BUND - In Medow stinken Schweine zum Himmel
20.08.2006: Medow/MVr
In Medow in Ostvorpommern stinkt es nach Angaben des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) zum Himmel. In dem Ort sei im Winter eine Schweinemastanlage teilweise in Betrieb genommen worden, obwohl vorgeschriebene technische Einrichtungen wie Kadaverhaus, Luftfilter und Güllebecken noch fehlten. BUND- Agrarreferent Burkhard Roloff sagte der dpa: "Die Betreiber halten wesentliche Genehmigungsauflagen der zuständigen Behörden nicht ein." Er kündigte eine Beschwerde bei dem für Emissionsschutz zuständigen Staatlichen Amt für Umwelt und Natur (StAUN) in Stralsund an.
Gegen den Bau der Anlage mit rund 10 000 Schweinen hatte eine Bürgerinitiative jahrelang gekämpft. Ihr Mitglied Petra Behrens erstellt heute "Geruchsprotokolle" für das StAUN, um die Belastung für die Bürger in Medow und Brenkendorf zu dokumentieren und Verbesserungen zu erreichen. Vor allem in der Hitzeperiode sei der Geruch extrem gewesen. "Wir sind von dem Gestank wach geworden, uns ist schlecht geworden", sagte Behrens. Ursache seien tote Tiere, die im Freien gelagert wurden, und die Gülle, deren Verbleib unklar ist.
Der niederländische Betreiber der Medower Schweineanlage, Johannes Maria Straathof, plant dem BUND zufolge weitere Betriebe im Land. In Wendisch-Priborn (Kreis Parchim) sei eine Anlage bereits im Bau, in Alt Tellin (Kreis Demmin) soll eine der größten Sauenanlagen bundesweit mit 10 000 Sauenplätzen und 250 000 Ferkeln pro Jahr gebaut werden. Die Gemeindevertretung hat dem Vorhaben zugestimmt. Zur Verwertung der Gülle solle ein Biogasanlage entstehen.
BUND-Landesgeschäftsführerin Corinna Cwielag sagte, das Beispiel Medow zeige, dass die Zustimmung zur industriellen Tierhaltung eine krasse Fehlentscheidung sein könne. Auch Biogasanlagen seien mit Geruchsbelastungen verbunden sowie mit Verkehrslärm durch den Transport von Maissilage und Gülle. Die Kulturlandschaft verarme durch die Monokultur Mais. "Für die betroffenen Anwohner sind die Steuereinnahmen durch die Biogasanlagen teuer erkauft", sagte Cwielag. "Der aktuelle Wert ihrer Grundstücke in Gemeinden mit industriellen Tiermastanlagen verringert sich um 70 Prozent."
Roloff warnte Gemeinden davor, sich von Investoren industrieller Mastanlagen durch die Versprechen von Arbeitsplätzen und hohen Steuereinnahmen ködern zu lassen. In Medow gebe es zehn Arbeitsplätze - mit sieben Euro Stundenlohn.
MVregio Landesdienst red/ovp
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