Oestrich. (hab) "Ich gehe davon aus, dass etwa 10 Prozent der Wildunfälle von den betroffenen Autofahrern nicht gemeldet werden". In der Stimme von Jäger Werner Hövel klingt Resignation mit.

Welch schreckliche Folgen es für ein Tier haben kann, wenn ein Autofahrer eine Kollision mit einem Stück Wild nicht anzeigt, dafür ist ein fünfjähriger Keiler, den Hövel im Waldgebiet Schälk in der Nacht zwischen dem ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag erlegte, der beste Beweis.

Durch den Aufprall auf das Fahrzeug wurde dem Wildschwein der Oberkiefer total zertrümmert und im Unterkiefer verlor es einige Zähne. Hinzu kam eine Verletzung an der Schädeldecke.

Der von Werner Hövel hinzugezogene Tierarzt kam zu dem Schluss, dass die Verletzungen etwa mehrere Wochen alt sind. Seit dieser Zeit muss das Tier entsetzlich gelitten haben. Es konnte laut Hövel kaum Nahrung aufnehmen, nur ganz wenig trinken und auch beim Atmen hatte es große Probleme.

Die Folge: Der Keiler, der seinem Alter nach zu urteilen eigentlich ein stattliches Tier sein müßte, war nur noch Haut und Knochen; abgemagert auf die Größe eines wenige Monate alten Jungtieres.

Für den Verzehr ist das erlegte Wildschwein nicht mehr zu nutzen, da sich durch die Verletzungen eine Entzündung im Körper gebildet hatte. Der Kadaver muss nun der Tierkörperverwertungsanstalt zugeführt werden.

Hövel appelliert dringend an alle Autofahrer, Wildunfälle bei der nächsten Polizeistation anzuzeigen. "Ihnen passiert doch nichts", so Hövel, denn die Kaskoversicherung tritt für für den Schaden am Fahrzeug ein. Nach Angabe des Unfallortes informiert die Polizei den zuständigen Jagdpächter, damit er eine Nachsuche einleiten kann.

Auch im vorliegenden Fall wäre eine Nachsuche mit speziell ausgebildeten Jagdhunden sicherlich erfolgreich gewesen und hätte dem Tier, nachdem es von den Jägern erlöst worden wäre, jede Menge Schmerzen erspart

(Quelle: Iserlohner Kreisanzeiger 27.12.2002)