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09.06.2007 10.35 | Sabine | Forscher entwickeln die Xenotransplantation weiter
08.06.2007 · 16:35 Uhr
Ihr Einsatz als Organspender rückt näher.
Organspender Schwein
Forscher entwickeln die Xenotransplantation weiter
Von William Vorsatz
Medizin. - Organverpflanzungen sind für viele schwerkranke Menschen die letzte Hoffnung. Tierzellen und -organe sollen künftig helfen, so genannte Xenotransplantationen. Die Fortschritte sind enorm. Werden tierische Herzen schon bald allerorten im menschlichen Brustkorb schlagen? Am Robert-Koch-Institut in Berlin diskutieren Experten verschiedener Disziplinen seit gestern auf dem "10. Internationalen Symposium zur Xenotransplantation" über neue Forschungsergebnisse.

In den USA sind in den letzten Jahren einige ganz besondere Schweinefarmen entstanden. Die Ställe sind steril wie Operationssäle. Hier wachsen Schweine heran, die später als Zell- oder Organspender für den Menschen dienen sollen. Der Professor für Transplantationsmedizin Bernard Hering von der University of Minnesota erklärt, was solch ein Tier von einem normalen Fleischlieferanten unterscheidet:

"Ein Schwein, welches keine Erkrankungen auf den Menschen übertragen kann, und die Sicherheit ist natürlich außerordentlich wichtig, und die Tiere müssen über zwei Generationen hinter einer solchen Barriere gehalten werden, bevor sie als Spendertiere eingesetzt werden, eine Reihe von Dokumentationen sind notwendig, die zeigen, dass die Tiere keine Viren übertragen können."

Schweine eignen sich als Spender für Menschen, weil ihre Organe recht ähnlich sind. Außerdem können sie gentechnisch gut verändert werden, so dass die tierischen Spender den Anforderungen menschlicher Empfänger gerecht werden. Besonders weit sind die Wissenschaftler bei der Übertragung ganz bestimmter Zellen aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen. Die so genannten Langerhans'schen Inselzellen erwachsener Schweine werden vom Immunsystem des Menschen nicht als feindlich erkannt und abgestoßen. Sie produzieren Insulin. Deshalb sollen sie künftig vor allem Diabetikern helfen. Dazu werden die tierischen Zellen direkt in die menschliche Leber eingepflanzt, weil sie dort am besten wirken. Und das schon bald, glaubt Hering:

"Weil jetzt zwei Gruppen, unsere Gruppe und auch die Gruppe an der Emory University in Atlanta, gezeigt haben, dass mit Schweineinseln man den Diabetes bei Affen über mehrere Monate, sechs bis zwölf Monate, korrigieren kann. Und das ist natürlich sehr viel versprechend und zeigt an, dass mit entsprechendem Einsatz dieses Behandlungsverfahren wahrscheinlich in wenigen Jahren in den Kliniken etabliert werden kann."

Jetzt geht es darum, die Überlebenszeit der tierischen Inselzellen in der menschlichen Leber zu verlängern. Und Infektionen zu verhindern. Denn Schweine haben Informationen zur Bildung bestimmter Viren in ihrem Erbgut, so genannter porciner endogener Retroviren. Diese dürfen nicht auf Menschen übertragen werden. Am Robert Koch-Institut in Berlin sucht das Team um den Virologen Joachim Denner nach Strategien, um die Empfänger davor zu schützen.

"Die porcinen endogenen Retroviren kann man nicht wegzüchten, weil die im Genom aller Tiere vorhanden sind, hier gibt es andere Strategien. Zum einen, indem man Tiere selektiert, die nur wenige dieser Viren haben, und zum anderen sind wir gerade dabei, transgene, also gentechnisch veränderte Schweine zu züchten, wo man mit Hilfe einer neuen Methode die Expression der porcinen endogenen Retroviren so unterdrückt, dass kein Virus mehr frei gesetzt werden kann."

Bei den meisten tierischen Zellen und Organen machen den Forschern auch die Abstoßungen noch zu schaffen. Akute Reaktionen in den ersten Minuten nach einer Transplantation können die Wissenschaftler schon recht gut verhindern, dank effektiver Medikamente zur Unterdrückung der Immunabwehr. Schwieriger sind die Langzeitreaktionen. Hier sollen neue Züchtungen von Tieren helfen, deren Organe für eine Transplantation geeigneter sind. Der Herzchirurg Professor Bruno Reichart von der Maximilian-Universität in München:

"Man kann wahrscheinlich nur einfache Organe xenogen transplantieren, dazu zählt die Niere und das Herz. Das sind simple Organe. Das eine kann nur Urin machen und das andere kann nur pumpen. Ich glaube, dass die Niere fast ein bisschen eher kommt, da sind die Ergebnisse ein bisschen besser, beim Herz sind sie noch nicht ganz so gut, aber es wird kommen. 2010, 2009, 2011."

Das sehen die anderen Experten ähnlich. Es bedürfe nur eines entscheidenden Erfolges, bei den Inselzellen oder einem Organ: dann sei der Durchbruch geschafft und weitere Organe würden bald folgen.
Quelle:http://www.dradio.de/dlf/sendungen/forschak/633955/

09.06.2007 20.46 | deborah | RE: Forscher entwickeln die Xenotransplantation weiter
Falls es jemand interessiert: Ina Praetorius, eine evangeliche Theologien/Ethikerin, hat da mal einen spannenden Artikel zur Xenotransplantation geschrieben (in: Zum Ende des Patriarchats, theologisch-politische Texte im Übergang). Ist aber leider glaube ich nicht im Netz.

Liebe Grüße
Christine

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