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14.07.2004 23.23 | düppel | Ist ein Minipigs eine Qualzucht?
Liebe Schweinefreunde

Vor einem Jahr mussten wir unseren geliebten Anton einschläfen. Er war ein 7-jähriger Borg (kastriertes Minipig). Obwohl wir mit dem Futter stets restriktiv umgegangen sind, ist er derart verfettet, dass er wegen den Augenfalten komplett erblindet ist und dass zudem sein rechtes Handgelenk unter dem Gewicht ausgerenkt ist, nachdem die stabilisierenden Beugesehnen überstrapaziert waren.

Als wir ihn als 6 Wochen alten Frischling geholt haben, sagte man uns, dass er nicht grösser oder massiger werde als die Elterntiere. Diese waren in der Tat klein und schlank, aber auch erst rund ein Jahr alt. Unsere Erfahrung ist aber, dass das Wachstum der Minipigs erst nach über zwei Jahren abgeschlossen ist. Unseriöse Züchter klammern dies wohl oft gerne aus.

Ich kenne kein Minipig, welches mit den Jahren nicht fett geworden ist mit durchhängendem Rücken, den genannten Augenverschlüssen durch Fettfalten, überlasteten Extremitäten etc.

So frage ich mich, ob wir uns nicht eingestehen sollten, dass Minipigs Qualzuchten sind. Mir scheint es, dass einfach nur das Skelett kleingezüchtet ist, die Weichteile, Organe etc. aber eigentlich einem fast normalgrossen Schwein entsprechen, salopp ausgedrückt ähnlich einem Liliputaner.

Wir wären am liebsten sofort nach Toni's Tod ein neues Minipig holen gegangen. Dann haben wir aber davon abgesehen, um nicht einfach die Geschichte mit dieser üblen Entwicklung zu wiederholen. Ein zweites Mal wollen wir dieses Familiendrama nicht erleben, vor allem mit dem Schuldgefühl, dass man es dann ja fast vorausgesehen hätte.

So haben wir uns dann zu zwei Schweinen einer (hoffentlich) gesunden Schweinerasse entschlossen. Mit grossem Aufwand (ein Weg 700km, drei Stunden Zoll, dramatische amtstierärztliche Kontrollen, unterschiedliche Bluttests und -vorschriften EU/Schweiz) haben wir zwei kastrierte Brüderchen aus Deutschland in die Schweiz importiert. Die Düppeler Weideschweine werden zwar etwa so gross wie Wildschweine, sind aber äusserst robust mit geringem Speckansatz.

Ich denke, wer ein Minipig artgerecht halten kann, hat auch den Platz für ein etwas grösseres, aber natürlicheres und gesünderes Schwein.

Unsere beiden heissen übrigens Lolek und Bolek und sind die zwei auf dem Foto der Woche. Angehängt seht Ihr noch Lolek bei der Kirschenernte...

15.07.2004 06.17 | Sabine |
Moin Lukas

Herzlich Willkommen in unserem „versauten“ Forum. Schön, das du hergefunden hast. :D
Deine Beiden sind ja super-knuffig und haben coole Namen. Lolek ist deutlich kleiner, oder täuscht das? :kratz:
Du hast da ein interessantes Thema angesprochen. :up:
Dein Anton ist ja leider nicht sehr alt geworden. Ich halte jetzt die zweite Generation Schweine, sie sind 6 Jahre alt, die Erste ist 11 und 12 Jahre alt geworden. Hätte auch mehr sein können, aber in ihrer Kindheit mussten sie viel vermissen, und als sie dann zu mir kamen, war nichts mehr zu ändern. Sie „hängen“ auch tüchtig durch, hatten aber nie die von dir beschriebenen Probleme.
Manche Züchter verschweigen einem eine ganze Menge. :bonk: Z.B., das Schweine bis zu ihrem FÜNFTEN!! Lebensjahr wachsen. Da kann man dann gar nicht von den jungen Eltern auf die Kinder schliessen. Ich kenne ein amerik. Minipig, das gut 140kg auf die Waage bringt, obwohl die Eltern normal proportioniert sind. Ein Borg, und er ist dabei nicht fett, nur gross.
Die Dinge, die du beschreibst, kann man eigentlich eher den Hängebauchschweinen zuordnen. Meine waren beides Mal Mischungen, die aber nicht unter den beschriebenen Symptomen leiden oder litten. Bei Hängebäuchen kann man sicher nicht von Qualzüchtungen ausgehen, (Ursprung z.B Vietnam) bei Minis kann man sich darüber streiten. Aber ich kann dir sagen, bei Minis ist es nicht wie bei Lilliputanern, die Organgrösse passt ganz exakt zum Tier. Sie wurden nämlich ursprünglich zum Tierversuch gezüchtet, und heute noch dafür „verwendet“. ;)
Ich kenne die Stimmung nur zu gut, wenn ein Tier stirbt, das auch bei uns zur Familie gehört. (Wer nicht?) :heul:
Ihr habt ja eine ganze Menge auf euch genommen, um die Düppeler zu euch zu holen. Aber ich finde sie auch klasse. Hut ab vor eurer Konsequenz, find ich klasse. :respekt: Ich denke aber, das zwei Düppeler doch mehr Platz brauchen als zwei Minis. Meine beiden Damen wiegen ca 50 und 60 kg, das ist doch eine andere Gewichtsklasse als ein Düppeler Weideschwein. Aber sie wachsen mit Sicherheit nicht mehr.

Viele Grüsse
Sabine

15.07.2004 09.47 | Petra_Siebeck |
Hallo,

also das mit den nicht passenden Organen habe ich aber auch schon von verschiedenen TA gehoert. Dabei sind nicht die "reinen" Zuchtlinien gemeint sondern diese "Vemehrungen", wo kreuz und quer begattet wird und keiner so richtig weiss was drin ist oder ehemals war...da sind dann Organe zu klein oder zu gross. Das Herz macht dann am ehesten schlapp, das erklaert - laut meinem TA - dann auch die ploetzlichen Herztode der Minis. Haben wir ja schon oft genug gehoert, manch Eines ist einfach "so" tod umgefallen ein anderes hat die Narkose nicht ueberlebt....

Viele Gruesse

Petra

07.08.2004 10.41 | Jörg |
Hallo Lukas,

während meines (Arbeits-) Urlaubs ist mir dieser Thread doch total entgangen. Schande über mich. Wollte mich auch jeden Fall für die zugesandten Fotos bedanken...immer wieder gerne genommen ;) !

Zum Thema: die Minischweinzucht ist in Deutschland meiner Meinung nach auf einem totalen Irrweg. Es geht nur noch darum, möglichst kleine Spielzeug-Tiere herbeizuzüchten, für die man einen exorbitanten Preis verlangen kann und die dem "Verbraucher-Wunsch" nach Katzenklo und Wohnungshaltung entsprechen. Statt einer Robustzucht gibt es nur noch die Kleinstmacherei, mit entsprechenden Methoden, die auf Kosten der Tiere und letztlich auch der der Halter gehen.

Leider können wir uns als Verein und Tierschützer nur den Mund fusselig reden. Viele Leute rennen blindlings in ihr Verderben, vertrauen den vollmundigen Aussagen der "Züchter" (Vermehrer), denken, dass sie eine tolle "Rasse" haben und wundern sich später, warum das Tier Mangelerscheinungen, seltsame Erkrankungen und dergleichen mehr hat. Von der Einzelhaltung mit all ihren Problemen ganz zu schweigen.


Es ist wie bei anderen Modetieren auch: der och-wie-süß-Faktor spielt eine Rolle und bei Schweinen noch das "Außergewöhnlichtier"-Momentum. Mit einem Schwein in der Stadt spazieren zu gehen erregt halt Aufsehen.

Dies sind aber die vollkommen falschen Gründe, warum man sich ein Tier bzw. ein Schwein anschaffen sollte. Man muss sich vorher gut informieren und man muss auch ein "Schweinemensch" sein und die Tiere und das Verhalten verstehen können. Es nützt dabei auch nichts, seinen "Wunschtraum" vorschnell erfüllen zu wollen, weil der Züchter einem das Blaue vom Himmel herablügt: Schweine brauchen einen Auslauf. Schweine brauchen einen Artgenossen.

Ich habe mein halbes Leben gewartet, bis die Umstände für die Schweinehaltung passten. Nun habe ich mir den Traum erfüllt und kann hoffentlich sicher sein, dass alles bestens abläuft. So viel Geduld muss man als verantwortungsbewußter Mensch aufbringen. Ein Einzeltier wegen widriger Umstände wieder abzugeben bricht nicht nur das Herz des Halters: es ist eine Katastrophe für das Tier.

Es ist bedauerlich, dass unsere Medien den "Ochwiesüß-Faktor" zur Maxime erklärt haben. Als kritische Betrachter des Minischweinbooms hat man fast keine Gelegenheit, seine Argumente gegen die Minischweinhaltung vorzubringen. Ein kleines Ferkelchen in der Kamera ist ja soooo schnuckelig...

Erst gestern wieder lief so ein Bericht auf einem Regionalsender :nono:

Ich hoffe, wir dürfen noch mehr von Dir lesen!

Viele Grüße auch an die Wutzen,
Jörg

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