Gefunden auf Echo-Online.de:
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OTZBERG. Tierschützer aus dem Odenwald haben alles mit Fotos und auf Video festgehalten: In einem Stall in Otzberg drängen sich 1300 Schweine, am Boden liegt schon länger ein totes Tier.
Die Hautfarbe hat sich bereits verändert. Es ist angefressen – von den anderen Schweinen, die auch auf dem Kadaver herumlaufen. Ekel erregende Bilder.
Was die Tierschützer empört und zu sofortigen Hinweisen an das Kreis-Veterinäramt und einer Anzeige bei der Staatsanwaltschaft führte, kommentiert Amtstierärztin Christa Willczek desillusioniert gegenüber dem ECHO: „Das sehe ich in jedem Stall dieser Größe. Hier liegt ein grundsätzliches Problem der Massentierhaltung vor. Das ist nicht das Problem dieses einen Otzberger Landwirts.“
Die Kreis-Tierärztin hat sich im Stall umgeschaut, die Zustände seien nicht zu bestreiten – aber normal. Einmal am Tag – wie vorgeschrieben – schaue der Bauer nach, ob alle Tiere gesund aussehen. Tote Schweine landen dann in der Mülltone.
„Dass man bei 1300 Schweinen kaum erkennen kann, wenn da einige schon krank sind, vielleicht nicht mehr aufstehen können, leuchtet wohl jedem ein“, sagt die Kontrolleurin. So komme es vor, dass tote Schweine am Boden liegen und von den anderen angefressen werden.
Kannibalismus gibt es aber auch unter den lebenden Schweinen – nicht nur in Otzberg. Das belegen Fotos von angefressenen Ohren, blutigen offenen Wunden am Körper.
„Bei der Massentierhaltung ist offiziell vieles in Ordnung, was unter dem Blickwinkel des Tierschutzes als Skandal empfunden wird“, sagt Vaclav Sebek als Veterinär des ebenfalls eingeschalteten Regierungspräsidiums in Darmstadt.
Amtstierärztin Willczek hat mit dem Otzberger Schweinehalter bauliche Ergänzungen im Stall vereinbart, damit sich die Tiere ein wenig beschäftigen können.
„Denn die Schweine leiden unter Reizarmut. Das befördert solchen Kannibalismus.“ Eine Kette oder ein Kratzbaum, an dem sie sich reiben können, sowie ein klein wenig Stroh auf dem blanken Boden, und schon gehe es den Tieren besser. Das koste nur wenig Geld.
Letztlich, so die Tierärztin, liege es aber weniger am Bauern als am Verbraucher: Wer jeden Tag Schweinefleisch essen möchte und das zudem möglichst billig, der fördere solche Zustände in der Massentierhaltung. |