Hallo Andrea
Ich habe deshalb gefragt, weil Du dann an einer "Langzeitlösung" arbeiten musst. Dazu brauchst Du viel Geduld, aber es geht.
Also, wenn sie sich wirklich hinlegt zum Kraulen, dann beginnst Du mal damit, dass Du sie wirklich überall kraulst, also am Bauch, an den Beinen, unter dem Hals, am Rüssel, am und im Maul(!!! wichtig auch für Zahnkontrolle unter Umständen...), an den Klauen, zwischen den Klauen, wirklich überall.
Da kannst Du Dich langsam an die einzelnen Stellen anschleichen mit sanftem Streicheln und Krabbeln, einfach das, was sie am liebsten hat. Du merkst ja selber, wie entspannt sie dabei ist. Du selber musst aber auch ganz entspannt sein und mal überhaupt nicht an ihre Klauen denken. Sobald Du merkst, dass sie sich verspannt oder Angst bekommt, gehst Du wieder zurück an den Bauch, dort wo sie es gewohnt ist und beginnst Dich dann nochmals an diese Stellen "anzuschleichen."
Wenn Du dann mal erreicht hast, dass Du sie auch an den Klauen berühren darfst, beginnst Du daran sanft zu ziehen, drücke ihre Ballen, bewege die Klauen, einfach, was Dir so einfällt, alles ganz ruhig und entspannt. Auch jetzt denkst Du nicht ans Klauenschneiden, sondern erzählst ihr, was für tolle Klauen sie hat, dass Du ihr jetzt den Dreck wegkratzen tust, usw. einfach so lauter Blödsinn. Was Dir eben so einfällt.
Der nächste Schritt ist dann, dass Du bei diesem Klauenkraulen (ein schwieriges Wort) ein Instrument mitnimmst, am besten gleich die Zange, die Du später auch benutzen willst. Ich nehme jeweils eine Drahtzange, die mit den schrägen Scherenhälften. Eine starke Astzange geht auch.
Mit dieser Zange beginnst Du sie am Bauch zu kraulen, schleichst Dich langsam an die Beine, bis Du zu den Klauen kommst, klopfst dann leicht an ihre Klauen, kratzst ihr den Dreck von den Klauen, usw. Ebenfalls auch hier sind Deiner Phantasie keine Grenzen gesetzt. Es muss ganz selbstverständlich werden, dass Du sie nicht mehr nur von Hand, sondern auch mit dieser Zange kraulst.
Wenn auch das klappt, kannst Du langsam zum "finalen Schnitt" ansetzen: Wenn sie entspannt liegt, kraulst Du mit der linken Hand ihren Bauch, mit der rechten setzt Du an der Klaue an und "zwack", schon ist ein Stück weg. Mach es langsam, in kleinen Stückchen. Die Klaue ist sehr elastisch und beweglich, also pass auf, dass Du sie ihr nicht schräg quetschst, sonst hat sie natürlich Angst, wenn es ihr wehtut. Dann ist alles wieder verloren.
Durch das intensive "Klauentraining" weisst Du ja unterdessen sicher auch, wie ihre Klauen im Detail aussehen, bis wie weit die empfindlichen Stellen gehen, wie ihre Ballen von unten aussehen und wie weit Du schneiden darfst.
Das kannst Du über mehrere Tage erstrecken, ganz vorsichtig in kleinen Stückchen, nie zu viel auf einmal.
Ich mache das jeweils alleine bei meinen Schweinchen, schon ganz früh, wenn ich nur 2 mm wegschneiden muss. Bei Deiner Paula ist wahrscheinlich mehr nötig, so, wie Du schreibst, aber Du musst da wirklich zuerst in tagelanger, wochenlanger Arbeit das Vertrauen aufbauen, damit das dann klappt.
Versuche sie auch "mental" zu beeinflussen, indem Du Dich wirklich auf sie konzentrierst und intensiv mit ihr redest und Dich auf sie einstellst. Es sollte niemand anders dabei sein. Du selber musst ebenfalls ganz ruhig und gelassen sein (ist sowieso eine gute Entspannungsübung :] )
Ich habe diese Uebungen bei meinen beiden schon als ganz kleine Ferkel angefangen, so dass sie es von klein auf gewohnt waren, dass ich überall an ihnen rumfummelte.
Wappne Dich mit Geduld, mit Gewalt ist da nicht viel zu erreichen.
Mit dieser Methode habe ich übrigens sogar beim Peppino die Fäden an seinem Bauch gezogen, als er noch ganz klein war. Er hatte einen Hodenbruch und musste operiert werden mit 5 Wochen (bzw. bei der Kastration sind ihm "die Därme rausgequollen!" Zum Glück war das noch bei der Züchterin...).
Damals bin ich stuuuundenlang auf den Knien im Laufgitter rumgekrabbelt (anfangs hatte ich sie ja in der Wohnung), um ihm diese Fäden zu ziehen. Aber es ging.
Viel Glück und viel Geduld,
liebe Grüsse,
Fränzi |