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Mutterschutz für Leitbachen |
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Wilhelm Hogrefe (CDU) brachte Klarheit ins Jägerlatein
Verden. Man kennt führende Firmen, führende Experten, Führungskräfte. Doch was ist eine führende Bache? Das hat endlich der Kirchlintelner CDU-Politiker Wilhelm Hogrefe geklärt. Per Landtagsanfrage. Keineswegs nur als Wahlkampfaktion, obwohl Hogrefe natürlich im Februar wieder in den Landtag gewählt werden möchte. Vielmehr als Frage auf Leben und Tod, geht es doch um die Jägerei. Da wird scharf geschossen.
Es kann sogar sein, dass ein Schuss, der ein Tier niederstreckt, gleichzeitig auch nach hinten los geht und dem Jägersmann selbst Verdruss beschert. Diese Gefahr ist jetzt offenbar virulent im deutschen Wald.
Hogrefe formuliert das sinngemäß so: Die Grünröcke haben es derzeit schwer. Einerseits sollen sie wegen der Schweinepest den Bestand an freien Borstentieren dezimieren und dabei nicht einmal Muttertiere – also Bachen – verschonen. Andererseits ist der Abschuss „führender Bachen“ eine Straftat, hinter der sogar der Staatsanwalt her ist.
In dieser saumäßig riskanten Lage sollte der Jäger schon wissen, wie es sich so verhält mit dem Führen. Was der jagdscheinlose Laie fast schon vermutet hätte, ist dank Hogrefe nun auch dem letzten Jäger klar: „Als führende Bachen“, so die Landesregierung in ihrer Antwort, „gelten Bachen mit abhängigen (der Führung bedürftigen) Frischlingen.“ Das bedeutet, „dass Bachen mit gestreiften Frischlingen in jedem Fall zu schonen sind, da die Laktationsphase noch nicht beendet ist.“ Laktation? Müsste das Stillen sein. So wäre das Rätsel gelöst. Wohl der Bache, die noch stillen muss! Sie genießt Mutterschutz.
Dagegen haben Mütter von nicht mehr gestreiften Frischlingen allen Grund, höllisch aufpassen. Ihnen geht es an den Kragen – jedenfalls dann, „wenn sie sich in einem Rottenverband befinden und ein höherrangiges weibliches Tier, die so genannte Leitbache, die Führung der Nachkommen übernehmen kann.“ Diese Leitbachen sind fein raus. Sie dürfen „auf keinen Fall geschossen werden“.
Nicht führende Wildschweinemütter sollen bis Ende Dezember gejagt werden, Frischlinge müssen das ganze Jahr über um Leib und Leben bangen – bitteres Los. Sie stehen im Verruf, Hauptüberträger der Schweinepest zu sein.
Diese Maßnahmen gegen die wilden Schweine dienen dem Schutz der Hausschweine. Es ist immer das Gleiche: Die Unangepassten, Wilden müssen zuerst dran glauben.
Von Rolf-Dieter Vogeler
(Quelle:Weser Kurier 12.12.2002)
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12.12.2002 10:17 |
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