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25.01.2005 12.57 | SHierling | Wie mißt man Wohlfühlen" ?
Hallo,
mich hat der Thread zu den "Bettschweinchen" ziemlich nachdenklich gemacht. Was da angerannt kommt und für die Tierhalter wie "ganz besondere Zuneigung" aussieht, stellt sich aus der Sicht des Verhaltensbiologen ja ganz anders dar, nämlich als eine Notreaktion auf lange unterdrückes Bedürfnis und Ersatzhandlung.

Könnte ja sein, daß es da noch mehr Mißverständnisse gibt - darum würde mich mal interessieren, wie und womit ihr feststellt, wann euer Schwein sich "so richtig wohl fühlt", (wir hatten das ganze auch schon mal mit dem Mammar-Reflex hier irgendwo, konnte ich aber leider nicht wiederfinden)

Also TÄs, THPs und Ethologen mal ausgenommen: wie "mißt man wohlbefinden" beim Privatschwein?

Grüße
Brigitta

25.01.2005 15.08 | Nelween |
Hallo Brigitta,danke für diese Frage :(ich kann soetwas nämlich auch nicht verstehen...weisst Du auch ich habe einen Hang meine Tiere zu verwöhnen,fahre Kilometer weit um Futter zu besorgen und und....ich habe einen Hund der sich schon einiges herrausnehmen darf und wir vieles nicht so kleinlich sehen,,,,aber ein Schwein mit ins Bett und NUR in der Wohnung,,,,das verstehe ich nicht,,,,und dann noch die Aussage mein Schwein fühlt sich wohl!!!leider ist es aber immer wieder so das ich Berichte lese wo Minischweinchen nur gesucht werden wegen der Vorstellung -oh toll man kann sie mit ins Bettchen nehmen -kuscheln und sie gehen aufs katzenclo..ja klasse was eine "unkomplizierte"hHaltung dieser Schweine...das macht mich echt böse,,,hab ja auch nix gegen Wohnungs und Gartenhaltung in der Regel,,wenn das Schwein eben auch viel Platz im Garten zusätzlich hat,,,ich hab mal einen bericht gesehen bei Hund Katze Maus _vox da hatten die Tiere ein riessen gehege zum Wuhlen ,schnuppern ,rennen Spielen im Garten und mittags oder Abends je nach Bedürfniss und Laune kamen sie ins Haus auf Ihr kuscheliges Extra Schweinebettchen...das war ausgelegt mit einem ganz dicken Fell in einer Nische,,sowas finde ich noch "gut"aber mit ins Bett nehmen,,um Gottes Willen,,so hab ich grade bei jemand gelesen die ihren Laufentenerpel mit ins bett nimmt und ihm mehr Zuwendung gibt wie ihrem Mann,,,was soll das denn :D

25.01.2005 17.25 | SHierling |
Hallo nochmal,

also wenn ich Dich jetzt richtig verstanden habe, dann ist für Dich "Wohlfühlen" , wenn ein Schwein draußen lebt und einen tierischen Partner hat. Und gilt das für alle Schweine, oder Tiere?

Für Denny und Max ist "Wohlfühlen", wenn sich ihr Schwein bei ihnen ankuschelt, und in dem anderen Thread war wohlfühlen, wenn sich das Schwein auf die Seite legt während man ihm den Bauch krault.

Was ich meinte, war vielleicht nicht gut genug ausgedrückt...wie stellst Du denn "objektiv" fest, das das, was jemand mit seinem Tier tut oder nicht tut, "das richtige für das Tier" ist? Geht es einem Tier "automatisch" gut, wenn es draußen ist? oder gibt es da noch andere "Anzeichen"?

Grüße
Brigitta

25.01.2005 18.38 | Max | Wohlfühlen
also da ich hier genannt werde, richte ich mein wort an euch.

max ist ein verwöhntes einzelschwein. aber ich glaube nicht das es ihm schlecht geht. er ist den ganzen tag bei uns. darf zu hause raus in den garten. wo er zur zeit noch nicht alleine rumlaufen darf, weil wir grad umgezogen sind und es noch nicht schweinegerecht auf dem hof aussieht.

wenn es max nicht gut gehen würde, würde er nicht von alleine ankommen und gekrault werden wollen.

er schmeisst sich auf die seite und liebt es am bauch gekrault zu werden. wenn er keine lust hat, geht er und legt sich in die sonne.

wir überlegen ein zweites schwein zu holen. aber das steht noch nicht fest.

so wie es jetzt ist, ist es super für uns alle.

so das ist meine meinung.

liebe grüsse

valeska und max

25.01.2005 19.08 | Nelween |
Also jetzt mal nur zu meinen schweinen....ich hoffe das sie sich wohlfühlen hab sie ja erst eine woche..sie leben in einem 20m2 grossen stall...dürfen in den Hof,,auch ins haus wenn sie zu einem besuch aufgelegt sind,,und wenn sie wollen dürfen sie sich auch da mal hinlegen...ansonsten haben sie ja einen 800m2 grossen bereich und dazu wieder einen über 2000m2 grossen Garten...also ich hoffe das sie sich da eben wphlfühlen,,sie sind zu zweit und gekuschelt und geschmust wird nach bedarf,,ich leg mich auch schon mal zu denen ins sroh und wenn das haus fertig ist hoffe ich das sie mal zu besuch rein kommen ..lach...aber zu meinen meeris,,,auch schweine,,die fühlen sich sau wohl..sie haben extra ein riesen regal bekommen mit genügend platz zum spielen schlafen und tobben...die meeris haben ihren eigenen charackter wie jedes tier und ich setzte sie so zusammen wie sie sich mögen,,deswegen gibts auch kaum nachwuchs in meiner Hobbyzucht weil ich die mädels kaum trennen will..die sitzen zu 6 in einem gehege ..alle meeris 20 sind im wohnzimmer und bekommen jeden tag heu ,gemüse obst und und...mein Mann versteht das nicht weil ich mehr obst und Gemüse für das Vieh kaufe wie für uns..lach..draussen kommen sie im sommer tagsüber in ein grosses gehege und abends wieder rein....so soll es eben auch bei den Minischweinen sein,,auf jeden Fall zu zweit ..viel platz zwischen obstbäumen und Garten einen grossen stall und hausbesuche was will man wohl mehr als schwein...hoffe ich..lach..achso auf jeden fall bekommen sie noch einen niedrigen teich zum baden,,das sicherlich noch... :floet:

25.01.2005 19.43 | Nelween |
meine Einstellung dazu ist eher so....ich erkläre es mal an einem anderen beispiel,,,es gibt Eltern die schmusen ständig mit ihrem kind,verwöhnen es bis zum gehtnichtmehr,geben keinne wiederworte und setzten keine grenzen....das Kind fühlt sich bestimmt "wohl"obwohl es vielleicht mit solch einer erziehinh irgendwann aneckt,aber das ist ein anderes thema,,ein anderes Kind,,bekommt vielleicht nur wenig Zuwendung,vielleicht ist die Familie arm und das Kind bekommt nur sehr webnig-auch solch ein Kind kann sich doch wohl fühlen...vielleicht hat es ganz viele Geschwister und ein anderer ist ein Einzelkind,,,,ich meine damit,,ein Schwein kennt doch nichts anderes,,,,es fühlt sich natürlich auch im bett wohl und auch wenn es nur im Haus lebt-....aber ist es nicht so wie bei dem verwöhnten Kind,,das man vielleicht irgendwann mal Probleme mit solch einem schwein bekommt,,man weiss es nicht...ich denke die Tiere kennen nichts anderes und jeder meint es gut mit seinen Tieren ob es das im endefekt ist weiss man nicht....ich denke man wird sich erst dann Gedanken machen wenn das Tier verhaltensweisen zeigt die vorher nicht da waren zum beispiel agression oder anderes...

25.01.2005 22.05 | Thomas | Kurz gefasst
Hallo Brigitta,
ich will mich auch mal an dem Thema beteiligen.
Ich finde gut, dass Du mit solchen Fragen uns alle zum Nachdenken anregst. :up:
Oft ist man ganz bestimmt zu schnell überzeugt, immer das richtige zu tun. Wie das endet, habe ich ja letzte Woche selbst erleben müssen. :down:



Was ich meinte, war vielleicht nicht gut genug ausgedrückt...wie stellst Du denn "objektiv" fest, das das, was jemand mit seinem Tier tut oder nicht tut, "das richtige für das Tier" ist? Geht es einem Tier "automatisch" gut, wenn es draußen ist? oder gibt es da noch andere "Anzeichen"?

Ich glaube nicht, dass es einem Tier "automatisch gut" geht wegen einem Merkmal in der Haltung. :(

Ich sehe das recht sachlich.
Jedes Tier muss so gehalten werden, dass es vor Hunger, Krankheit, Verletzungen, Quälerei oder Tod, sowie unzumutbaren Witterungseinflüssen oder Zugriffen von Dritten geschützt wird.
Ebenso sollte bei jeder Haltung der Langzeitaspekt betrachtet werden, womit ich meine, dass man auch wenn die persönliche Einschätzung in Richtung zufriedenes Tier hin tendiert, sich immer wieder fragen muss, ob die bestehenden Bedingungen nicht zu langfristig wirkenden Nachteilen jedweder Art für das Tier führen können.


Damit ist zwar wieder der Freiraum groß, was die Auslegung des Einzelnen betrifft.
Wenn es jedoch ein objektives Maß dafür gäbe, dürfte wahrscheinlich niemand mehr ein Tier halten. :(

Das einem Tier zuweilen Streicheleinheiten von Seiten des Menschen gefallen, halte ich nicht für verwerflich, es sei denn, dass der Mensch das Tier als Art Ersatzbefriedigung missbraucht, nur um Defizite seiner persönlichen Struktur auszugleichen.
So gesehen eben bei der reinen Wohnungshaltung mit Bettanschluss.

Ich denke , wenn alle Seiten bei solchen Themen tolerant gegenüber dem anderen argumentieren und nicht nur stur einen Standpunkt vertreten, sind wir auf einem guten Weg zu einer besseren Haltergesellschaft.
Es ist aber ganz sicher ein furchtbar langer Weg, der leider auf Kosten der Mitgeschöpfe, nie am Ziel ankommt.

Viele Grüße, Thomas

25.01.2005 23.12 | Amelie |
Auch ich denke, da kann man nicht ganz pauschal antworten. Das Schwein kann nicht befragt werden, außerdem hat es auch keine Wahl.
Je nach Haltungbedingungen kennt es vielleicht auch keine anderen Möglichkeiten, die sind immer nch allen Seiten offen.....
Für mich steht eins auf jeden Fall fest, eineen gleichen Partner können wir alleine aufgrund der Verständigung nicht ersetzen.
Zum Zweiten müssen Möglichkeiten da sein, das sich ein Schein wirklich schweinegemäß verhalten kann....Suhle, wühlen etc., das ist nur in einer Wohnung meiner Ansicht nach nicht möglich.
Und dann der 3. Punkt, die Zeit der Beschäftigung und Zuwenung, die natürlich in den Wintermonaten auch nicht so einfach ist.
Trotz allem gibt es Mittelmaße, denen man gerecht werden kann, damit es de Grunzi´s gut geht.
Übertreiben muss man Tierliebe nicht, aber man sollte es so natürlich gestalten wie es geht.

Grüße

Kerstin

26.01.2005 10.03 | SHierling |
Hallo,
ich find enorm spannend wie sich das ganze hier entwickelt und danke für eure Antworten, möchte aber nochmal etwas einwerfen:

Gemeint ist nicht, welche Haltungsform ihr für welches Schwein am besten findet. Mich interessiert, WIESO ihr davon ausgeht, daß dieses oder jenes Schwein in dieser oder jeder Haltung sich "wohlfühlt" und woran ihr das bemerkt.

Max hat das oben ganz einleuchtend beschrieben: er geht davon aus, daß sein Schwein sich dann wohlfühlt, wenn es freiwillig zu ihm kommt und sich auf die Seite legt. (ohne das ganz jetzt kommentieren zu wollen, nur als "Kriterium".)
Wenn ihr also zwei Schweinchen zu Auswahl habt, das eine legt sich in der Wohnung auf die Seite, das andere im Auslauf. Was genau läßt euch glauben, daß das Tier im Auslauf dasjenige ist, das sich" wohler fühlt" ?

Noch ein Beispiel: ihr seht ein Schwein zum ersten Mal, und wißt nicht, aus welcher Haltung es stammt - könnt ihr dann überhaupt nicht sagen, wie es dem Tier geht? Oder doch? Und warum?

Grüße
Brigitta

26.01.2005 11.37 | lotte |
Mir liegt sehr viel daran, dass Grundbedürfnisse befriedigt werden.

Kontaktliegen unter Schweinen ist für mich in Ordnung, gezwungenermaßen mit dem Menschen ist für mich abartig.

Sozialleben in einer Schweinegruppe ist für mich wieder in Ordnung, dagegen das Zusammenleben müssen in einer Menschengruppe nicht.

Bei mir kann ich eine deutliche Abneigung gegen die Einzelschweinhaltung in Wohnungen mit all ihren Nettigkeiten, wie waschen, tragen, Sofa, Chipse, Leine und Betti gehen...feststellen.

Das gleiche gilt für mich auch für die Minipferde im Wohnzimmer. Ich mag es nicht, wenn man als Sozialpartner dem Tier einen Menschen aufzwingt.

Grüße von Lotte

26.01.2005 14.05 | Waver |
Hi Brigitta!

Da hast Du in der Tat einen interessanten Thread aufgemacht und die Antwort ist nicht so leicht und eindeutig zu geben.
Allgemein ist es oft so, dass wir Menschen versuchen unsere Werte auf unsere Tiere zu übertragen und meinen, es ginge ihnen dann gut. :kratz:
Holen wir als Beispiel dafür mal ein fein parfümiertes Sofaschwein (nein, das ist keine neue Rasse), bei dem Du die Hände über dem Kopf zusammen schlagen würdest (ich übrigens auch). :|
Der Halter dieses Tieres meint jetzt dem Schwein etwas Gutes getan zu haben und dass es ihm nach dem "erholsamen" Duschbad gut geht und es sich freut weil es nicht mehr nach Schwein riecht sondern nach Rosenduft. Auch wenn er dem Schwein mit nichten einen Gefallen getan hat. :(

Ich habe Fotos von Schweinen gemacht, auf denen beim Betrachter der Eindruck entstehen könnte, das Schwein grinst. Auch wieder eine Situation, bei der ein menschlicher Wert projeziert wurde. ;)

Aber wann ist ein Tier "glücklich" (auch wieder eine menschliche Definition) und woran merkt man dies?? :kratz:

Ob ein Tier gesund ist, oder ob es Parasiten hat sieht man auch nicht direkt. Allerdings bedeutet für mich nicht, dass es einem frei lebenden Wildschwein schlecht geht wenn es z.B. Läusebefall hat. Es kann sich trotzdem wohlfühlen.
Es gibt natürlich Krankheiten, die man sofort auch äußerlich sehen kann und da denke ist es so, dass das Tier sich keinesfalls wohlfühlt.

Eine klar definierte Antwort kann man auf diese Frage nicht geben.
Die Grundlage für das Wohlbefinden im Sinne der Tiere würde ich ungefähr so definieren:

» das Tier lebt entsprechend seiner Art und die Grundbedürfnisse werden erfüllt
» das Tier verfügt über ein ausreichendes Gelände
» das Gelände entspricht seinen Bedürfnissen
» es existiert ein ausreichendes Nahrungsangebot
» das Tier hat Kontakt zu Artgenossen

(eigentlich alles Grundbedürfnisse)

Bei Haustieren oder Nutztieren ist es schon schwer Maß zu nehmen, denn oft wird es mit irgendwelchen Kompromissen konfrontiert.

Sozialkontakte zwischen Mensch und Tier können auch zum Wohlbefinden des Tieres beitragen. So ist nichts dagegen einzuwenden, wenn jemand mit seinem Schwein schmust.
Allerdings sollte es (wie Lotte schon schrieb) dem Tier nicht aufgezwungen sein, denn das so "vermuste" Einzelschwein hat ja tatsächlich keinen schweineischen Kumpel, mit dem es Kontaktliegen könnte und um dem elementaren Bedürfnis nachzukommen, lehnt es sich halt in seiner Not an Herrchen/Frauchen.
Geschieht dies bei vorhanden Artgenossen, so kann dies als ein Akzeptiertsein und Dazugehören verstanden werden.

Es gibt bei jeder Tierart eine Zeichensprache und auch Verhaltensmuster, die auf den Wohlbefindlichkeitspegel schließen lassen.
Wenn man diese Sprache versteht, ja dann kann man auch etwas über das momentane Wohlbefinden des Tieres sagen.
Hinzu kommt das Umfeld!


Noch ein Beispiel: ihr seht ein Schwein zum ersten Mal, und wißt nicht, aus welcher Haltung es stammt - könnt ihr dann überhaupt nicht sagen, wie es dem Tier geht? Oder doch? Und warum?

Das ist eine schwere Frage..... :kratz:
Sehe ich z.B. ein Schwein sitzend, in "Trauerposition" würde ich spontan sagen " irgend etwas stimmt nicht mit dem Tier!".
Sehe ich ein Schwein auf einer großen Wiese oder im frischem Stroh/Heu würde ich zunächst mal sagen "dem geht es gut!".
Ich würde versuchen die Signale die es über seine Verhaltensmuster und Körpersprache "sendet" zu verstehen.
Dann würde ich das Umfeld, die Situation der Begegnung und die Lebensbedingungen betrachten und diese Faktoren im Geiste addieren und meinen Schluß ziehen. :]

Wir Menschen können nur versuchen Wohlbefinden in unseren Tieren entstehen zu lassen, indem wir es nach seiner Art leben und sie nicht zu "Barbiepuppen" mutieren lassen!
Jedes Tier hat Bedürfnisse und wenn die erfüllt werden, so hat man gute Chancen dass das Tier sich wirklich wohl fühlt.
Wissen tun wir das allerdings nie wirklich, denn dazu sind wir Menschen einfach zu wenig Schwein (Pferd, Hund, Katze...)

Es ist aber wirklich toll zu lesen, wie verschiedene Personen diese Frage beantworten.
Ein wasserdichte Definition werden wir alle miteinand wohl ehr nicht finden.

Ciao
Frank :winke:

26.01.2005 14.23 | miss piggy |
Hallo,

wirklich ein interessanter Thread und interessante Antworten.
Wie Brigitta schon bemerkte, war allerdings nicht die Frage "Wie denkt ihr, daß ein Schwein leben soll, damit es sich wohlfühlt?", sonderen "woran erkennt man, Daß sich ein Schwein wohlfühlt?".
Psychologisch ganz interessant finde ich, daß mancher darauf eine Antwort gibt, die eigentlich erklärt, wie ER (also der Besitzer) sich bei der Schweinehaltung wohlfühlt. Und damit gleichstellt, daß auch sein Schwein damit glücklich sein muß.
In einigen Antworten wurde angesprochen, daß wir nie wirklich sicher sein können, ob ein Schwein sich wohl fühlt. Machen wir es uns da nicht ein bißchen sehr einfach? Man kann an verschiedenen Dingen schon objektivieren, ob es dem Schwein gut geht. Ich denke mal, daß Brigitta auf Komfortverhalten anspielt? Einiges wurde schon kurz erwähnt (Kontaktliegen, Suhlen). Vielleicht kommen noch ein paar Antworten?

GRüße, eva

27.01.2005 10.33 | SHierling |
Hm. Scheint ja wirklich schwerer zu sein als ich dachte.

Frank meint also, es gibt durchaus objektive(?) Anzeichen für Wohlbefinden und sogar eine "Trauerhaltung", die (jeder?) sehen kann.

Ein Beispiel noch: wenn Frank sagt

Sozialkontakte zwischen Mensch und Tier können auch zum Wohlbefinden des Tieres beitragen.

dann möchte ich gar nicht daüber diskutieren, ob das richtig ist oder nicht, ich möchte nur wissen, wieso er wohl davon ausgeht.

Krankheiten, Parasiten und die Haltungsform sollen dabei explizit _keine_ Rolle spielen. Ganz einfach aus folgendem Grund: die wenigsten Verluste - egal bei welcher Tierart - hat man immer noch in der Massentier- und ganzjährigen Stallhaltung. Bei den freilaufenden Hühnern sterben sogar mehr als doppelt soviel Tiere wie im Käfig, und trotzdem werden sie "glückliche Hühner" genannt. Einfach nur "möglichst gesund überleben" ist also offensichtlich nicht das, was "das glückliche Nutztier" ausmacht.

neugierig
Brigitta

27.01.2005 12.47 | Waver |
Hi Brigitta!

»Jetzt wirds mir zu philosophisch! :))

»Ich kann mich nur selbst zitieren:
Ich würde versuchen die Signale die es über seine Verhaltensmuster und Körpersprache "sendet" zu verstehen.
Dann würde ich das Umfeld, die Situation der Begegnung und die Lebensbedingungen betrachten und diese Faktoren im Geiste addieren und meinen Schluß ziehen.

Ich denke das reicht aus um sich ein Unteil über das Wohlbefinden des Tieres erlauben zu dürfen.

Was könnte man noch mehr dazu sagen/schreiben??? :kratz:

Ciao
Frank :winke:

27.01.2005 14.31 | SHierling |
Hallo,
na, dann sind wir doch genau da, wo wir oben schon waren:

Die "Signale und Verhaltensmuster" waren es doch, womit wir hier angefangen haben, nämlich das ins Bett springende Schwein, das deswegen (!) von seinem Besitzer für "glücklich" gehalten wird, weil es ins Bett springt.

Oder das sich auf die Seite legende Schwein, das deswegen (!) "sich wohlfühlt", denn sonst würde es das nicht freiwillig tun.

Oder das "trauernde" Schwein (was ist das bitte? Wie sieht ein Schwein aus, das trauert? ), das sich weil es (???) tut, eben Deiner Meinung nach nicht wohl fühlt. (Das soll kein Angriff sein, aber zum Beispiel bei einem Huhn wärst Du mit Deiner Methode völlig aufgeschmissen, ein Huhn kann das nämlich nicht: "trauern")

Gibts noch mehr solcher "Anzeichen für Wohlfühlen"?

27.01.2005 15.58 | Waver |
Hi Brigitta!

Also bei Hühnern wäre ich in der Tat aufgeschmissen, da ich deren verhaltensmuster nicht kenne.
Da ich allerdings mit Schweinen verkehre (nein, liebe Kumpels, euch meine ich nicht), kenne ich deren Verhaltensmuster und weis diese zu deuten.
Das kennt z.B. auch jeder Hundebesitzer.
Bei dem "Bettspringerschwein" hast Du leider die Faktoren Umfeld, Situation der Begegnung und die Lebensbedingungen außer acht gelassen.
Das kommt ja noch hinzu! ;)

So langsam weiß ich nicht mehr worauf Du hinaus willst und ich bin mit meinem Latein (und allen anderen Sprachen derer ich mächtig bin) am Ende. :kratz:

Vielleicht weiß noch jemand anderes etwas Sinnvolles?

Ciao
Frank :winke:

27.01.2005 17.46 | SHierling |
Ja, *grins* irgendwie reden wir aneinander vorbei.
Deiner Meinung nach kann man also das Wohlbefiinden von Schweinen am Verhalten festmachen. Fein. Das genau sagt Max ja auch.

Also wenn Du das Verhaltensmuster von Schweinen kennst, und auch noch deuten kannst, welches Verhalten Wohlfühlen anzeigt, was zum Himmel ist denn so schwer daran, das aufzuschreiben und wenns geht noch dazu aufzuschreiben, woher Du das weißt ??

Das war doch für Max auch ganz leicht!! (DANKE nochmal.....:-))

Ich versuch ein allerletztes Beispiel:

Ich, Max, weiß, das mein Schwein sich wohlfühlt, weil ich gerade sehe, wie es -meiner Meinung nach glücklich seiend- freiwillig in mein Bett hoppt. oder sich freiwillig (sozusagen von selber) auf die Seite legt. ok?

und ich, Frank, weiß, das ein Schwein sich wohlfühlt, weil es _was_?

Du kannst Dich doch nicht einfach als Maß aller Dinge hinstellen und sagen "Ich kenne und sehe das Verhaltensmuster für Wohlfühlen beim Schwein", und so tun als sei das intersubjektiv nachvollziehbar? (oder gar interschweinektiv ?) Woran kennt man die denn, solche Muster? Und wer zum Teufel hat eigentlich bestimmt, daß womöglich Wühlen ein Schwein glücklich macht? Und wie hat er das rausgefunden??

Stell Dir vor , ich wäre ein Idiot (das paßt, weil ich komm mir gerade so vor)., und Du müßtest mir , die ich zum ersten Mal ein Schwein sehe, erklären, warum GENAU DIESES SCHWEIN jetzt beim ?!?!?! glücklich ist.

Ansonsten geb ichs aber auch auf, verkrieche mich in eine Ecke und schreibe bis zur nächsten Woche auf, wie man ein Wohlfühl-Maßband um ein Schwein wickelt. :-)

Grüße
Brigitta

PS: bei den Hundebesitzern würde ich Dir auch widersprechen, ich geh mal davon aus das nicht mal die Hälfte aller Hundehalter die Verhaltensmuster seines Tieres auch nur bemerkt (z.B querstellen, oder liegen blieben), geschweige denn richtig deutet....aber die wohnen hier nicht, die Hundebesitzer, hier ist Schweineland

27.01.2005 20.07 | Max |
jedes schwein fühlt anders.

schweine die nur aussenleben kennen fühlen sich in einer wohnung bestimmt nicht wohl. :nono:

aber "wohnungs/gartenschweine" fühlen sich halt da wohl wo sie grad sind. im haus oder im garten.

wenn max immer alleine zu hause sein müsste würde er sich bestimmt auch äussern das ihm das nicht passt und er alleine ist. dann müsste man sich überlegen ihn nach draussen mit stall und allem was dazu gehört zu legen und ein zweites schwein anschaffen, das die beiden sich zusammen beschäftigen können.

wie gesagt mein mini ist immer bei uns (im autohaus oder zu hause)

max ist ein richtiger verkäufer. fiezt sich gerne an die kunden ran, die rein kommen bei uns und nach einem auto fragen. erliebt halt schnürsenkel :freak: :lol2:

so wir wollen jetzt nach hause.

genug gearbeitet.

bis bald

valeska und max

28.01.2005 07.40 | Minibabe |
hm,... woher weiß ich denn dann überhaupt irgendwas? ich kann so ziemlich alles hier auf dieser welt in frage stellen.

ich gehe davon aus, dass meine tiere glücklich sind bzw. sich wohlfühlen, wenn sie ausgelassen auf der wiese rumspringen (hund oder schwein), zufrieden schwanz wedelnd beim grasen sind (nur milo, niko frisst üblicherweise kein gras :rolleyes:) laut freudig grunzend jedes Familienmitglied begrüßen, tagtäglich...man merkt es einfach - ich kann das erkennen, behaupte ich.

Wie misst man glücklichsein beim Menschen? Das ist ja schon schwierig genug - wie definiert man Glück? Das muss jeder für sich selbst herausfinden. Da gibts auch genug Bücher drüber - mit dieser Frage zur Selbsterkenntniss verdient so mancher clevere Autor Geld ohne Ende.
Finde es komisch, dass hier so eine Frage gestellt wird: wie messt ihr den Wohlfühlfaktor bei Euren Schweinchen?!?!?!?! Auf was zielt diese Frage denn ab, bzw. was genau wolltest Du denn hören und gibt es aus den Antworten dann irgendwelche Konsequenzen, die Du ziehst bzw. weiterverwendest - vielleicht auch für ein Buch :rolleyes:

Naja, ... jetzt hab ich halt auch meinen Kommentar dazu abgegeben.. aber manchmal muss ich mich schon wundern über diverse Themen die hier zur Sprache kommen und vor allem wie :-)!

Liebe Grüße an alle und ein schönes Wochenende
Kerstin

28.01.2005 08.16 | Jörg |
Tagchen allerseits,

hatte mangels Zeit hier einfach noch nix schreibseln können, obwohl es natürlich ein hochinteressantes Thema ist. Ich denke mal, dass Brigitta aufgrund einer gewissen Diskussion zur Frage Einzelschwein (aus der ich mich aus gutem Grunde herausgehalten habe) dieses Thema eröffnet hat, was ich nur begrüßen kann.

Ich gestehe, ich musste die Definition von Wohlbefinden auch erst nachlesen, obwohl ich eine wage Definition im Schädel hatte. Ich bin mal so frei und zitiere:

Unter Wohlbefinden versteht man den Zustand physischer und psychischer Harmonie des Tieres mit sich und der Umwelt. Das Wohlbefinden schliesst einerseits Gesundheit und andererseits einen ungestörten, artgemäßen sowie verhaltensgerechten Ablauf der Lebensvorgänge ein

Und noch etwas interessantes, was die Einzelschweinhaltung vielleicht auch in einem anderen Lichte erscheinen lassen könnte (jedenfalls im Einzelfall):

Ein Tier wird in seinem Wohlbefinden nicht eingeschränkt, wenn es an seine Umgebung gut angepasst ist, seine physiologische Gleichgewichtslage aufrechterhalten kann, wenn es frei von Krankheiten und Schmerzen ist, sich ungestört verhalten kann und wenn evidentes Leiden ausgeschlossen ist.

Beides zitiert aus einem Buch, was in keinem Schweinefreunde-Bücherregal fehlen sollte (und welches auch in unsere Literaturliste wärmstens empfohlen wird :D ): Nutztierethologie von Sambraus! Und jetzt nicht sagen "Mein Mini ist kein Nutztier ;)" denn Schwein ist Schwein...

Gerade der letzte Punkt bzw. Zitat wirft natürlich folgende Frage auf: wie kann man eine Behauptung aufstellen, dass ein bestimmtes Schwein X sich in Haltung Y nicht wohlfühlt? Geht es Valeska's Schwein oder Denny's Schwein schlecht? So ganz aus der Ferne ist das sowieso nicht zu beantworten, aber einen Punkt finde ich sehr wichtig: die Frage der Anpassung, die oben aufgeworfen wird. Und wir alle wissen, das Schweine sehr wohl sehr anpassungsfähig sind. Wildschweine sind ja auch echte Kulturfolger (siehe Berlin).

Nun könnte man natürlich durch diese Erkenntnis viele Dinge in einem anderen Lichte sehen. Auch die Einzelschweinhaltung an sich. Aber es hat schon einen guten Sinn, warum wir als Verein hingehen und sagen: bitte keine Einzelhaltung. Denn die Erfahrung beweist einfach, dass dies in der Regel zum Scheitern verurteilt ist. Das berücksichtigt natürlich nicht Einzelfälle, wo das ganz gut oder sogar sehr gut funktioniert. Würden wir auf unserer Website oder hier im Forum dieses "kann funzen" propagieren, wäre das ein Freibrief für alle, denn naturgemäß geht (fast) jeder davon aus, dass es "bei ihm" klappen wird. Daher ist unsere diesbezügliche Haltung von Vorsicht geprägt...würde ich mal behaupten.

Interessante Debatte dies ist!

Greetings to all,
Jörg

30.01.2005 08.14 | Jörg |
Morgen allerseits,

ich hoffe, dass ich die Diskussion nicht abgewürgt habe :D ! Mich würde bei der Definition von Wohlbefinden doch noch so einiges interessieren.

Wenn ich nach dem Buchstaben der Definition gehe, dann könnte ich für meine Schweine sicherlich sagen, dass sie sich wohlfühlen. Aber gibt es da nicht noch mehr Aspekte, die ein Gesamtbild formen?

Nehmen wir mal den Aspekt des Auslaufes bzw. des Geländes, welches man den Wutzen zur Vefügung stellt. Meine Wutzen haben ja eigentlich ordentlich, aber nicht übermäßig viel Platz. Doch jetzt im Winter ist das natürlich eine reine Schlammwüste, weil sie im Sommer alles umgewühlt haben. Ich beobachte auf jeden Fall, dass sie in die hinteren Bereiche nicht mehr (gerne) gehen. Mit anderen Worten: sie finden Schlamm doof, bleiben lieber im Stall etc. !
Nun kann man sich dann die Frage stellen: haben es dann ein/zwei Minis, die die Wahl haben, sich draußen und drinnen - also in der warmen guten Stube aufhalten können, nicht "besser"? Sie können ja wählen zwischen natürlichem Aufenthalt im Freien und der menschlichen Behausung. Und was würden sie wohl wählen? Würden meine Wutzen diese Wutzen "beneiden"?

Fragen über Fragen.

Schönen Sonntag wünschend,
Jörg

30.01.2005 12.08 | Thomas | Welche Wahl?
Hallo Jörg,

meine Minis haben die Wahl zwischen Stall oder draußen und obwohl die Wiese noch recht ordentlich in Schuß ist, wählen sie den muckeligen Stall und kommen höchstens mal für zwei Stunden raus. Ansonsten sieht man die nur zu den Mahlzeiten.

So wie die sich einrollen, glaube ich schon, dass sie sich wohlfühlen, man hört das auch am entspannten Schnarchen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich den Schweinen in der Wohnung so viel Entspannung bieten könnte.
Sicher ist das eine oder andere Tier auch nicht sauer, wenn es ins Haus darf, aber ich wollte damit nur aufzeigen, dass ein Mini nicht automatisch nur die Wahl zwischen Wiese oder Wohnung hat.

Im großen und ganzen glaube ich, wird dieser Thread nie an einem Ende ankommen, wo wir alle miteinander eine Paradelösung parat haben.
Ich stimme Dir aber auch zu, wie Du es schon an anderer Stelle beschrieben hast, dass wir hier im Rahmen von Beratungen weiterhin in Richtung Zweitschwein argumenttieren sollten und bevorzuge dabei die Gemischthaltung zwischen Stall und Garten.




Viele Grüße, Thomas


Viele Grüße, Thomas

30.01.2005 12.20 | SHierling |
Jo...so....also insgesamt steht hier nun leider immer noch nix anderes als "ob und wie sich ein Schwein wohlfühlt, das denken sich die jeweiligen Halter hier jeweils irgendwie aus" oder -immerhin!- sie lesen es irgendwo nach.

Allerdings: @Jörg, toll, so ein Buch zum Nachlesen, schon wahr. Aber der Herr Sambraus hat ja schon eine ganze Menge mehr gemacht als so einen Satz zu schreiben ... stell Dir mal vor, Du möchstest einem Neu-Schweinehalter empfehlen, sein Schwein so zu halten , das es sich im "Zustand psychischer und physischer Harmonie" befindet.....was soll der denn dann tun? Sein Schwein angucken und "Oommmmmmmmmmm" sagen?

Wenn man so "nach den Buchstaben der Definition geht", dann versteht das keine Sau, auf gut deutsch gesagt, und ich persönlich finde es immer wieder zum **********, wenn mir Tierschützer (natürlich wieder die anderen, die hier nicht anwesend sind!) anhand solcher "Gummiaussagen" und anderem "geschwafeltem Blabla" vorschreiben wollen, wie man Tiere zu halten hat - aber auf Nachfrage dann keinen Schimmer haben was sie damit eigentlich meinen oder wie man das nachweist. (Nichts gegen Herrn Sambraus, der weiß ganz genau, wie man Wohlbefinden nachweist - das Problem ist nur, daß ihn keiner komplett gelesen hat. Und nur mit SO einem Zitat ist wirklich keinem Schwein gedient)

Da gefällt mir Dein anderer Ausschnitt schon besser: "physiologisches Gleichgewicht" soll das Tier erhalten können. Aha. Das ist ja immerhin etwas meßbares, nur muß man es natürlich erstmal KENNEN, und dann kann man gucken, ob es beim eigenen Schwein klappt. (Und das kennt "man" bis aufs letzte I-Tüpfelchen, da sind kaum noch Fragen offen)

Genau so geht es mit der Psyche - zuerst mal muß man einen "Status Quo" haben (und natürlich kann man ein Schwein fragen, wie es ihm geht - das tun Leute (Ethologen und Physiologen) schon seit über 100 Jahren ganz professionell), und dann kann man gucken, ob das eigene Schwein sich genau so benimmt.

Was nun der jeweilige Normalzustand ist, läßt sich in Tierversuchen herausfinden (was man natürlich nur schwer mitbekommen kann, wenn man Tierversuche pauschal ablehnt).
Da wird ganz genau (molekülgenau) nachgeguckt, wieviel Streßhormon welches Verhalten auslöst, oder wieviel Endorphine gebildet werden (Anti-Schmerz-Mittel) auf welchem Fußboden, es gibt sogar extra Geräte, mit denen man stündlich Blutproben eines Tieren nehmen kann ohne es in seinem Verhalten zu stören, es gibt Versuche welchen Boden Schweine in welchem Alter bevorzugen (Wahlversuche), welcher Nährstoff aus welchem Futter wie verdaut wird, da wird gezählt (das kann z.B. auch jeder selber machen) wie oft ein Schwein normalerweise aufsteht, wie lange es normalerweise herumläuft, wie oft und wie lange es sich normalerweise hinlegt und wo. Selbst ob in einem Kastenstall der Rüssel aus dem Stall rausguckt oder drinbleibt wird gezählt, aufgeschrieben und ausgewertet in Abhängigkeit von der Zusammensetzung Stalluft. Es gibt seitenlange Arbeiten die sich nur damit befassen, wie lange und wie tief ein Schwein bei welcher Haltung und bei welcher Fütterung wühlt (btw: satte Schweine wühlen mehr - daher die "urban legend" vom vielwühlenden Wollschwein - die sind aufgrund ihrer Physiologie einfach eher satt. Füttert man sie angemessen, wühlen sie sogar weniger als andere Schweine....). Auch das Schweine "gerne Schlamm mögen" ist so eine völlig falsche "urban Legend" - wie Jörg ja auch ganz schnell festgestellt hat - es sollte im Sommer Schlamm vorhanden sein, aber eine "Schlammwüste" lehnen alle Tiere (nicht nur Schweine) im Walhversuch ab.
Es gibt tausende solcher Versuche - bei jeder Tierart, sowohl für die Wildform als auch für die domestizierten Tiere, und "wohlfühlen" definieren die Leute, die solche Versuche machen (und Schweine ganz sicher am besten von uns allen kennen) dann damit, inwieweit ein Schwein den jeweiligen "Normalzustand" einnimmt.

Wenn man also ein oder zwei Minis als Beispiel nimmt und entscheiden möchte, in welcher Haltung sie sich wohler fühlen, dann klappt man innerlich seinen Katalog mit "Normalverhalten" auf und verlgeicht. Ein Schwein ist bei Weidegang 4 bis 9 Stunden am Tag mit der Nahrungsaufnahme beschäftigt, können Schweine sich ihre Freßzeiten aussuchen, liegen die meist zwischen 06:00 und 09:00 morgens, und 15:00-18:00 abends, also immerhin 6 Stunden insgesamt.
Minischweine, die im Winter nur zweimal täglich 10 Minuten zum Füttern aus ihrer warmen Hütte kommen, haben also offenbar Streß (den kann man dann natürlich auch anhand der Physiologie nachweisen). Kommt dazu, das sich Schweine beim Wärmeliegen ganz regelmässig abwechseln - zwei Schweine (und eins natürlich erst recht nicht) aber gar keine Chance dazu haben, weil keiner "laß mich mal in die Mitte" sagen kann.
Dagegen haben die selben Minischweine in der Wohnung natürlich keine Probleme mit der Thermoregulation - es sei denn, es ist zu warm (was man mit einer küstlichen Suhle wesentlich leichter steuern kann). Allerdings weiß man, das auch das fehlende Wühlen in "Substrat" (man weiß sogar, welches Substrat Schweine bevorzugen, wenn sie die Auswahl haben, und in der SchweinehaltungsVO soll das drum auch vorgeschrieben werden) erheblichen Streß auslöst - und das ist in der Wohnung kaum je zu realisieren.
Beurteilt man das ganze insgesamt, hat man also nur die Auswahl zwischen Teufel und Beelzebub, alle Bedürfnisse der Tiere befriedigt keine Haltungsform - und meiner Meinung nach liegen dann sogar die Halter "am nähsten dran", die ihren Tieren die Wahl lassen (denn - zugegeben - für "Wiesenauer", oder "Bergsträsser" gibt es keine Tierversuche, die sind selber ein einziger Tierversuch. (Man kann aber zumindest bei der Thermoregulation hervorragend die Werte gleichschwerer Ferkel benutzen und davon ausgehen, daß etliche "grundlegenden" Verhaltensweisen beim Schwein manifest sind)

Zusammenfassend: Die Fragen, die "man sich stellen kann" sind also zum übergroßen Teil schon beantwortet *surprise* , und zwar in den meisten Fällen viel genauer und detaillierter, als ein "Neuschweinehalter" sich das beim Fragen überhaupt vorgestellt hat - nur leider lesen die wenigsten Leute die Antworten nicht, bevor man sie nicht mit der Nase draufgestoßen hat - was ich hiermit versuchen wollte.

Wer also "wirklich wissen will", ob sich sein Schwein in dieser oder jener Situation wohlfühlt, der sollte die vorhandenen "Kriterien" dafür aus Untersuchungen zu Rate ziehen , vergleichen, und dann erst Urteilen, anstatt "nach seinem Bauchgefühl", oder Pauschalaussagen "die man ja so denkt" zu bewerten.

Grüße
Brigitta

30.01.2005 16.37 | Jörg |
Hallo Brigitta,

es ist schon wirklich eine Weile her, dass ich dieses eine Buch von Sambraus gelesen habe. Insofern kann ich ganz klar eingestehen: ich habe es im Laufe der Zeit vergessen. Aber Du hast mit Deiner Abhandlung eines ganz sicher geschafft: ich werde mir das Buch mal wieder zu Gemüte führen. Ich hege sicherlich in keinster Weise den Anspruch oder bin so anmaßend, eine Art "Schweineflüsterer" oder "Schweinekenner" insgesamt zu sein, aber da ich ja selber unter die Schweinehalter gegangen bin, sollte ich mich (Recht hast Du) eingehender mit der Sache auseinandersetzen :floet: .

Ganz konkret denke ich, dass meine Art der Schweinehaltung ganz sicher keinen Preis gewinnt und dass 100% Wohlbefinden für ein Haustier schwer zu erreichen ist. Jede Haltungsform hat da ihre Defizite. Nur entbindet das einen natürlich nicht von der Pflicht, das für seine Umstände Bestmögliche zu erreichen.

Das Beispiel mit der Nahrungssuche finde ich im übrigen sehr interessant. Im Sommer habe ich beobachten können, das meine Wutzen sehr viel mit Wühlen und daher auch mit der Nahrungssuche beschäftigt waren. Jetzt im Winter (und das wird bei Thomas' Schweinen nicht anders sein) spielt aber sicherlich auch das Wetter eine Rolle (siehe Schlammstatement). Während Wildwutzen da auch weiterhin im Waldboden oder auf Feldern oder sonstwo weiterwühlen, "brauchen" unsere Hausschweine das ja nicht mehr, denn sie werden ja bedient. Und dann wird man schon reichlich "etepetete" und kommt erst gar nicht aus dem Stall raus. Ob das dann gleichzusetzen ist mit Stress...kann ich nicht beurteilen. Denke es aber nicht.

Das alles wirft bei mir aber eine Frage auf: wir sezieren hier ja hauptsächlich die Hobby- / Minischweinhaltung. Wenn man diese Maßstäbe, die wir erreichen bzw. erhalten wollen mit denen der industriellen Haltung vergleichen, dann kann man letztlich mit Fug und Recht behaupten, dass diese Schweine von vorne bis hinten ganz arm dran sind, oder?

Greetings
Jörg

30.01.2005 18.23 | SHierling |
Während Wildwutzen da auch weiterhin im Waldboden oder auf Feldern oder sonstwo weiterwühlen, "brauchen" unsere Hausschweine das ja nicht mehr, denn sie werden ja bedient. Und dann wird man schon reichlich "etepetete" und kommt erst gar nicht aus dem Stall raus. Ob das dann gleichzusetzen ist mit Stress...kann ich nicht beurteilen. Denke es aber nicht.

Hm. meinst Du nun, Du DENKST nicht, oder meinst Du, Du GLAUBST das einfach nicht? Mal ein anderes Beispiel. Wenn Dir jemand eine Untersuchung über z.B. ABS beim Auto zeigt, oder über die Technik, die hinter dem Auslösen eines Airbag steht - probierst Du die dann auch erstmal zu Haus (an einem einzelnen Auto!) aus und/oder baust sie nach, bevor Du das glaubst?

Wieso ist denn "Streß beim Schwein" eine (ziemlich komplizierte) Angelegenheit, die offenbar jeder Hans und Franz aus dem Bauch raus "abschätzen" darf, so eine simple Sache wie ABS (die ja "nur" sture Technik ist) aber nicht? Die Leute, die solche Untersuchungen machen, die achten schon darauf, daß das ganze Nachvollziehbar bleibt (auch dafür gibts Kennzahlen)...ich weiß zwar nicht, wie ich das noch "glaubhafter" machen soll, aber es ist so. Es gibt beim zählen von Schweineaktionen sogar extra Richtlinien, die den sogenannten "Beobachtereinfluß" herausrechnen, (weil man festgestellt hat, das bestimmte "Erwartungshaltungen" auch bestimmte Ergebnisse zeitigen. Das ist aber weniger geworden, seit man zur Direktbeobachtung auch die Videobeobachtung nimmt.)

Leider ist die entsprechende Arbeit -glaub ich - nicht digitalisiert, aber ich versuchs mal zusammenfassend: die Hausschweine wühlen nicht, weil sie HUNGER haben (die meisten Hausschweine haben sowieso immer Hunger, das ist das Ergebnis der Selektion auf hohe Futteraufnahme), sondern weil sie trotz der züchterischen Veränderung den Trieb zum Wühlen behalten haben.
Und natürlich hat das Wetter einen Einfluß auf das Verhalten der Tiere: denen ist schlicht und ergreifend kalt, darum bleiben sie drin. Ein Hausschwein ist eben kein Wildschwein (und sogar Wildschweine können hierzulande erfrieren).
Um solche Dinge herauszufinden, braucht man nur einen Wahlversuch zu machen: biete Deinen Schweinen in einem ausreichend großen und WARMEN Stall das passende Substrat (Erde, kein Stroh), und schon wühlen sie ganz genau wie im Sommer. Sogar gleich nach dem Fressen (da am meisten).

hth
Brigitta

PS: ich sehe den Unterschied zwischen Hobby- und Nutzschweinen nicht so krass wie Du, erst recht nicht im Winter - ein Hobbyschwein in einem Stall, der doppelt so viel Platz hat wie ein Maststall bietet hat es ja nicht unbedingt "besser" - in erster Linie hat es es mal kälter, einsamer und mit Pech wird es dann auch noch schlechter versorgt, womöglich nur zweimal am Tag.
Dagegen hats ein Mastschwein in einer 6er oder 8er-Gruppe, sagen wir ein einem Teilspaltenbodenstall, oder meinetwegen sogar in einem dieser neuen Außenklimaställe , womöglich noch mit Futterautomaten, an dem es lauter kleine Portionen fressen kann über den Tag sicher besser, auch wenn es nicht so lange lebt.

Sieht im Sommer aber wieder ganz anders aus.

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