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17.12.2002 04.49 | Jörg | EU einigt sich auf Antibiotika-Verbot in Futtermitteln
Antibiotika als Futterzusatz für Schweine, Hühner oder Mastrinder werden zukünftig in der EU generell verboten. Darauf und auf einheitliche Bestimmungen zur Lebensmittelsicherheit einigten sich die EU-Landwirtschaftsminister am Montag in Brüssel.

Wachstumsfördernde Medikamente sollen nach der Entscheidung ab 2006 damit im Tierfutter nicht mehr zugelassen werden. Bei der Einigung im Ministerrat, der das Europäische Parlament aber noch zustimmen muss, geht es um die vier letzten bislang in der Tierfütterung noch zugelassenen Antibiotika. Nach früheren Angaben des Verbraucherschutzministeriums in Berlin hat sich die deutsche Futterwirtschaft bereits freiwillig verpflichtet, auf Antibiotika im Standardfutter zu verzichten. "In Lebensmitteln und im Futtertrog haben Antibiotika nichts zu suchen", hatte Verbraucherschutzministerin Renate Künast zuvor gesagt.

Mit dem Verbot soll unter anderem verhindert werden, dass sich antibiotikaresistente Krankheitskeime verbreiten, die sich mit herkömmlichen Medikamenten nicht mehr bekämpfen lassen. Antibiotika werden als Zusatzstoffe dem Futter beigemischt, um bestimmten Tierkrankheiten vorzubeugen oder in der Mast das Wachstum zu beschleunigen. Nach Angaben des Europäischen Dachverbands für Tiergesundheit (Fedesa) werden jährlich etwa 4700 Tonnen oder 35 Prozent sämtlicher in der Union verwendeten Antibiotika an Nutztiere verabreicht.


Der EU-Rat einigte sich außerdem über einheitliche Regeln zur Lebensmittelhygiene. Dabei geht es um Bestimmungen, die Unternehmen hinsichtlich der Erzeugung, Verarbeitung und des Vertriebs von Frischfleisch, verarbeitetem Fleisch, Fischereiprodukten sowie von Milch und Molkereiprodukten einhalten müssen.

Neue Lebensmittelkontrollen

Mit besonderen Kontrollen soll im Rahmen der neuen EU-Verordnung beispielsweise verhindert werden, dass Lebensmittel etwa mit Salmonellen oder Parasiten kontaminiert werden. "Damit wird die Hauptverantwortung für die Lebensmittelsicherheit in allen Phasen der Lebensmittelkette den Lebensmittelherstellern übertragen", sagte EU-Verbraucherschutzkommissar David Byrne. Auch mit diesem Thema wird sich im nächsten Schritt nun das EU-Parlament in zweiter Lesung beschäftigen.

Quelle: Financial Times Deutschland

17.12.2002 04.52 | Jörg |
Ich denke, dass dieser Schritt längst überfällig war. Das Herumgepansche mit Antibiotika im Tierfutter diente nur dem einen Zweck: Profit ! Dass dabei multiple Resistenzen entstehen, war den Beteiligten wohl schnuppe. Seit einigen Jahren gibt es vermehrt Berichte darüber, dass vor allem in den USA leichte Erkrankungen bei gewissen Patienten zum Tode führten, weil kein Antibiotika mehr wirkte.

Wollen wir hoffen, dass die Lebensmittelindustrie dann nicht vermehrt "Zeugs" aus Drittstaaten importiert. Wie man ja letzte Woche beim Rewe-Hähnchen-Nugget Problem sehen konnte, werden diese Hähnchen in Brasilien (!!!!) produziert. Als ob wir in der EU nicht genug Hähnchen hätten :nono: :bonk:

17.12.2002 18.22 | Claus |
Hi Jörg

Grundsätzlich hast Du natürlich recht. Allerdings wirfst Du verschiedene Sachen in einen Topf.
Antibiotika sind nicht das Gleiche wie Wachstums- oder Leistungsförderer. Diese fälschlicherweise auch "Wachstumshormone" genannten Stoffe werden in der Schweinehaltung praktisch überhaupt nicht eingesetzt. Lohnt sich nämlich nicht, neben allen anderen (und schwerwiegenderen) Bedenken.
"Antibiotika" sind also ausschließlich Medikamente, die kurativ, in Ausnahmefällen auch prophylaktisch eingesetzt werden. Stellt sich also die Frage, was im Krankheitsfall passieren soll. Behandeln müssen wir die Tiere schließlich. Was ist so falsch daran, im Ernstfall Medikamente über das Futter zu verabreichen? Um es gleich zu sagen, ich bin kein Freund davon. Das hat allerdings verfahrenstechnische Gründe. Aber stell Dir mal vor, Du hast ein Krankheitsproblem in Deinem Stall mit 80.000 Hähnchen. Oder Du mußt sie impfen...

Im Übrigen müssen wir als Landwirte, anders als in der Humanmedizin, mit pedantischer Ordnung alle Medikationen dokumentieren. Darüber hinaus müssen wir die mittelspezifischen Wartezeiten einhalten. Innerhalb dieser Zeit wird das Medikament im Stoffwechsel des Tieres vollständig abgebaut, mit dem üblichen Sicherheitszuschlag versteht sich. Sollte ich ein Tier in die Nahrungskette bringen, in dem Antibiotikarückstände enthalten sind, bin ich als LW haftbar. Du kannst also davon ausgehen, daß der Anteil an Schlachtkörpern, die Rückstände aufweisen praktisch gleich null ist. In der BRD zumindest...

Die zunehmende Resistenzbildung von Krankheitserregern in der Humanmedizin ist wohl eher darauf zurückzuführen, daß 65% (also 8700 Tonnen) der Antibiotika in uns Menschen gepumpt werden...

Gruß, claus

18.12.2002 04.55 | Jörg |
Hi Claus...
mal eben auf die Schnelle eine Antwort ;) ! Das Antibiotika ist in der Tat nicht als Mastmittel par excellence eingesetzt worden bzw. wird dafür eingesetzt. Allerdings ist die prophylaktische Beigabe über das Futter ja wohl gängige Praxis. Und genau das kann man nicht gutheissen. Mein Doc ist auch immer vorsichtig bevor er mir ein AB andreht...und ich will es auch nur in schwerwiegenderen Fällen haben. Dann kann es natürlich nicht angehen, dass es Tieren mal "einfach so" als Nahrungsbeigabe kredenzt wird.

Ich habe leider nicht die Details parat, aber es gibt ein bestimmtes AB welches in der Tierindustrie verwendet wird, das einem recht wichtigen AB in der Humanmedizin gleicht (Vancomycin...keine Ahnung ?). In den USA schlägt dieses Human-AB bei den dafür vorgesehenen Krankheiten bisweilen nicht mehr an, da sich über die Nahrungskette eine Resistenz der Viren gebildet hat.

Dass es auch in der Humanmedizin zu einem Abusus ;) von ABs kommt kann man nicht verneinen. Allerdings sind wir uns ja einig darüber, dass der Schritt der EU einer in die richtige Richtung ist. Wenn unsere Hausärzte das auch beherzigen...na schaun mer mal :D !

Gruss am Morgen
Jörg

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