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12.10.2006 06.57 | Sabine | Fleißiges Lieschen gegen freche Schweine
Fleißiges Lieschen gegen freche Schweine

Ärger mit den Schwarzkitteln in Wohngebieten / Anwohner wehren sich auch mit blumigen Mitteln

SCHÖNEFELD Jeden Morgen dasselbe Bild. Wenn Ilse Lehmann aus Waltersdorf aus ihrem Bauerngehöft kommt, türmen sich vorm Garten Sandberge auf. Regnet es, bilden sich dagegen Schlammkrater. Schuld sind die Wildschweine.

"Sie graben Wege um und machen Äcker zu Futterplätzen", ärgert sie sich. Seit über 100 Jahren gedeihen vor ihrer Haustür Kartoffeln und Weizen. Ein paar Felder werden heute noch bestellt. "So viele Wildschweine wie heute gab es aber früher nie", so die Mit-Siebzigerin. Besonders beliebt bei den Tieren ist offenbar die Waltersdorfer Wohnsiedlung zwischen Berliner Straße und Autobahn. Immer öfter wagen sich die Schwarzkittel direkt in den Schönefelder Ortsteil. Betroffen sind aber auch Eichwalde und Wildau. "Es gibt fast keine Nacht mehr, in der wir nicht das Grunzen der Borstenviecher hören", beklagt eine Anwohnerin.

Nicht selten werden Keiler und Bache in die Siedlungen regelrecht eingeladen. "Liegen gelassener Unrat im Wald, Müll und Essensreste an den Ortsrändern locken Wildschweine natürlich an", kritisiert Rainer Holz, Jäger in Schulzendorf. Immer öfter wird der Waidmann zu Hilfe gerufen, wenn die Kittel mitten am Tag etwa vor der Grundschule Schulzendorf oder in Nähe der Waltersdorfer Kirche auftauchen. "Die Aufregung ist immer groß. Ich mache da aber kein großes Theater drum", so Holz. Im Jahr bringt es der Jäger auf rund 12 Abschüsse. Das diesjährige Pensum sei fast schon erfüllt. Problematisch seien die Abschüsse in den Ortschaften. "Wir dürfen die Wildschweine ohnehin nur mit Ausnahmegenehmigung und äußerster Vorsicht erlegen", erklärt Jäger Holz. In der Region halten sich nach Schätzungen von Jägern mindestens 400 Wildschweine auf.
Nach Informationen des Landesumweltministeriums leben allein im Berlin-Brandenburger Speckgürtel rund 8000 Schwarzkittel. Bei Schönefelds Bürgermeister Udo Haase häufen sich in den letzten Wochen die Beschwerden. "Klagen kommen vor allem aus Waltersdorf. Viele Betroffene haben ihre Zäune aufgerüstet", sagt Haase. Vorgärten würden aufgewühlt und Mülltonnen umgestoßen. Die Zusammenarbeit mit Jagdpächtern und Polizei funktioniere, oft seien der Gemeinde aber die Hände gebunden. "In den Ortschaften darf aus Sicherheitsgründen nicht ohne Weiteres auf die Tiere geschossen werden", so der Bürgermeister. Er macht u.a. die Zerschneidung der natürlichen Lebensräume, aber auch den Klimawandel für "Besuche" der Schweine verantwortlich. "Warme Winter lassen die Rotten wachsen."

Die Waltersdorfer versuchen indes, sich gegen die Plage zu wappnen. Einige Einwohner pflanzten "Fleißige Lieschen", die Wildschweine angeblich nicht mögen. Das Gleiche gilt für im Boden vergrabene Menschenhaare, ist von Anliegern zu erfahren. "Letztlich sind die Schweine schlauer als wir. Sie haben sich an den Menschen gewöhnt", seufzt Jäger Rudolf Mann.

Richtig gefährlich werden Wildschweine bis zu sechs Wochen nach dem Wurf ihrer Frischlinge, ist aus der Unteren Naturschutzbehörde zu hören. Die Polizei bittet Autofahrer im Herbst zu besonderer Vorsicht. "Wir beobachten jetzt einen häufigen Wildwechsel auf den Straßen. Damit erhöht sich leider auch die Zahl der Unfälle", so ein Sprecher.

Ilse Lehmann steht am Gartentor und zeigt auf einen mit Schilf umwachsenen Tümpel in der Nähe. "Wahrscheinlich ist dieses Modderloch ein Paradies für Wildschweine", mutmaßt die Waltersdorferin. Förster und Jäger hätten schon Stoffpuppen installiert und Hochstände zur Beobachtung gebaut. "Es hat alles nichts genützt." Zwischenzeitlich haben einige Rotten den Sportplatz "erobert", weiß die Waltersdorferin. rüm (Dahme-Spreewald)
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