Hallo,

eine aktuelle Frage an alle Wildschweinhalter:

Ich wollte mich ´mal erkundigen, wie es bei Euren Wutzen in Sachen „Rausche“ aussieht… die Paarungszeit beim Schwarzwild beginnt ja zur Zeit. Gibt es bei „Euch“ da irgendwelche Anzeichen?

Besonders interessieren mich die Beobachtungen von „Einzel-Bachen-Haltern“ (bitte jetzt keine Kommentare, daß es Mist ist, eine Sau alleine zu halten; weiß ich auch, ist aber jetzt unrelevant).


Weiter hatte ich heute Mittag ein recht beunruhigendes Gespräch mit einem Jäger, der vor längerem 2 von Hand aufgezogene Wutzen übernommen hatte und meinte, ab einem Alter von etwa 2 Jahren, wenn eine Bache voll geschlechtsreif sei, würde die Rangordnung zwischen den Sauen, bzw. hier: Mensch und Sau, immer häufiger und vor allem heftiger ausgefochten werden… der Mann meinte, ab besagtem Alter wäre es nicht mehr möglich, ´ne Wutz frei mit der Bezugsperson „Mensch“ zusammen zu lassen; das würde zu gefährlich werden.

Angeblich würden die Rangkämpfe nicht aufhören, ehe die Bache „über“ mir steht (sie merkt ja irgendwann unweigerlich, daß sie mir kräftemäßig überlegen ist); da käme dann so extrem das Wildtier durch, daß sie mich dabei auch –obwohl ´ne Handaufzucht in liebevoller Haltung- einfach „platt machen“ würde. :O

Ich dachte immer, daß so ein Tier irgendwie... „dankbar“ ist und den Hund und mich dauerhaft (naja, bis auf kleine Aufmüpfigkeiten halt) als ranghöher ansieht, zumal sie ja das jüngste und neueste Glied in der „Rotte“ ist… und jetzt erfahre ich, daß die Natur immer ihren Weg findet und dies` für unsereins sogar lebensgefährlich werden könnte.

Was haltet Ihr von der Bemerkung? Ist das einfach nur Unsinn, bzw. Panikmache oder –bin ja schon vorsichtig im Umgang mit Bella, besonders wenn sie rauschig ist- könnte da etwas dran sein?


Viele Grüße, Sandra

Hallo Sandra,

ein gewisses Agressionspotential ist in der Rausche allen Sauen eigen. Bei einem Wildschein bedingt durch die Größe sicher nicht ungefährlich. Mit Bedacht und natürlich Vorsicht sicher aber handhabbar.

Zum Thema Wildtier immer Wildtier usw. möchte ich Dir gern etwas berichten. Das Tier war zwar kein Schwein, aber ich denke das Beispiel bleibt.
Ich hatte vor einigen Jahren einen kleinen (130 Gramm) schweren von seiner Mutter leider verlassenen Steinmarder aufgesammelt. Mit der Flasche aufgezogen wurde recht schnell ein hübscher Bursche aus ihm. Da ich Käfige ablehne lief er mit meinen anderen Tieren frei. Ab einem gewissen Alter wollte ich ihn gern auswildern, also fing ich an zu telefonieren. Von div. Tierschutzorganisationen, WWF, Fachärzten bis zur Abteilung Wildbiologie einer Universität (24 Jahre Verhaltensforschung mit Mardern)
Einheitliche Meinung: Das Tier wird böse, wird mich in jedem Fall schlimm beißen, wird meine Katzen umbringen und ist absolut nicht auszuwildern! Einheitlich Empfehlung: Kastraktion und stabiler Käfig.
Ich möchte Dich nicht mit Einzelheiten langweilen, aber er ist frei und gesund und munter, lebt im Wald und genießt sein Leben und er hat mich NIE ernsthaft angegrffen!

Du bist es der festlegt ob es klappt oder nicht das ist was ich gelernt habe.

Gruß
Silke

Moin Sandra

Ich kenne einige Einzel-Bachen-Halter, deren Tiere auch schon erwachsen sind.
Ausser dem üblichen Ranggeplänkel gabs da keine nennenswerten Probleme.
Allerdings waren die Bachen alle von Anfang an die rangniedrigsten in der Rotte. (Mensch, Hund und anderes Getier).
Klar kann man nicht alles über einen Kamm scheren, aber so schwarz wie der Jäger würde ich das nicht sehen. ;)

Also ich sehe das nicht so dramatisch!
Ich kenne zahlreiche Beispiele, in denen die Bachen 4, 5, 6 Jahre alt sind, ohne dass es Probleme gibt. Es gibt da zwar Beispiele, in denen die Bachen ein wenig "anhänglich" werden, aber aggressiv - habe ich noch nichts von gehört.
Im übrigen sind Bachen mit einem Jahr geschlechtsreif. In Ausnahmefällen sogar schon mit 9 Monaten. Wir haben hier in unserer Region sogar schon führende Frischlinge gehabt.
Das nur nebenbei....

Aber ich denke, dass du bei deiner Wutz die Chefin bist. Die ist jetzt auf dich geprägt und wird es ein leben lang bleiben.

Vorteilhafter wäre in deinem Falle wohl die Vergesellschaftung mit Artgenossen - also jetzt nicht du, sondern die wilde Wutz. :D
Da werden die Rangeleien untereinander ausgemacht und man hat als "Zweihufer" kein Problem sich da möglicherweise unterordnen zu müssen.

SG
Frank

Super, vielen Dank für die Infos.

Ich hatte schon bedenken, daß meine Maus (glaube, Bachen nehmen regulär erst mit etwa 1 ½ an der Fortpflanzung teil; Ausnahmen gibt es halt leider, weil das Verhältnis innerhalb der Rotten mit alter Leitbache, Beibachen,… nicht mehr stimmt… meine Schweine-Liese wurde auch das erste Mal mit 11 Monaten rauschig und hat seitdem jeden Monat ihre Tage) mit 2 Jahren nicht mehr zu händeln sei und ich sie dann hätte abgeben müssen.

Da bin ich aber erleichtert…

Hm, naja, frei herumbrummen lassen oder auswildern kann ich mein Wildschwein nicht. Gerade die fehlende Scheu vor Mensch, Tier und Auto kann ihm da ganz schnell zum Verhängnis werden… zumal die Leute ja auch Angst haben, wenn so ein großes Tier auf sie zukommt.

Ich würde meiner Liese gerne ´ne Freundin an die Seite stellen, und es gäbe da auch eine Kandidatin, aber der ohnehin schon geringe Platz lässt es leider einfach nicht zu.
Wir gucken sowieso schon nach einem knuffigen Häuschen mit großem Grundstück, ist aber mit Hund und Schwein gar nicht so einfach, zumal ja auch nur die Randlage in Frage käme.


LG, Sandra