasse bezeichnen. Das Vietnamesische Hängebauchschwein eigentlich auch, es ist aber vermutlich nicht mehr in reinerbiger Form vorhanden.

Da das Göttinger Minischwein, in seiner reinerbigen Form, immer noch als Labortier verwendet wird, findet ihr Informationen auf der Seite Laborschweine.

Im englischen sprachigem Raum (USA, England) werden die folgenden Minischweinrassen als Rassen angesehen:

American Mini Pig

Die amerikanische Variante des Minischweins. Eigentlich auch ein Mix aus Landrassen, Durocs und verschiedenen wilden Schweinen, für Tierversuchslabore gezüchtet und heutzutage durch Einkreuzung des Göttinger Minischweines und Vietnamesische Hängebauchschweine und Kune Kune als Heimtiere gehalten, was die enorme Vielfalt an Farben und Körperformen erklärt.

Guinea Hog

Sie werden auch als Guinea Forest Hog bezeichnet. Sie erscheinen recht groß und sind von Afrika durch den Sklavenhandel per Schiff nach England, Frankreich, Spanien und Amerika verbreitet worden. 1700 bis 1800 wurden englische Schweinerassen eingekreuzt.

Ursprünglich waren sie eher rötlich, heute sind es vorwiegend schwarze Tiere.

Man findet sie eher selten und heutzutage erreichen sie eine Größe von 50 cm im erwachsenen Alter mit ca. 70 – 130 kg. Wobei auch Angaben von 18 – 27 kg mit einer Widerristhöhe von 35 – 56 cm vorkommen sollen.

Julianer Pig

Eigentlich keine anerkannte Rasse. Es ist auf Fellfarbe (immer gefleckt) und Kleinwüchsigkeit gezüchtet worden, es hat nicht den für Hängebauchschweine typischen Knick im Rücken und besitzt eine gerade Schnauze und erscheint in der Körperform nicht so wuchtig, ja eher athletisch.
Auch wenn es Züchtervereinigungen (in den USA) für Julianer gibt, ist es doch nur eine Zuchtlinie. Die Züchter selbst möchten mit der angeblichen Registrierung und selbst gesetzten Standards seriös erscheinen und vor allem hohe Preise für ihre Tiere erzielen. 

In diese Kategorie fallen auch die in Deutschland bekannten Bergsträßer Knirps, Wiesenauer, Lausitzer und noch einige andere mehr. Manchmal wird behauptet, diese Minischweine stammen von afrikanischen Zwergschweinen mit Hängebauchschweinen ab. Das ist nicht möglich, da es in Afrika keine Zwergschweine gibt.

Kune Kune

Die aus Neuseeland stammende Schweinerasse ist sehr beliebt, obwohl ursprünglich wohl auch Schweine asiatischer Herkunft mitgemischt haben. Alle Kune Kune stammen von 18 Tieren ab, die 1984 von der Staglands Wildlife Reserve und Willowbank Wildlife Reserve eingefangen und vermehrt wurden.

Meishan (Maskenschwein)

Sie stammen aus der Region Changjiang River Basin und der Südostküste Chinas. Sie leben dort in einem sehr milden Klima in der Nähe des Taihu-Sees, was eine weitere Bezeichnung für die dort lebenden Schweinearten ist: Taihu-Schweine.

Auch wenn sie nicht klein sind (eine Sau kann z. B. eine Widerristhöhe von 60 cm erreichen), werden sie durch falsche Informationen, als Heimschweine angepriesen. Nicht unbedingt in Deutschland, hier sind sie eher selten zu finden, aber in anderen Ländern z.B. USA.

Mulefoot Pig

Das auffälligste Merkmal des Mulefoot ist der Huf. Er ist nicht gespalten, wie bei den anderen Schweinen, sondern erinnert an einen Maultierhuf, daher auch der Name. Diese, vor allem in den USA bekannte und gut dokumentierte Rasse, ist sehr selten. Als Minischweine kann man sie allerdings auch nicht bezeichnen, da sie ein Gewicht von 180 – 270 kg erreichen können.

Ossabaw Island Pig

Ursprünglich stammen sie von Schweinen aus Spanien, die mit den Entdeckern per Schiff an die Küste von Georgia kamen. Einige Tiere verwilderten und passten sich an die Gegebenheiten der Insel an z. B. wurden sie kleiner. Diese Schweine sind seltener als Heimtiere zu finden, aufgrund der isolierten geografischen Lage.

Vietnamesische Hängebauchschwein

Stammen aus Vietnam und kamen 1960 nach Europa und 1986 in die USA. Ob es noch reinrassige Hängebauchschweine gibt, weiß keiner so genau. In der Regel sind es Mischlinge mit Großschweinen und Wildschweinen, sowie kleinen domestizierten Schweinen. Ursprung sind ca. 15 lokale Schweinerassen in den Vietnam, China und Thailand.

Die Größe liegt in der Regel bei 40 – 50 cm und einem Gewicht von 50 – 70 kg, wobei in den USA auch kleine Varianten von 36 – 46 cm Schulterhöhe und 20 – 43 kg geben soll.