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09.01.2005 17.16 | SusScrofa | Rotbunte Husumer Schweine
In der neuesten Ausgabe der Zeitschrift "Geflügel-Börse" (1/05 v. 7. Januar 2005) findet sich ein sehr informativer Artikel von Michael von Lüttwitz (Chefredakteur) zur Geschichte und zum Status Quo der Rotbunten Husumer Schweine. Daraus ein kurzes Zitat in Auszügen:

"Gerade einmal 14 Jahre als Rasse alt, wurde 1968 auf der Kreistierschau in Rendsburg letztmalig in offiziellem Rahmen ein Rotbuntes Husumer Schwein ausgestellt. Danach galt die Rasse als verschwunden, sprich ausgestorben. Wie durch ein Wunder erschienen auf der Grünen Woche in Berlin 1984 wieder rotbunte Schweine im Husumer Typ. Wenngleich einige schwarze Flecken auf eine ( Anmerkung SusSrofa: früher nicht vorhanden gewesene) Mischerbigkeit hindeuteten, waren sie augenscheinlich die tot geglaubten Rotbunten Husumer Landschweine.

Dr. Güntherschulze, der Initiator des ersten und zugleich größten deutschen Haustierparks in Warder nahm sich dieser Rasse genauso an wie der Berliner Zoo..... Mehr als eine Handvoll Züchter machte sich sogleich mit Dr. Güntherschulze und dem Zoo Berlin an die Arbeit, diese Rasse nicht nur zu erhalten, sondern auch rassisch durchzuzüchten auf das altbekannte Farbbild...... Die Husumer Schweine haben ein ausgeprägtes Familienleben. Die Ferkel können bei Freilandhaltung ruhig im Sozialverband bleiben, so dass verschiedene Mütter ihre Ferkel führen. Selbst der Eber kann bei den Ferkel führenden Sauen verweilen.....Erfreulicherweise kann man die Husumer Rotbunten mit der dänischen Nationalflagge auf der Schwarte nicht nur bei Privatleuten sehen, sondern auch in Tierparks und Zoos..." Zitat Ende

Weiter erfährt der Leser unter anderem, dass der 1996 gegründete "Förderverein Rotbuntes Husumer Schwein e.V." im Jahre 2000 zehn Zuchteber und 102 Zuchtsauen im Zuchtbuch registriert hatte.

Der insgesamt zweiseitige Bericht ist reich bebildert, Interessierten ist er zum Lesen sehr zu empfehlen. Weitere Informationen zum Bezug des Heftes sicher unter http://www.gefluegel-boerse.de

Viele Grüße

Hartmut

09.01.2005 19.09 | Breda | RE: Rotbunte Husumer Schweine
Hallo Hartmut!

Ich habe den Bericht in der letzten Geflügelbörse mit Interesse verfolgt. Leider zeigten viele Husumer auf den Bildern eine Blesse, was eigentlich nicht sein sollte. Desweiteren schrieb der Autor, dass die Sauen schon wüssten, wann der beste Zeitpunkt zur Paarung wäre. Das ist doch alles Quatsch. Die Sau wird alle 3 Wochen rauschig, unabhängig von der Jahreszeit. Man sollte nicht alles glauben, was in solchen Berichten geschrieben wird. Andererseits finde ich es aber gut, dass sich die Geflügelbörse mit alten Haustierrassen beschäftigt. Ach so ich habe mal auf deiner Webseite nachgeschaut. Deine Bourbonputen sind im Schwanz zu dunkel. Einmaliges ziehen der Stoßfedern führt zur Reduzierung des Farbstoffes, so dass sich eine saubere Stoßbinde mit weißem Saum abzeichnet.

Gruß

Stefan

09.01.2005 20.42 | SusScrofa |
Hallo Stefan,

leider zitierst du den Bericht von Herrn von Lüttwitz nicht korrekt. Keinesfalls hat er geschrieben,

dass die Sauen schon wüssten, wann der beste Zeitpunkt zur Paarung wäre.

Der Originaltext lautet:

"Überhaupt sorgt sich der Eber bestens um die Vermehrungsrate. Im freien Sprung deckt er die Sauien dann, wenn die Natur den optimalen Zeitpunkt vorgesehen hat."

Und diese Aussage ist nun alles andere als Quatsch, um mich mal deiner Ausdrucksweise zu befleißigen.

Gerade noch richtig in deinem Posting ist, dass ungedeckte Sauen in einem Zyklus von ungefähr drei Wochen rauschen. In der konventionellen Schweinehaltung ist es bekanntlich so, dass die erste Rausche ca. 3 Wochen nach Absetzen der Ferkel einsetzt. Wenn man folglich in Rechnung stellt, dass Ferkel heute im Alter von ca. 5 Wochen, also nach ca. 35 Tagen, von der Sau abgesetzt werden, dann kann die erste Bedeckung der Sau nach Adam Riese ungefähr nach 56 Tagen erfolgen.

Langjährige Felduntersuchungen von Prof. Dr. Stolba haben nun folgendes an Erkenntnissen erbracht, wobei folgende Untersuchungsbedingungen vorlagen (kurz zusammengefasst): Ein Deckeber wird am 19. Tag nach der gleichzeitigen Ferkelgeburt vier Muttersauen hinzugegeben. Die noch laktierenden Muttersauen werden durchschnittlich am 35. Tag synchron gedeckt, also 3 Wochen vor solchen Sauen, die während der Laktaktion keinen Eberkontakt hatten. Und das meinte Herr von Lüttwitz, wenn er schrieb, der Eber deckt die Sauen, wenn die Natur den optimalen Zeitpunkt vorgesehen hat. Denn genau das passiert in der Natur, sprich bei sich selbst überlassenen Wildschweinen.

Mir widerfuhr auf der Grünen Woche in Berlin im Jahre 1990 mit einer Familienrotte Bunter Bentheimer Schweine (1 Eber, 2 Muttersauen mit ca. 3 Wochen alten Ferkeln folgendes: Als ein Kamerateam von SAT 1 Aufnahmen von unseren Bentheimern machte, deckte der Eber vor laufender Kamera eine der beiden Sauen. Die Gruppe war zuvor nach Stolba (s.o.) auf unserem Hof im Familiensystem gehalten worden. Beide Sauen brachte ich tragend nach Hause zurück, sie ferkelten erneut in einem Abstand von zwei Tagen, und das trotz des Transportstresses auf der Hin- und Rücktour (jeweils ca. 450 Kilometer; auweia, jetzt geht vermutlich ein Aufschrei durch die Reihen der Forumsteilnehmer!!).

Zu der von dir beanstandeten Blesse der abgebildeten Husumer möchte ich dir nur sagen, dass kaum eines der heute existierenden Exemplare homozygot, also reinerbig, bezüglich der ursprünglichen Farbe ist. Um die Rasse erhalten zu können, war und ist man auf Fremdblut angewiesen, und da schlagen eben auch immer mal wieder Blessen durch. Tiere ein und desselben Wurfes sind zum Teil gesattelt, teils halb weiß und halb rot und teilweise auch gescheckt. Stefan, Husumer sind heute Kreuzungsprodukte!!

Und zum Abschluss noch dieses: Niemals würde ich auch nur einem meiner Puten von Hand eine Feder ziehen, und schon gar nicht, um einer (und dazu noch deutschen) Rassebeschreibung näher zu kommen. Eigentlich dürfte ich das hier gar nicht öffentlich preisgeben, aber mein Hahn wurde im Ursprungsgebiet, also in den USA gezeugt. Nur als Küken geschlüpft ist er hier in Deutschland. Und nun rätst du mir zum Lebendzupfen?

Ich bin als immer noch relativer Neuling in diesem Forum doch überrascht, eine Geisteshaltung wie die deine hier anzutreffen.

Viele Grüße

Hartmut

10.01.2005 09.43 | SHierling |
Hallo,
ich hab den Bericht nicht gelesen und wäre froh über eine Version als scan - um die die Geflügelbörse zu abonnieren essen die Leute einfach zu wenig Bergische Kräher ;-)

Für mich klingt das im Moment so, als würde "Familiengruppenhaltung" da als Haltung Sauen & Eber ganzjährig in einem Auslauf verstanden.
Da das in der Natur ja nun deutlich nicht so ist und die Eber den überwiegenden Teil des Jahres als Einzelgänger leben, und zudem meines Wissens auch Wollschwein-Eber die einzigen sind, die man verträglich auf Dauer mit Sauen zusammensperren kann (abgesehen von Naturschutz-Parks, ich denk mal, diese Flächen hat hier keiner zur Verfügung) - welche Fläche gibt er denn da an, und/oder Hartmut: hast Du einen Bentheimer Eber permanent auch zwischen tragenden Sauen laufen? Oder wird da explizit darauf hingewiesen, daß das in den meisten Tierhaltungen nur fur Gruppenhaltung synchronisierter Tiere gelten kann, und der Eber dann auch jeweils nur mit güsten Sauen vergesellschaftet wird?

Die Frage deswegen, weil ich immer wieder erlebe, das Leute sich "eine richtige Schweinefamilie" in VaterMutterKind-Manier anschaffen wollen (oder das schon getan haben) und spätestens wenn die erste Sau tragend wird oder gar abgeferkelt hat, gibts den großen Ärger - abgesehen von der späteren Inzucht, aber darüber denken die meisten Hobbyhalter ja nicht so sehr nach.

Die Argumentation ist dann oft: "Ich hab das aber schon so gelesen, gesehen, und bei demundem Bauern oder in demundem Park klappt das doch auch" - wobei die Leute dann immer grade mal eine Gruppe Sauen&Eber beim Spazierengehen gesehen haben und oft nicht bemerken, daß da auch mal umsortiert wird.

Ansonsten find ich es immer gut, wenn solche Rassen gefördert und beschrieben werden, egal wo.

Was das Federn zupfen angeht: das selbe Thema gibts bei den Leuten, die die Kammfehler beim Hahn mit dem Brenneisen lösen. Merkmale sollte man auch meiner Meinung nach lieber züchten als zupfen ;-)

Grüße
Brigitta

10.01.2005 09.43 | Jörg |
Hallo Hartmut,

die Husumer sind wirklich eine interessante Rasse, in die auch ich mich total verschossen habe. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich im letzten Jahr meinen Traum von den eigenen Wutzen erfüllt habe waren aber in direkter Nähe keine Ferkel aufzutreiben *seufz*! Daher habe ich mich für ein Bentheimer und ein Wollschwein-Mix entschieden (siehe Galerie und anderweitig von mir im Forum verteilte Fotos :grin: ).

Dem Tierpark Warder hatte ich in den 90ern Jahren den ein oder anderen Besuch abgestattet, inzwischen gab es ja sehr viel Aufregung und es drohte die Schließung. Es wird eigentlich mal Zeit, dass ich dort wieder aufkreuze :stareup: !

Danke jedenfalls für den Hinweis...werde mal schaun, dass ich die GB hier irgendwo auftreiben kann.

(jeweils ca. 450 Kilometer; auweia, jetzt geht vermutlich ein Aufschrei durch die Reihen der Forumsteilnehmer!!).

Zugegebenermaßen war ich auch am Anfang ein Verfechter von möglichst kurzen Fahrtwegen. Aber bei einem gut durchgeführten Transport kann man eigentlich davon ausgehen, dass die Wutzen ihn tadellos überstehen. Kommt halt auch immer auf die Begleitumstände an. Unsere beiden Schützlinge Johannes und Würmchen haben die Fahrt aus dem Süddeutschen nach Ostfriesland jedenfalls gut überstanden :up: !

Beste Grüsse,
Jörg

10.01.2005 09.49 | Jörg |
Original von SHierling
das selbe Thema gibts bei den Leuten, die die Kammfehler beim Hahn mit dem Brenneisen lösen.

Sowas gibt's?? Aber dann widerum wundert es mich doch nicht. Ist genauso geschmackvoll wie die Minischweinzüchter, die 10kg-Schweine dadurch "züchten", indem sie den neuen Besitzern einen Hungerplan a la "1 halbes Äpfelchen und 2 Esslöffel Müsli pro Tag" an die Hand geben.

*kopschüttel*

10.01.2005 13.35 | SusScrofa | Familienhaltung
Hallo Brigitta,

vorab folgendes zur Information: Ein Jahr nach Wiederanerkennung der Rasse (1988) legte ich mir die ersten Bunten Bentheimer Ferkel zu. Ab 1989 hielt ich im Schnitt drei Zuchtsauen und einen Eber. Im gleichen Jahr wurde ich auf das Familienhaltungssystem nach Prof. Dr. Stolba aufmerksam und hielt Eber und Sauen zunächst in etwas abgewandelter Form zunächst ausschließlich im Stall. Der Eber verblieb ganzjährig bei den Sauen. Wenn die Sauen synchron ferkelten, separierte ich den Eber ca. eine Woche vor dem erwarteten Abferkeltermin. Nach knapp drei Wochen (Prof. Stolba empfiehlt den 19. Tag) ließ ich den Eber wieder zu den ferkelführenden Sauen. Ich habe das ab und an auch schon mal früher gemacht, aber die Verluste durch Erdrücken der bis dahin doch noch recht empfinglichen Ferkel waren mitunter einfach zu groß. Ab einem Alter von ca. 3 Wochen habe ich jedoch keine solchen Verluste mehr gehabt. Die Ferkel ließ ich bis zum Alter von 12 Wochen in der Rotte. Spätestens zu diesem Zeitpunkt ließen die Sauen die Ferkel nicht mehr saugen.

Durch den Eberkontakt wurden die Sauen noch während der Laktation stimuliert und wurden erneut gedeckt, als die Ferkel etwa 35 - 38 Tage alt waren.

Der Betriebsablauf nach Stolba: "Vier synchron gedeckte Muttersauen werden drei bis fünf Tage vor dem errechneten Geburtstermin je in einem Nestareal separiert. Am siebten Tag nach der Geburt werden die Separationstore entfernt, so dass die vier Muttersauen zusammen mit ihren Ferkeln eine artgemäße Familiengruppe bilden können. Ein Deckeber wird am 19. Tag hinzugegeben. Die Muttersauen werden durchschnittlich am 35. Tag synchron gedeckt. In der 12. Woche werden die Ferkel durch die Muttersauen natürlich entwöhnt. Die Familiengruppe bleibt jedoch bis zum Ende der Trächtigkeit zusammen. Zehn Tage vor dem nächsten Abferkeln werden die Masttiere von den Muttersauen getrennt. Der Betriebsablauf beginnt von neuem."

Leider habe ich das Buch von Stolba verloren, deshalb kann ich dir die Ausmaße dieses Stalles nicht mehr genau sagen. Ganz grob gesagt hat er ein Ausmaß von ca. 10 m im Quadrat. Eine Skizze dieses Stalles habe ich aber noch, könnte ich scannen und dir zuschicken.

Übrigens hat Stolba mit ganz normalen Hausschweinen operiert. Dafür braucht man also keine Robustschweinerasse, es handelt sich um ein Stallhaltungssystem.

Später habe ich (Bentheimer-)Sauen und Eber auch im Freiland zusammen gehalten. Alle haben in der Regel zusammen in einer Hütte übernachtet. Erst in dem Moment, als eine Sau kurz vor dem Abferkeltermin mit dem Nestbau begann, übernachteten die anderen Sauen und auch der Eber außerhalb der Hütte. Ich vermute, dass die Sau die anderen einfach "rausgeschmissen hat", und alle haben das ohne Probleme auch akzeptiert. Da ich dann aber draußen doch recht viele Verluste hatte, habe ich die Sauen vor dem Abferkeln in den Stall geholt, weil ich draußen keine Möglichkeit hatte, die Sauen zu separieren.

Den Artikel aus der Geflügelbörse scanne ich dir gerne ab. Du musst mir nur schreiben, wohin ich ihn schicken soll.

Viele Grüße

Hartmut

10.01.2005 13.40 | SHierling |
Hallo Jörg,

klar gibts sowas, wobei das Federn zupfen den Kamm-Manipulationen gegenüber ja nicht wirklich ein "fleischlicher Eingriff" ist, mir gings nur um "erblich oder nicht".
Solche Art Schönheitsver(w)irrung ist doch auch nicht auf Tierzüchter beschränkt - denk bloß mal, wie lange sich Frauen schon Löcher in die Ohren pieken lassen um Zeugs dranzuhängen (zum Teil sogar gerade die Frauen, die ihrem Ferkel aber nie nie nie eine Ohrmarke einziehen würden!) - von Tatoos und womöglich Piercings an allen möglichen und unmöglichen Stellen will ich gar nicht erst reden. ;-)

Grüße
Brigitta (plädiert für die Züchtung lochohriger Frauen)

PS: (hehe, gleichzeitige Mittagspause *winke Hartmut*)

Die Sache mit der Stimulation etc pp ist mir alles klar, machte man früher ja auch schon im ganz normalen Betrieb bei Problemen mit stiller Rausche. Bei den kleinen Familiengruppen die ich oben meinte, gehts es aber meistens darum, daß die Sauen, sowie sie tragend sind oder spätestens nach dem Abferkeln den Eber wegbeißen (bis zum totbeißen, wenn nicht getrennt wird), und das eben nicht nur im relativ engen Stall, sondern auch auf Flächen von mehreren 1000 m².
Aber gut zu wissen, das Bentheimer auch so tolerant sein können.

Ich hab selber keinen Eber, da ich verschiedene Sauen halte, und auch draußen bisher keine Verluste, allerdings hat hier jede Sau eine eigene Hütte, zuzüglich geräumigem (gemeinschafts-)Laufstall in einer Scheune. Geschlafen wird in zwei Gruppen in den Hütten oder als wilder großer Haufen in der Scheune (zur Zeit allerdings nur für die Läufer zugänglich der getrennten Fütterung wegen), beim Abferkeln war die Bentheimer Sau in einer Hütte, die Wollsau und die Sattelsau haben ihre Ferkel "mitten in die Landschaft" (ohne Nest und Hütte) gelegt.
Grüße, Brigitta
pps: Meine email ist bblume(at)bb01.de

10.01.2005 13.55 | SusScrofa |
@ Brigitta

Ein Abbeißen der Sauen habe ich zu keiner Zeit beobachtet. Solange die Sau nicht in die Rausche kam, hielt der Eber von sich aus ausreichend Abstand zu den Sauen. Übrigens praktiziere ich das Gleiche auch heute noch mit meinen Welsh B-Ponys. Der Hengst bleibt das ganze Jahr bei den tragenden Stuten, und selbst wenn die Stuten bei entsprechender Witterung auf der Weide abfohlen, lasse ich den Hengst dabei. - Aber o.k., da muss wohl jeder seine eigenen Erfahrungen machen.

Die Mail kommt in Kürze, ganz sicher heute noch.

10.01.2005 14.05 | SHierling |
Huhu nochmal,

bei Pferden ist das auch was ganz anderes - da ist das natürliche Verhalten ja "Hengst mit Stutengruppe", wie "Hahn mit Hennen" bei den Hühnern. Bei den Schweinen ist das Dulden des Eber in mehr oder weniger Nähe der Sauengruppen ja "nur" eine Folge der Domestikation und deswegen halt Rasse- bzw. Kreuzungsabhängig - für Wollschweine ist das wohl auch schon irgendwo mal nachgewiesen, steht bei Peitz, bei den anderen Rassen hat sich da in den letzten 40 Jahren ja auch niemand mit beschäftigt - abgesehen von den Untersuchungen zu den Schweine-Peepshows in den 80ern.

Ich denk auch, Austausch von Erfahrungen kann da eine Menge bringen.

Grüße
Brigitta

10.01.2005 20.01 | miss piggy |
Hallo,

da ich mich ja jetzt schon einige Zeit erst mal theoretisch mit der Haltung von Schweinen und der Frage "Eberhaltung ja oder nein?", "Künstliche Besamung" oder nur Masthaltung beschäftige, interessiert mich Euer Thema sehr.
Wenn ich es richtig verstehe, erreicht man bei der Familienhaltung eine kürzere Zwischenferkelzeit (sagt man so? Bei Kühen heißt es ja Zwischenkalbezeit.) als in konventioneller Haltung.
Ist das auch sinnvoll, wenn man nicht auf eine maximale Ferkelzahl pro Jahr, sondern statt dessen auf eine lange Nutzungsdauer der Sauen aus ist? Oder sollte man den Sauen dann lieber eine gewisse Ruhephase geben und den Eber erst später zulassen?
Wie lange ist die Nutzungsdauer der Sauen, wenn sie wie beschrieben (also erneute Belegung 3-4 Wochen nach Abferkeln) gehalten werden?

Grüße, eva

10.01.2005 20.12 | eifelhexe |
Hallo Susscrofa (hoffentlich war das jetzt richtig hab nur ein Kurzzeitgedächtnis und so ein schwerer name :] )
Du hast Puten!?! :] :] :]
Wäre es möglich von DIr ein paar Eier zu bekommen jetzt demnächst im Frühjahr????
Ich möchte doch endlich vom Kauf der Jungputen abgeben die aus Massenhaltung stammen, aber ich kenne keinen der mir zum Start verhilft, also zu den Eiern das ich selber ziehen kann!!!!
Und eine richtige Rasse, sprich nicht mast big 6 sollte es dann auch sein.
Und überhaupt, wie geht das hier im Forum eigentlich mit einer PN???
Kann man das nicht mit einem anderen privat in kontakt treten??? :|
Habe noch nicht gefunden wie das geht :hail:.

10.01.2005 21.04 | SHierling |
Hallo eva.
bei Sauen / Ferkelerzeugern wird die Leistung in Sachen Nachkommen nicht als "Zwischenferkelzeit" angegeben (ist aber so, hast Du völlig recht), sondern in "Würfen je Jahr". Gute Betriebe erreichen da einen Wert von etwa 2,3 und damit dann ca 20, 21 aufgezogene (nicht geborene) Ferkel je Jahr. Dieser Wert ist mit der Nutzungsdauer der Sau immer negativ korreliert, also je mehr Würfe je Jahr, desto kürzer auch die Nutzungsdauer der Sau in Jahren (zur Zeit wenn ich mich ricjhtig erinnere im Schnitt zur Zeit nur noch 6-8 Würfe, dann ist Schluß wegen Fruchtbarkeitsproblemen bei den Spitzenbetrieben).

Das ganze hat aber nicht - oder nicht ausschließlich - mit der Familiengruppe zu tun (der Ausdruck ist eigentlich noch sehr neu und keine anerkannte oder standardisierte Haltungsform, sondern die vorgeschriebene Gruppenhaltung von Sauen zielt darauf ab, Sauengruppen zu halten wie in der Natur, also ohne Eber. Im Normalfall wird der Eber in Sichtweite aller Sauen einzeln gehalten und dann jeweils in die Gruppe gebracht, in der sich die gerade abgesetzten Tiere befinden.

Bisher war das auch die "schnellste" Methode resp. die wirtschaftlichste, je früher die Ferkel abgesetzt werden, desto eher kann die Sau wieder rauschen, desto mehr aufgezogene Ferkel je Jahr etc pp. - da wird auch schon mit 3 Wochen abgesetzt. Inwieweit Familiengruppenhaltung mit Eber in Sachen Befruchtung noch effektiver ist, darüber gibt es soweit ich weiß noch keine statistisch abgesicherten Erkenntnisse, ich denke, die Nachteile dieser Haltungsform (Ferkelverluste, geringere tägliche Zunahmen der Mastferkel in den ersten Wochen durch die meist fehlende Möglichkeit, gezielt Prestarter etc einzusetzen, langsamere (Winter-)Entwicklung im Freiland gegenüber temperierten Ställen die paar Tage "Einsparung" durch das extrem Frühe Wiederbelegen wirtschaftlich in etwa aufheben, zumal ja auch die Sau dann eher abgeschrieben werden muß.

Nach Peitz ("Schweine halten") "hoffen wir ..." (das ist ein Zitat, diese Hoffnung, weil es keiner weiß) führt Familiengruppenhaltung im Sinne von "Sauen und Ferkel unterschiedlichen Alters verbleiben in einer Gruppe auch nach dem Absäugen der Ferkel" zu einer längeren Nutzungsdauer - aber da Rauschen die Damen dann auch erst nach frühestens 8-10 Wochen wieder, teilweise erst nach 3 Monaten.

Ich gestalte das ganze im Moment so, daß ich gar keine Winterwürfe habe und die Sauen wie bei den Wildschweinen nur im Frühjahr abferkeln, denn mehr als einen Wurf im Jahr werde ich eh nicht los :-(
Das ganze hat den zusätzlichen Vorteil, daß in der Folge auch die Schlachtezeit der Masttiere immer in den Winter fällt (besserer Fleisch-Transport, und längere Tradition, sowas ist für mich als "Winzig-Produzent" auch ein Werbemittel). Nachteil ist die in der Familiengruppe immer schlechtere Versorgung der Einzeltiere (wachsende Ferkel / Läufer / Mastschweine haben andere Ansprüche als die Sauen, vor allem, wenn die gerade nicht tragend sind, und Ferkelschlupfe verhindern zwar, daß die Sauen das Ferkelfutter klauen, nicht aber das die Ferkel sich am Sauenfutter bedienen...), die ständige Rauscherei der Sauen während der Herbstmonate ist für die armen Viecher auch kein Vergnügen, die sind ja nun mal "auf Leistung= Fruchtbarkeit = alle 3 Wochen Rauschen" gezüchtet und in dieser Hinsicht nicht mehr an den "Wildschweinerhythmus" gewöhnt.
Überflüssig zu erwähnen, daß sowas "natürlich" in allerkeinster Weise wirtschaftlich mit den Standard-Haltungssytemen zu vergleichen ist, weil ich ja nur die Hälfte der Ferkel je Jahr habe, aber nicht etwa das doppelte Geld verlangen kann.

Insgesamt hoffe ich aber, damit die Nutzungsdauer meiner Sauen auf einige Würfe länger zu "steigern" - frag mich in ein paar Jahren einfach noch mal ;-)

Grüße
Brigitta

10.01.2005 21.35 | Waver | private Nachricht
Hi Eifelhexe!

Eine private Nachricht zu versenden ist kinderleicht! :]
Einfach oben auf den Button "PN-Box" klicken, dann auf "neue Nachricht".
Wenn Du den Namen bzw. dessen Schreibweise nicht mehr genau weißt, dann klicke auf "benutzer finden!"

Alles andere erklärt sich fast von selbst!
Probiere es einfach mal aus! :]

Ciao
Frank

10.01.2005 23.30 | miss piggy |
Hallo Brigitta,

vielen Dank für Deine Antwort.
Ich finde es auch logisch, daß es für die Sau weniger verschleißend ist, wenn sie nur einmal pro Jahr ferkelt. Bei einer Robusthaltung mit Fütterung von betriebseigenem Futter besteht ja auch immer die Gefahr, daß die Fütterung nicht ganz optimal/leistungsgerecht ist. Das wiederum kann sicher eher verkraftet werden, wenn die Sau längere Ruhezeiten hat.
Aber es erfordert natürlich auch einen gewissen Aufwand an Management, was den Eber angeht.

GRüße, eva

11.01.2005 07.22 | Jörg | RE: private Nachricht
Original von Waver
Eine private Nachricht zu versenden ist kinderleicht! :]
Einfach oben auf den Button "PN-Box" klicken, dann auf "neue Nachricht".
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Nich ganz :stareup: , denn für Neumitglieder unter 10 Postings war die PN-Funktion deaktiviert. Ich habe diesen Malus soeben aber aufgehoben ;)

11.01.2005 09.36 | SHierling |
@eva

Einen eigenen Eber sollte man eigentlich erst ab einer gewissen Anzahl eigener Sauen halten - sonst ist das ganze nicht tiergerecht. Will man außer Mast- auch Zuchttiere verkaufen (man kann ja nicht alle Ferkel behalten, sollte der Eber gekört sein, im Herdbuch eingetragen etc pp - alles Sachen, die sich "für die kleine Hobbyhaltung" kaum rentieren - da ist es schon wesentlich leichter, seine Sauen zu einem nahen HB-Eber zum Decken zu bringen, das nutzt beiden Teilen: der Eber eines Kollegen ist evtl besser ausgelastet, und selber muß man keinen haben - zudem ist die eigene Haltung dann "naturnaher".

das erfordert auch keinen großen "Mehraufwand" am Management, die meisten Sauen rauschen pünktlich alle 21 Tage, das trägt man in einen Kalender (Brunftkalender, Rauschetabelle, wie auch immer) ein, und zu 90% kann man seine Uhr danach stellen wanns losgeht.

Das das nur einmaliges Abferkeln für Hausschweine BESSER ist als zweimal je Jahr, möchte ich nicht sagen: die Tiere leiden schon erheblich an der ganzen Umrauscherei, haben monatelang Streß und verfetten zudem extrem leicht. Und wenn sie das ein paar Jahre länger tun, ist das nicht unbedingt "die bessere Tierhaltung". Tiergerechter für Hausschweine wären sicher mindestens 1,5 bis 2 Würfe je Jahr - nur bezahlen will die keiner.

Grüße
Brigitta

PS: einen ganz einfachen Sauenplaner findest Du unter http://tinyurl.com/4lusm . Einmal eintragen, wann eine Sau rauscht, danach kannst Du die nächsten Termine in der nächsten Spalte ablesen.

11.01.2005 13.03 | SusScrofa | Naturnaher?
http://www.haar-und-feder.de/assets/images/Stolba.JPG

@Brigitta

Deinen oben stehenden Ausführungen kann ich nur teileise beipflichten. 1990 informierten wir die Besucher der Grünen Woche in Berlin über das von uns betriebene Familienhaltungssystem. In einem "halben" Stolba-Familienstall stellten wir einen Eber (linker mittlerer Bildrand) und zwei ferkelführende Muttersauen aus.

Wie ich an anderer Stelle schon ausführte, verlagerten wir dann unsere Familienhaltung ins Freie (siehe Bild unten). Diese Haltung praktizierten wir nahezu 10 Jahre lang, so dass ich durchaus über eigene Erfahrungen verfüge, was die Haltung eines Ebers im Familienverband betrifft.

Für mich gibt es nichts tiergerechteres, als Eber, Sauen und Ferkel ganzjährig im Familienverband zu halten. Zumindest domestizierte Schweineeber sind allen anderen Angehörigen ihres Verbandes gegenüber äusserst sozialverträglich. Konzidieren möchte ich, dass man in der Rotte heranwachsende Jungeber ab Eintritt der Geschlechtsreife separieren muss, da es sonst zu Machtkämpfen kommt; dann natürlich auch die geschlechtsreifen Jungsauen, damit sie nicht vom eigenen - und zu großen -Vater gedeckt werden; Kastrate können hingegen im Verband bleiben. Den Sauen gegenüber verhalten sich Eber genau so verträglich wie Sauen untereinander, und Ferkeln gestatten sie sogar, auf sich selbst herumzutollen. Und niemals habe ich feststellen können, dass Eber darunter leiden, dass sie halt nur 5- oder 6mal im Jahr ihren Sexualtrieb ausleben können.

Zustimmen kann ich nur darin, dass die Haltung eines Ebers nur für ein paar Sauen in der Regel unwirtschaftlich, also nicht rentabel ist. Aber dem kann man z.B. dadurch entgegenwirken, dass man sich einen Kundenstamm sucht, der bereit ist, diese tiergerechte Haltungsform auch finanziell mitzutragen, sprich mehr für das Fleisch zu bezahlen als im Supermarkt. Wir hatten eine solche Vermarktungsform gefunden. Und Herdbuchzucht haben wir auch betrieben.

http://www.haar-und-feder.de/assets/images/BB1.jpg

11.01.2005 13.33 | SHierling |
Hallo Hartmut,
ich denke, das ganze ist eher eine "Begriffsverwirrung" als ein Unterschied in den Ansichten - denn sicher willst Du nicht behaupten, Deine Haltung müsse nun unbedingt für jedes Schwein die richtige sein?

Ich versuchs nochmal mit Vokabeln, weil die Begriffe ja alle nicht standardisiert sind:

"naturnah" nenne ich eine Haltung dann, wenn die gehaltenen Tiere ihren natürlichen Verhaltensweisen nachgehen können, und die Gruppenzusammensetzung der in der Natur ebenfalls vorkommenden entspricht. Wie Du es ja bei den Pferden auch beschreibst. Und das natürliche Verhalten beim (Wild-)Schwein ist eben der Eber, der als Einzelgänger lebt und auch in der Sauengruppe NICHT geduldet wird.

"tiergerecht" nimmt demgegenüber meistens Rücksicht auf die Auswirkungen der Domestikation - also Verkleinerung des Gehirns, Änderung im Verhalten (z.B gackern der Hühner, Duldung des Ebers bei Schweinen), Änderung der Leistung (3-wöchige Rausche gegenüber der Rausche der Wildschweine einmal jährlich) . Tiergerecht kann also beim Schwein alles sein, das dem _aktuell gezeigten_ Verhalten einer Rasse entspricht, wobei da die Haltungsbedingungen eine große Rolle spielen, darüber sind wir uns sicher einig.

Aber überall da, wo Domestikation eine Rolle spielt, ist halt auch die unterschiedliche Selektion ausschlaggebend - z.B. geht man davon aus, daß sich die "Friedlichkeit" der Wollschweine untereinander durch die jahrhundertelange Zwangsvergesellschaftung durch den Menschen entwickelt hat, wenn das bei den Bentheimern auch so ist, prima - es klappt ja auch auf entsprechend großén Flächen mit anderen Rassen - auch prima.

Trotzdem kann ich nur davor warnen, solche Verhaltensweisen für _alle_ Schweine und Haltungsformen zu verallgemeinern nach dem Motto: "schickt die Tiere auf die Weide und laßt sie machen, dann klappt das schon"


Ich will also Dir und Deinem Herrn Stolba gar nicht auf die Füße treten (schreib doch mal genauer, was das für ein Buch ist, das kriegt man doch sicher auch antiquarisch), aber Deine (und seine) Erfahrungen sind nun mal nicht die einzigen - hier in der Lenzener Elbtalaue wurden z.B. auch Schweine (verschiedener Rassen) im Landschaftsschutz gehalten und viele Verhaltensmerkmale dokumentiert (z.B. auch das Ansaugen tragender Sauen durch fremde Ferkel, mit dem Ergebnis, daß die Sauen dann entweder Fehlgeburten hatten, oder die eigenen Ferkel sogar verhungerten....) Ganz allgemein geht man doch auch davon aus, daß sich, je mehr man die Haltung einer Tierart wieder ihrem natürlichen Umfeld anpaßt, auch die Verhaltensweisen wieder zu den natürlichen "zurückentwickeln".

Speziell beim Schwein, bzw bei den verschiedenen Herkünften und/oder Rassen glaube ich deswegen nicht, daß es Sinn macht, eine einzige Haltungsform (und dann auch noch eine sozusagen "widernatürliche" - nicht im negativen Sinn) für alle Rassen und Bedingungen als "tiergerecht" hinzustellen, denn genau so schön, wie Deine Bilder oben aussehen, genau so widerlich sieht ein totgebissener Eber aus, von dem nur noch angefressene Fetzen auf der Weide liegen - und das ist gerade bei Hobbyhaltungen und Minischweinen nicht so selten wie man denkt.

Grüße
Brigitta

PS (nur als Ergänzung: "artgerecht" ist zwar schrecklich modern, beschreibt aber keinen der oben genannten Begriffe genau, weil die Varianz innerhalb der Arten - z.B der Unterschied zwischen Wild- und Hausschwein gar nicht "angedacht" wird)

PPS: was die Haltung eines eigenen Ebers angeht, möchte ich mit dem ständigen Hinweis auf Herdbuchtiere eigentlich auch verhindern, daß es bei den deutschen Hausschweinrassen so läuft wie schon bei den Wollschweinen: irgendann hat jeder einen eigenen Eber, macht ja nix, der Inzucht wird Tür und Tor geöffnet, selektiert wird auch nicht weil die alten Rasen ja sooooo selten sind und es wird nach "Masse statt Klasse" vermehrt - denn vielen Leuten ist leider der Unterschied zwischen Zucht und Vermehrung gar nicht klar. Und solcher Umgang schadet dann den Rassen eher als er nutzt - ich denke, in diesem Sinn war auch der Hinweis von Stefan oben auf die Husumer mit der Blesse gedacht.

11.01.2005 13.47 | Jörg |
Hallo Hartmut & Brigitta,

der Stolba-Familienstall ist mir auch schon mehrfach als tiergerechtes Haltungssystem untergekommen. Nähere Details dazu kann ich allerdings nicht anbieten. Eine Suche über unseren Freund Google ergab zumindestens zwei interessante Ergebnisse:

E
in nicht mehr geführtes Buch bei Amazon

Filme von Stolba auf DVD

@ Hartmut: vielleicht ergibt sich im Laufe dieses Jahres - wenn Du nichts dagegen hast - eine Möglichkeit für einen Besuch bei Dir. Wir wollten ohnehin mal ein paar Freilandhalter Besuche abstatten, um auf unserer Website deren Arbeit vorzustellen :up: !

Viele Grüsse,
Jörg

11.01.2005 14.08 | SusScrofa | Tiergerecht
Hallo Brigitta,

Einen eigenen Eber sollte man eigentlich erst ab einer gewissen Anzahl eigener Sauen halten - sonst ist das ganze nicht tiergerecht.

Was du für nicht "tiergerecht" hälst, sei dir auch unbenommen.

Wenn Urteile aber den Charakter von "Verurteilung" haben, dann merke ich halt auf, mehr aber auch nicht.

Im übrigen scheinst du recht belesen zu sein. Ich lese deine Beiträge gern.

Viele Grüße

Hartmut

11.01.2005 14.50 | SHierling | Verhältnis Sau:Eber
Hallo,
@Hartmut: mal "liest" sich so durch, ja. Als ich mein Lehrjahr auf einem Schweinebetrieb gemacht hab, standen die Sattelschweine allerdings auch noch ganz normal im Berufsschulbuch, und nicht auf der Roten Liste, und das "Weidegang eine gute Vorbereitung auf das Abferkeln" ist, das sind ja alles keine neuen Erfindungen.
Seit dem ist eine ganze Menge passiert, und jede Menge Änderungen in der einen (der professionell-wirtschaftlichen) und der anderen (der "ökologischen) Richtung wurden als "das optimale System" zur Haltung von Schweinen vermarktet. Meinertzeits war gerade die "dänische Aufstallung" mit oder ohne Stroh der absolute Renner, so wie es nun vielleicht der Stolba-Stall sein soll, oder die Hüttenhaltung, oder - wie in Bayern praktiziert -, das Aufstellen von Stroh-Haufen auf dem Gelände, in die die Schweine sich einwühlen.

Als optimales Verhältnis zwischen Eber und Sauen gibt E.Granz 1982 1:25 an, und (Zitat) "wer außerdem noch die Deck- und Abferkelzeiten konzentrieren will, muß mit dem Eber-Sauen-Verhältnis noch weiter heruntergehen, unter 1:20". Das war damals das höchste der Gefühle, was die Steigerung der Leistung bei Natursprüngen angeht, und KB war zwar bekannt, aber noch laange nicht ausgereift.. Weiter steht da: "Für ältere Eber sind 3-4 Deckakte in einer Woche zumutbar, für Jungeber , die noch nicht 1 Jahr als sind, höchstens 2"

Ich denke nicht, daß die Haltungs- und Zuchtbedingungen für die Schweine in den 80er Jahren (mittlere Betriebe weden da beschrieben, Großbetriebe gabs in dem Sinne ja noch gar nicht) damals so schlecht waren, daß solche Zahlen gar nichts mehr wert sind inzwischen.

Winke
Brigitta

11.01.2005 16.04 | SusScrofa | RE: Verhältnis Sau:Eber
Hallo Brigitta,

du beschreibst du konventionelle Schweinezucht, mit der ich glücklicherweise nichts, aber auch gar nichts am Hut habe.

VG Hartmut

11.01.2005 16.44 | SHierling |
Hallo,
ja, natürlich beschreibt das die "konventionelle" Schweine"zucht", bzw. Ferkelproduktion. Eine andere gab es damals nämlich gar nicht, zumindest nicht in Lehrbüchern, und die Erfahrungen, die z.B. auch im "Jungbauern" angegeben wurden, stammten halt (gerade eben noch) aus der Zeit als es für alle Betriebe noch durchaus üblich war, auch Sauen auf die Weide zu stellen. Das, was die sogenannten Bio-Betriebe oder die sogenannte Ökologische Tierhaltung heute als Non-Plus-Ultra hinstellt, ist doch nichts Neues! Es ist "nur" - so schade das auch ist - eine ganze Weile außer Mode gewesen, und leider auch für die allermeisten Landwirte völlig unwirtschaftlich geworden.

Die Biologie der Tiere, also z.B. die Potenz eines Ebers, oder auch die Thermoregulation bei den Ferkeln, macht da keine großen Unterschiede mit welchen Papieren ein Betrieb anerkannt wurde, und nur weil inzwischen "Bio" oder "Öko" nur noch von Frau Künast gestempelt benannt werden darf, funktioniert die Biologie der Tiere oder funktioniert ein Ökosystem doch nicht einen deut anders ;-)

Freu Dich doch, wenn es bei Dir so funktioniert, anstatt Dich daran zu stören, daß es nicht überall klappen kann mit den "Hartmutschen Familiengruppen".

Grüße
Brigitta

11.01.2005 16.44 | SusScrofa | gekörter Eber
Will man außer Mast- auch Zuchttiere verkaufen (man kann ja nicht alle Ferkel behalten, sollte der Eber gekört sein, im Herdbuch eingetragen etc pp - alles Sachen, die sich "für die kleine Hobbyhaltung" kaum rentieren

@Brigitta

Nun kann man sich mit deinen Beiträgen bei aller eingeräumten Fachkenntnisse auch kritisch auseinander setzen. Will man Ferkel zur Zucht verkaufen, dann nützt die Benutzung eines gekörten Ebers gar nichts, wenn es sich bei den Sauen nicht auch um Herdbuchtiere handelt. Du weißt genau so gut wie ich, dass sonst überhaupt keine Zuchtpapiere ausgestellt werden.

Und wenn man eben nur hobbymäßig züchtet, Profis bezeichnen dies abschätzig als "vermehren", dann kann jeder anstelle eines gekörten Ebers auch einen "Hobbyeber" einsetzen.

Von den veterinär hygienischen Vorschriften will ich gar nicht erst reden. Nun wohne ich hier zwar in einer "Hochburg" der Schweinezucht (Raum Oldenburg, z.B. Vechta ist auch nicht weit), doch auch andernorts dürften die Gesetze und erst recht die jeweiligen Verbandsbestimmungen nicht wesentlich anders sein.

Kein einziger konventioneller Betrieb würde es hier zulassen, geschweige denn zulassen dürfen, dass einem Betriebseber aus irgend einem "wilden Bestand", und schon gar nicht bei Tieren, die im Freiland gehalten werden, eine Sau zugeführt wird. Die Angst vor der Schweinepest sitzt hier noch jedermann und -frau in den Knochen.

Da in meinem Landkreis Impflicht gegen die Aujetzki'sche Krankheit besteht, darf ich mit meinen Herdbuchsauen nicht mal zum Herdbucheber, der nur 2 km von mir entfernt, aber in einem Landkreis steht, in welchem die Schweine nicht gegen diesen Virus geimpft werden dürfen, nur weil meine Tiere durch die Impfung den Titer tragen.

Dann bleibt als Lösung nur noch die künstliche Besamung, und auch dazu kann man durchaus geteilter Meinung sein.

In welchem Herdbuchbetrieb lässt du denn decken? Das würde mich wirklich sehr interessieren.

Herzliche Grüße

Hartmut

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