Schweine als Feldbereiter
Dienstag, 16. Januar 2007, 12:15 Uhr
Was für ein Schweineleben! 200 Hausschweine dürfen in Kassel an einem Forschungsprojekt teilnehmen, das ihnen neben frischer Luft all das beschert, wonach sich ein Sauenherz sehnt: Platz zum Wühlen, reichlich zu fressen und ein richtiges Herdenleben. Der Fachbereich Ökologischer Landbau der Universität Kassel will artgerechte Tierhaltung und ökonomische Wirtschaftsweise verbinden.
"Versuchslabor" der Wissenschaftler ist die Staatsdomäne Frankenhausen in der Nähe von Kassel. Freilandhaltung hat Priorität. Hier werden die Ideen über neue Wege im Ökolandbau in die Tat umgesetzt. Die Staatsdomäne arbeitet praxisorientiert, der landwirtschaftliche Zweig des Versuchs- und Lehrbetriebes muss sich eigenständig finanzieren.
Tiere sind Teil der Fruchtfolge
Initiator des Schweineprojektes ist der Agrarwissenschaftler Prof. Albert Sundrum. Seine Idee: Die Tiere sollen Teil der Fruchtfolge werden. Unter Fruchtfolge versteht man den wechselnden Anbau von aufeinander abgestimmten Pflanzen. Diese entziehen dem Boden nicht nur Nährstoffe, sondern geben sie ihm auch wieder zurück.
Eine wichtige Rolle spielt dabei Stickstoff und den können nicht nur Pflanzen, sondern auch Schweine liefern: in flüssiger und in fester Form. Der Vorteil: Man hat Tiere, die sich sauwohl fühlen und ein natürlich gedüngtes Feld dazu. Da die Schweine ihr Geschäft bevorzugt in der Nähe der Weidehütte verrichten, wird sie regelmäßig versetzt. Dadurch soll der Stickstoff besser verteilt werden.
Ob das klappt, war die größte Sorge der Wissenschaftler. Denn ein Feld mit ganz unterschiedlich hohen Stickstoffkonzentrationen ist für den anschließenden Anbau von Feldfrüchten ungeeignet. Doch die Ergebnisse der Bodenproben sind eindeutig: Es funktioniert!
Vielfältige Vorteile
Die Vorteile für den Landwirt sind vielfältig: Er muss keinen teuren Stall bauen, die Freilandhaltung eignet sich sogar für ganz normale Hausschweinrassen. Er hat keine Arbeit mit dem Säubern des Stalles und dem Ausbringen der Gülle.
Bei richtiger Fütterung bringt ein solches Freilandschwein übrigens genau so viel auf die Waage wie ein eingepferchtes Mastschwein. Die etwas höheren Kosten für die artgerechte Haltung entstehen durch das hochwertige Futter. Und das Futter ist Prof. Sundrum sehr wichtig. Er setzt sich dafür ein, mit liebgewonnenen Vorurteilen aufzuräumen. Denn Schweine aus Freilandhaltung schmecken nicht zwangsläufig besser als Mastschweine, auch wenn viele Verbraucher davon ausgehen. Der Geschmack des Fleisches erreicht erst dann optimale Qualität, wenn Futter, Rasse und Haltungsform aufeinander abgestimmt sind. Und nur dann, so die Überzeugung des Wissenschaftlers, wird Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren einen größeren Markt erobern.
Ergebnisse
Die Ergebnisse des Feldversuchs wurden vor kurzem veröffentlicht: Schweine können demnach als sinnvoller Teil der Fruchtfolge im ökologischen, aber auch konventionellen Landbau integriert werden. Zum Nutzen von Verbrauchern, Landwirten und den Tieren. Informationen zur Freilandhaltung von mastschweinen sind im
Fachgebiet Tierernährung und Tiergesundheit der Universität Kassel, Nordbahnhofstraße 1 a, 37313 Witzenhausen gegen einen Unkostenbeitrag von fünf Euro erhältlich.
Quelle:http://www.hr-online.de/website/specials/wissen/index.jsp?rubri
k=6952&key=standard_document_28818970 |