[BotIndex] [««] Fleisch-Steuer ?  

04.10.2002 19.41 | Jörg | Fleisch-Steuer ?
Hallo allerseits !

Vielleicht haben ja einige von Euch den Nachrichten-Artikel bzw. die Pressemitteilung von PETA auf unserer Homepage gelesen. Tenor des ganzen: Fleisch sollte "besteuert" werden.

Ich selber habe als Veggie vielleicht keine allzu objektive Meinung, aber ich werde mich bemühen :)) !

Eine Steuer halte ich persönlich für den falschen Weg. Denn letztlich muss man nur die Subventionen einschränken bzw. abschaffen, die den Fleischpreis künstlich unten halten. Erst vor einer Woche musste ich beim Durchstöbern des "Real"-Prospekts folgendes feststellen:

1kg Schweine-Schnitzel 2.99 Euro

Auf der selben Seite das "Angebot" für

1 kg vegetarische Schnitzel 7.99 Euro :o

Bei dieser offensichtlichen Preisdiskrepanz kann man sich doch nur noch an den Kopf fassen oder eben: :bonk: ! Diese Situation kann man natürlich nicht mit einer Steuer bekämpfen. Aber es gehört eine vernünftige "Ordnung" in den Markt zurückgebracht. Wenn das Kilo Schweinefleisch nur noch 2.99 im Einzelhandel kostet will ich gar nicht wissen, wie wenig Cent der Landwirt daran verdient. Vielleicht kann uns Claus ja erzählen, welchen "Gewinn" er pro Schwein macht...wenn überhaupt.
Und das alles nur weil die Menschen viel Fleisch möglichst billig oder gar umsonst haben wollen. Verkehrte Welt...

Grunz in die Runde
Jörg

05.10.2002 17.22 | Elke Striowsky |
Hi Yosh,
ich halte eine Steuer gar nicht für so abwegig; zumindest darf man doch theoretisch mal darüber nachdenken. Tatsache ist, daß die Gesundheit der Bevölkerung nie so gut war wie nach dem Krieg, als es nämlich nichts zu beißen gab. Was nicht heißen soll, daß ich mir Nachkriegszustände wünschen würde, aber ein Zurück zu weniger Fleischkonsum muß nicht nur aus Tierschutz- und Umweltschutzgründen erfolgen, sondern auch, weil es wirklich schädlich ist, zu viel Fleisch zu essen. Ich bin kein Veggi, aber wir essen höchsten 1 bis 2 Mal wöchentlich Bio-Fleisch. Das reicht doch! Und gesünder lebt man dadurch auch. Wenn zu viel Fleisch also krank macht, dann sollte hier tatsächlich auch das Verursacherprinzip greifen. Ich muß für meine Lebensversicherung auch mehr Geld zahlen, weil ich manchmal rauche, obwohl ich doch bei jeder Schachtel schon Tabaksteuer bezahle. Es ist mir klar, daß es völlig utopisch ist, solch eine Steuer einzuführen. Ein Sturm der Entrüstung würde durch unsere von Billigfleisch verwöhnte Bevölkerung gehen. Aber logisch wäre eine solche Steuer schon. Logischer jedenfalls als riesen Subventionen an die Landwirtschaft. Es ist ein Skandal, daß Fleisch so billig ist. Und es wird Zeit, daß Menschen den Mut haben, das öffentlich zuu äußern.
Die Landiwrte verdienen höchst wenig an ihren "Produkten". Deshalb macht es ja auch die Masse...
Liebe Grunzer, Elke

06.10.2002 12.56 | Claus |
Hallo zusammen

Zum Thema Steuer auf Fleisch kommen mir spontan mehrere Gedanken.
Die Verbraucher geben im Schnitt 13% ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus. Die sozial schwächer gestellten Teile der Bevölkerung müssen allerdings ca. 30% für Nahrungsmittel investieren. Für die wäre das natürlich herb. Ich finde ja auch, daß Fleisch viel zu billig ist. Aber die einkommensschwachen Familien müsse hier unbedingt berücksichtigt werden.
Natürlich hat Elke recht, der Fleischkonsum ist viel zu hoch. Und die Folgen der mangelhaften Ernährung verursachen einen beträchtlichen volkswirtschaftlichen Schaden. Aber eine Preisveränderung mit dem Ziel, eine ausgewogene Ernährung zu fördern würde wahrlich einen Sturm der Entrüstung auslösen (weil Konsumverzicht) und wird somit wohl kaum von dieser Regierung durchgesetzt. Von einer anderen wahrscheinlich auch nicht.

Zu Jörg: ich kann Dir im Moment nur etwas über Ferkel sagen, bei Bedarf reiche ich gerne Zahlen aus dem Mastschweine Sektor nach.
Ein Ferkel auf ein Gewicht von 27 kg zu bringen kostet mich (ohne Lohnansatz) 40,50 Euro. Macht 1,50 Euro pro Kilo. Z.Zt. beträgt der Marktpreis 1,30 Euro/kg. Multipliziert mit 27 kg macht das 5,40 Euro Verlust pro Ferkel. Bei ca. 4500 verkauften Ferkeln im Jahr beträgt mein "Gewinn" satte - 24.300,00 Euro.
Alles klar?

Gruß, claus

06.10.2002 14.55 | Jörg |
Original von Elke Striowsky
Hi Yosh,
ich halte eine Steuer gar nicht für so abwegig; zumindest darf man doch theoretisch mal darüber nachdenken.

Hallo Elke !
Nachdem ich nun stundenlang an der Website herumgebastelt habe (ohne das dabei jetzt entscheidend viel bei herausgekommen wäre :bonk: ), wollte ich doch noch schnell auf Dein Posting antworten.
Du hast sicher recht, dass es sich mit weniger Fleisch weitaus gesünder lebt als mit sehr viel. Das ist neben Tierschutz- und auch Umweltschutzaspekten ein weiterer Grund für ein "back to better roots" :D ! Grundsätzlich muss ja nicht alles, was in der Vergangenheit liegt deswegen schlecht sein. Und der Mangel an Fleisch in den Nachkriegsjahren hat dann in der neuen Gesellschaft dummerweise dazu geführt, dass Fleisch als ein Luxusobjekt galt. Und bis heute gilt das unterschwellig immer noch so. Wenn man jemandem erklärt, er solle doch auf Fleisch verzichten oder es einschränken, dann raubt man demjenigen eine "Lebensqualität" :o ! Dumm ist nur, dass im heutigen Fleisch sicherlich nicht mehr soviel nahrhaftes dran ist.
Dennoch ist Steuer der falsche Weg, weil es haftet ja der Ruf einer Strafe an diesem Begriff. Und tatsächlich: wer zahlt schon freiwillig gerne Steuern.
Das Gegenteil müsste man folglich erreichen: die Subventionen runter...dann wird das Fleisch automatisch teurer und die Landwirte verdienen dann im Endeffekt viel besser dran.

Und wie gesagt: ich vermag es nicht einzusehen, dass ein Veggie-Produkt so exorbitant-teuer im Vergleich zu einem popeligen Stück Fleisch ist :rolleyes: !

Gruss in den Massentierhaltungs-Norden :D
Jörg

06.10.2002 15.02 | Jörg |
Original von Claus
Die Verbraucher geben im Schnitt 13% ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus. Die sozial schwächer gestellten Teile der Bevölkerung müssen allerdings ca. 30% für Nahrungsmittel investieren. Für die wäre das natürlich herb. Ich finde ja auch, daß Fleisch viel zu billig ist. Aber die einkommensschwachen Familien müsse hier unbedingt berücksichtigt werden.

Hallöchen Claus !
Das ist ein interessanter Punkt, keine Frage. Insgesamt denke ich aber, dass man die Finanzierbarkeit nicht ohne die Häufigkeit des Konsums betrachten sollte. Es ist klar, dass man bei einem teureren Produkt nicht mehr soo viel und vor allem täglich zugreifen kann/darf. Das gilt dann aber letztlich für alle Verbraucher....gewisse Einschränkungen muss man halt hinnehmen. Mir geht es ja nicht anders: ich kann mir von den teuren Soja-Schnitzeln auch nicht jeden Tag eins reinziehen :) ! Also heisst es beim Fleisch: weniger ist mehr...und dann rechnet sich das auch wieder für Familien !

Aber eine Preisveränderung mit dem Ziel, eine ausgewogene Ernährung zu fördern würde wahrlich einen Sturm der Entrüstung auslösen (weil Konsumverzicht) und wird somit wohl kaum von dieser Regierung durchgesetzt.

Full ack !! Man merkt das ja auch beim lieben Auto und der Ökosteuer :rolleyes: ! Solch harte Massnahmen können sich nur in einer langen Zeit entwickeln. Man bekommt das garantiert nicht von heute auf morgen hin.

Bei ca. 4500 verkauften Ferkeln im Jahr beträgt mein "Gewinn" satte - 24.300,00 Euro.

Meine Güte ! Das sind wirklich erschreckende Zahlen ! Dann ist es natürlich kein Wunder, dass auf lange Sicht wohl nur Betriebe mit 5000 und mehr Tieren "überleben". Aber sag mal: wie kommt Ihr denn trotzdem noch so über die Runden ??

Gruss
Jörg

06.10.2002 23.45 | Ulrich Dlouhy |
Zum Thema Fleisch denke ich, es sollte so viel kosten, wie es normal und vernünftig kalkuliert werden muß. D.h. daß tatsächlich weniger subventioniert werden sollte und das Preisniveau entsprechend angepasst sein sollte. Gerade durch die Subventionierung entsteht ja seltsamer Weise eine Situation, die billige Massenprodukte hervorbringt. Die gesundheitlichen Aspekte wie Elke sie beschrieb tragen durchaus zu dieser Denkensweise bei!
Unsere (Fr)essgewohnheit muß ohnehin geändert werden, denkt man an die einseitige Ernährung (Junkfood etc. und Hauptsache jeden Tag viel Fleisch).
Der Prozentsatz der Übergewichtigen ist ohnehin schon erheblich hoch und hat auch vor sozial schwachen Menschen nicht Halt gemacht.
Gruß
Uli

07.10.2002 04.54 | Jörg |
Im Prinzip wäre es ja eine einfache Rechnung: man verteuert den Preis des Fleisches auf das Doppelte (hört sich krass an) und die Leute essen statt jeden Tag Fleisch nur noch jeden zweiten Tag Fleisch. Rein logisch gesehen zahlen sie dann nicht mehr Geld als vorher auch :) ! Aber allein der psychologische Aspekt (Verdopplung des Preises) würde eine irrationale Reaktion in der Bevölkerung hervorrufen.
Spätestens bei der Erhöhung der Ökosteuer um läppische 3 Cent wird das Gejammere wieder gross sein :rolleyes: !

Gruss,
Jörg

07.10.2002 11.09 | Claus |
Hallo zusammen!

Zunächst mal ein ganz wichtiger Punkt. Schweinefleisch wird nicht subventioniert. Absolut freier Markt. Es läuft sogar so ab, daß z.B. Schlachthöfe die Vorkosten (Transport, LKW-Reinigung, Versicherung...) dem Landwirt in Rechnung stellen.

Zu der Frage, wie wir so über die Runden kommen:
Es gibt halt auch Phasen, da liegt der Marktpreis bei 2,50 Euro pro kg. Rechne selbst...

Gruß, claus

[BotIndex] [««] [Original-Thread]  

BotFood V1.3 by Utopia

Views heute: 138.187 | Views gestern: 176.138 | Views gesamt: 623.684.560