60 Grad im Pkw: Dalmatiner stirbt qualvollen Tod
Gerichtsurteil: Besitzer soll ein Jahr in Haft
Erstmals soll ein Hundebesitzer, der sein Tier bei Sommerhitze im Auto
verenden ließ, ins Gefängnis.
VON MIRKO VOLTMER UND ANNETTE ROSE
NEUSTADT. Schon morgens um zehn war es 27 Grad heiß. Die Sonne brannte aufs
Autodach, alle Fenster waren verschlossen. Mehr als zwei Stunden hockte eine
Dalmatinerhündin (1) am 30. Juni 2006 in diesem Brutkessel, dazu noch in
einer viel zu engen Box. In der bis auf 60 Grad aufgeheizten Luft hechelte
sich das Tier in seiner Panik zu Tode ...
Der Hundehalter, ein Finanzbeamter (37) aus Seelze, ist für diese
Tierquälerei gestern so hart bestraft worden wie noch keiner zuvor in der
Region: Ein Jahr Haft ohne Bewährung brummte ihm die Neustädter
Amtsrichterin Ursula Schubert auf; außerdem ein lebenslanges
Tierhaltungsverbot: "Der Angeklagte hat das Tier in seinem Auto regelrecht
verkochen lassen." Mitentscheidend war auch das Verhalten des Täters vor
Gericht. Der Mann, der ohne Verteidiger erschienen war, zeigte sich eher
gleichgültig gegenüber dem Geschehen. "Es war fahrlässig, aber nicht
Absicht, dass der Hund stirbt", rechtfertigte sich der Beamte. Gegen das
Urteil will er Berufung einlegen.
Am 30. Juni hatte der Finanzbeamte einen Bekannten in Berenbostel besucht.
Etwa zweieinhalb Stunden habe er sich die Zeit mit einem Computerspiel
vertrieben, sagte dieser Bekannte vor Gericht. Er habe den 37-Jährigen
gewarnt und angeregt, bei der Hitze nach dem Hund im Auto zu schauen, doch
der Tierbesitzer habe das ignoriert.
"Aus Bequemlichkeit und roher Gesinnung", so die Richterin, habe der
Angeklagte die Hündin ihrem Schicksal überlassen. "Er hat den Tod des Tieres
in Kauf genommen", erklärte Staatsanwalt Dirk Lassen, der ein Jahr Haft
forderte - aber auf Bewährung.
Der Bekannte des Seelzers war es, der darauf gedrängt hatte, den bereits
leblosen Hund zum Tierarzt zu fahren. Der Veterinär zeigte den Halter an.
"Ich konnte bei dem toten Tier keine Temperatur messen", so der Mediziner. D
ie Skala des Thermometers habe nicht ausgereicht ...
Silvia Brünig, Sprecherin des Tierschutzvereins, nannte die Entscheidung der
Neustädter Richterin gestern "mutig". Auch wegen des lebenslangen
Tierhaltungsverbotes, das es viel zu selten gebe. Solche richterlichen
Warnungen seien zur Nachahmung empfohlen.
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