[BotIndex] [««] Minischweine in den Medien mit aktuellem Beispiel  

23.05.2003 14.18 | Jörg | Minischweine in den Medien mit aktuellem Beispiel
Immer wieder müssen die Mitglieder der IG Minischwein und der Schweinefreunde beobachten, wie in den Medien in einer blauäugigen und unreflektierten Art und Weise über das Minischwein "als ideales Haustier" berichtet wird. Solche Berichte wie der folgende bringen uns in Zeiten, wo man sich vor Abgabetieren kaum retten kann, gründlich auf die Palme. Denn gerade solche Berichte sind dazu geeignet, die Situation noch massiv zu verschlechtern. Doch lest einfach selbst:

--------------------------------------------

Bubi schlägt Alarm

ZÜCHTUNG / Das Miniferkel als Haustier setzt sich immer mehr durch. Bei Gefahr pfeift es wie eine Warnanlage, und allergische Reaktionen löst es weit weniger aus als Hund und Katze.


VRASSELT. "Wenn mein Schwein pfeift, ist Gefahr im Anzug", weiß Agnes Postulart. So muss es bei einem Einbruch nicht zwangsläufig das Piepen der Alarmanlage sein, das den Dieb vertreibt. Es kann sich durchaus auch um das rebellierende Hausschwein handeln. Vor sieben Monaten adoptierte Agnes Postulart, wie die NRZ berichtete, Minischwein "Bubi". Seine Mutter hatte elf Junge geworfen, aber nur zehn Zitzen. So zog Agnes Postulart Bubi mit dem Milchfläschchen groß. Wobei groß eigentlich nicht der richtige Ausdruck ist, denn Bubi hat große Chancen, als kleinstes Schwein in das Guinessbuch der Rekorde aufgenommen zu werden.

Der heute sieben Monate alte Bubi war schon nach 14 Tagen stubenrein. Brav nutzt er sein Katzenklo. Wenn die Terrassentüre aufsteht, rennt er zum Fußballspielen in den Garten und kommt genauso brav wieder zurück ins Haus. Am liebsten spielt er mit dem Hund des Hauses fangen. "Unglaublich, wie schnell Bubi dann durch den Garten rast", erzählt seine Ziehmutter. Lediglich wenn Äpfel in einem Korb auf dem Boden stehen, entwickelt Bubi sich zum Dieb. Ansonsten begnügt sich Bubi zum Frühstück mit einer Tomate, einigen Scheiben Gurken und einem Schuss Olivenöl. Mittags grast er auf dem Rasen und am Abend darf es dann mal gekochte Kartoffel mit Gemüse sein. Zur Belohnung gibt es getrocknete Früchte, Rosinen, Zwieback oder Brot. Nur Fleisch ist absolut Tabu.

Agnes Postularts Vater, Heribert van Ackeren, züchtet Minischweine. Im Moment hat er 18 kleine Ferkel, fünf und sieben Wochen alt. Während Bubi nur 22 Zentimeter groß und 3,5 Kilogramm schwer ist, wachsen seine Kollegen meist bis zu einem halben Meter. "Es kann aber auch sein, dass sie viel kleiner bleiben", weiß der Züchter, der die meisten Ferkel ins Ruhrgebiet verkauft. "Dritte Etage Hochhaus - kein Problem. Denn Minischweine sind pflegeleichter als Hunde oder Katzen", so van Ackeren. Allerdings empfiehlt er zum Wohle der Tiere den Auslauf im Garten. Ansonsten zockelt das Minischwein gemütlich an der Leine nebenher. Nur Stufen können je nach Schweinsgröße zum Problem werden. Ein Minischwein ist sehr anhänglich und verschmust. "Viele Eltern, deren Kinder Hunde- oder Katzenhaarallergien haben, greifen zum Schwein", weiß der Züchter, der sie für 75 Euro pro Ferkel verkauft. Minischweine haben gute Manieren, sie hinterlassen keinen Saustall. (ha)


26.05.2003 19.47 | Jörg |
Dies war unsere offiziöse Antwort bzw. der Leserbrief an die NRZ:

-----------------------------------------------

Sehr geehrte Damen und Herren !

Ich beziehe mich auf den bei Ihnen erschienenen Bericht "Bubi schlägt
Alarm" in dem sie über das Minischwein Bubi sowie generell über
Minischweine berichten.

Seit nunmehr 4 Jahren leite ich eine Gruppe von Schweinefreunden, die
sich inzwischen zu einem Verein zusammengeschlossen hat. Mit unserem
Engagement streben wir unter anderem an, das immer noch durch Vorurteile
geprägte Bild der Schweine in der Öffentlichkeit zu verbessern sowie
aktiv für eine artgerechte Haltung sowie den Schutz der Tiere einzutreten.

Vor etwa 3 Jahren hat sich auch hierzulande ein Boom in Sachen
Minischweine entwickelt, der seinen Ursprung unter anderem in den USA
hat. Wir beobachten mit zunehmender Sorge, dass auch hierzulande
ähnliche Verhältnisse wie in Übersee entstehen. Leider wissen nur die
wenigsten, dass ein Schwein im Gegensatz zu Hund und Katze
grundverschieden ist. Die Verhaltensweisen und Bedürfnisse unterscheiden
sich gravierend, doch leider kaufen sich viele Menschen übereilt ein
Minischwein, weil sie angeblich leicht zu halten sind.

Zunächst einmal ist das Schwein ein Herdentier und lebt in einer Rotte.
Die Einzelhaltung von Schweinen in der Wohnung, erst recht im 3. Stock
eines Hauses in der Großstadt ist durchaus als Tierquälerei einzustufen.
Auch herrscht vielerorts der Irrglaube, dass ein Minischwein
grundsätzlich klein und niedlich bleibt. Doch Schweine wachsen noch bis
zu einem Alter von 3-4 Jahren und sind mitnichten mit 7 Monaten
ausgewachsen. Generell spricht man von Minischweinen bei Tieren bis zu
100kg. Ein 40-50kg Minischwein ist, das werden Sie sicherlich auch so
sehen, nur schwerlich in einer Wohnung zu halten.

Die Kehrseite der Medaille versuchen engagierte Tierschützer immer
wieder in die Öffentlichkeit zu bringen, denn mittlerweile werden eine
Vielzahl der so einfach zu haltenden Minischweine wegen Schwierigkeiten
wieder abgegeben. Diese Tiere in gute Hände zu vermitteln ist unerhört
schwierig, da bei einem Schwein Erziehungs- und Haltungsfehler nur
schwer wieder zu korrigieren sind. Unser Verein sowie die IG Minischwein
versuchen dies jedoch nach Kräften.

Weitgehend unbekannt ist zudem ist auch, dass man das Wachstum der
Schweine durch die Ernährung steuern kann. Ein 7 Monate altes
Minischwein bringt in der Regel weitaus mehr Gewicht auf die Waage als
nur 3,5 kg. Es ist daher nicht auszuschließen, dass die Ernährung im
vorliegenden Fall schlicht mangelhaft ist, was sich jedoch erst im
zunehmenden Alter des Tieres durch Erkrankungen manifestieren kann.

In Ihrem Bericht fehlt daher aus unserer Sicht ein entsprechender
Hinweis auf die Bedürfnisse und die artgerechte Haltung der Schweine.
Zudem ist auch noch zu beachten, dass sich kaum jemand darüber im Klaren
ist, dass auch das Minischwein unter die einschlägigem
Seuchenbestimmungen der landwirtschaftlichen Nutztiere fällt.

Wir würden es sehr begrüßen, wenn die Möglichkeit bestünde, in einem
zukünftigen Bericht diese Fakten anzusprechen. Für weitere Informationen
rund um diesen Themenkomplex stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen
Jörg Kipka

Vorstand Schweinefreunde e.V.

[BotIndex] [««] [Original-Thread]  

BotFood V1.3 by Utopia

Views heute: 171.882 | Views gestern: 79.984 | Views gesamt: 624.335.496