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23.07.2009 21.46 | Sabine | Wissenschaftler: Ferkelkastration unter Narkose nicht tiergerecht; enorme Belastung
AHO Redaktion Grosstiere
23. Juli 2009
Wissenschaftler: Ferkelkastration unter Narkose nicht tiergerecht; enorme Belastung

München, Dummerstorf, Wien (aho) – Der Deutsche Tierschutzbund und andere Laienorganisationen fordern regelmäßig, dass Ferkel nur noch unter Narkose kastriert werden sollen. Damit soll den Ferkeln Stress und Schmerzen erspart werden. Eine Studie von Wissenschaftlern verschiedener Einrichtungen* belegt aber, dass eine Narkose mit CO2 die Forderung nach Stressreduktion bei der Kastration nicht erfüllt und daher nicht als tiergerecht angesehen werden kann. Vielmehr ist diese Vorgehensweise eine enorme Mehrbelastung der Tiere. Allein bei den postoperativ auftretenden kastrationsbedingten Schmerzen konnten die Wissenschaftler eine gewissen positiven Effekt erkennen.

In der Studie wurden die Auswirkungen eines Gasgemisches aus 70 % CO2 und 30 % O2 hinsichtlich stress- sowie schmerzbezogener Parameter im Zusammenhang mit der Kastration untersucht. Als Kriterium für die Einschätzung von kastrationsbedingten Schmerzen wurde Serumcortisol und als Parameter für stressbedingte Belastungen wurden die Plasmakonzentrationen der Katecholamine Noradrenalin und Adrenalin verwendet. Die Ferkel wurden in jeweils vier Versuchsgruppen (A–D) eingeteilt. In zwei Kontrollgruppen wurden die Tiere lediglich mit CO2 (C) bzw. ohne CO2 (A) fixiert. Tiere der beiden weiteren Gruppen wurden demgegenüber mit CO2 (D) oder ohne CO2 (B) kastriert. Für die Bestimmung der Blutparameter wurden vor und nach der Behandlung zu festgelegten Zeitpunkten Blutproben gewonnen.

Die Ergebnisse: Die CO2-Narkose hatte keinen Einfluss auf den kastrationsbedingten Anstieg der Cortisolkonzentrationen eine halbe Stunde nach Kastration (B 391,2 nmol/l gegenüber D 340,7 nmol/l) (p _> 0,05). Jedoch konnte nach einer Stunde ein signifikanter Abfall der Cortisolkonzentrationen bei den mit CO2 betäubten Ferkeln beobachtet werden (D 244,9 nmol/l gegenüber B 336,8 nmol/l) (p<0,05). Im Gegensatz dazu bedeutet diese Form der Betäubung – gemessen an den stressbedingten Katecholaminausschüttungen – eine enorme Mehrbelastung der Tiere im Vergleich mit unbetäubt kastrierten Tieren (B 4,9 ng/ml gegenüber D 96,1 ng/ml Noradrenalin) (p<0,05).

Anmerkung der Redaktion: Mit modernen sogenannten “nichtsteroidalen Antiphlogistika” wird die Kastration für die Ferkel erträglicher. Sie zeigen deutlich weniger Schmerzreaktionen und entwickeln sich normal weiter.

Quelle:

I. C. Mühlbauer, W. Otten, W. Lüpping, A. Palzer, S. Zöls, S. Elicker, M. Ritzmann, K. Heinritzi
Untersuchung zur CO2-Narkose als eine Alternative zur betäubungslosen Kastration von Saugferkeln
Der praktische Tierarzt 90, Hef t 5, 460–464

*Beteiligte Institute:

* Klinik für Schweine der veterinärmedizinischen Fakultät der LMU München
* Forschungsbereich Verhaltensphysiologie des FBN Dummerstorf
* Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein
* Klinik für Schweine der Veterinärmedizinischen Universität Wien

23.07.2009 21.50 | Sabine |
Moin

Also den Spruch
Der Deutsche Tierschutzbund und andere Laienorganisationen
finde ich reichlich unverschämt.
Ausserdem dachte ich, das es bei der Betäubung zur Kastration um Isofluoran und nicht um CO² geht. Untersuchungen zu CO² gibts doch schon länger...oder bin ich da schief gewickelt? Gibts sowas auch mit Isofluoran?

24.07.2009 08.20 | Franziska |
Das ist wirklich eine Frechheit!

Ich weiss nicht, weshalb jetzt plötzlich CO2 ins Spiel kommt, dabei war vorher immer die Rede von Isofluoran. Ich befürchte, weil CO2 vermutlich billiger ist.

Aber egal, welche Gas-Narkose, die sollte nur mit einem zusätzlichen Schmerzmittel oder Lokal-Anästhesie angewendet werden, was natürlich wieder zuviel "Aufwand", Zeit und Geld bedeutet.

Gasnarkosen wirken nur hypnotisch (lassen die Ferkel schlafen), sie machen die Ferkel also "hilflos", aber die Schmerzen spüren sie trotzdem. Von daher gesehen ist es sogar noch gemeiner, mit der Gasnarkose einfach zu verhindern, dass sie strampeln und schreien, aber an den Schmerzen ändert es nicht viel.

http:/
/www.swissmedic.ch/aktuell/00003/00637/index.html?lang=de]Hier ist noch ein aufschlussreicher Artikel dazu.

Ich selber kenne es von den Meerschweinchen, welche man ebenfalls häufig mit Isofluoran betäubt für kleinere Eingriffe, auch Frühkastrationen. Da gehört aber immer noch ein Schmerzmittel dazu!
Nicht alle Tierärzte wissen das oder nicht alle halten sich daran!

Grüessli,
Fränzi

24.07.2009 08.42 | Amy |
gerade in der mast finde ich es quatsch zu kastrieren, sind doch noch fast ferkel wenn sie geschlachtet werden. ein ehemaliger bekannter (schlachter) hielt schweine in freilandhaltung, selbst die eber wurden z.t. 2-3 jahre, er hat nie kastriert,und immer wieder betont das das fleisch nicht bitter schmecken würde.
gasnarkose oder was auch immer wird lt. hörensagen oft nicht verwendet, zumindest was kleinbetriebe angeht. was früher ging geht auch heute- x(

24.07.2009 09.42 | Sabine |
Moin Fränzi

Ja klar, Analgesie muss dabei sein, das hatte ich als Selbstverständlich angesehen. ;)
Wenn man die Diskussionen über die Umweltschädigungen da mit einbezieht, halte ich das Ganze eh für nicht machbar. Ich denke, das Ebermast das einzig sinnvolle ist, denn eine Immunokastration will der Verbraucher sicher auch nicht. :sz:

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