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08.03.2004 16.37 | Jörg | Ferkelentsorgung in Biogasanlagen
Nicht alle Nachrichten eignen sich dafür, in unserem Portal veröffentlich zu werden. Die folgende ist sicherlich ein Beispiel dafür. Aber vielleicht bietet sie dennoch ein wenig Diskussionmaterial. Tierschutzrelevant ist es ja nur insofern, als dass durch die Machenschaften eine mögliche Gefahr für die Ausbreitung von Seuchen einhergeht:



Ganze Ferkel in Biogas-Anlage entsorgt?

Im Weser-Ems-Gebiet deuten anonyme Hinweise auf illegale Praktiken / Fachleute warnen vor Seuchen.

Hannover. Werden Biogas-Anlagen zur Entsorgung von Tierkadavern missbraucht? In der Region Weser-Ems gibt es Hinweise auf solche illegale Praktiken. „Ich habe anonyme Meldungen erhalten, dass komplette Ferkel in Biogasanlagen gewandert sind“, berichtet Karl-Heinz Meyer, Geschäftsführer des Oldenburgisch-Ostfriesischen Zweckverbands für die Beseitigung von Tierkörpern. Im Landkreis Osnabrück war vor Monaten bereits ein Hähnchenmäster aufgeflogen, der verendete Tiere gleich haufenweise in seiner hofeigenen Anlage entsorgt hatte.

Meyer hält diese gesetzeswidrigen Praktiken für gefährlich. „Die Reste aus Biogas-Anlagen werden als Dünger auf Äcker ausgebracht und mit ihnen möglicherweise hochgiftige Krankheitskeime.“ Der Fachmann nimmt sogar an, dass BSE-Risikomaterial von geschlachteten Rindern in Biogas-Anlagen landet. Es würden immer weniger Schlachtabfälle in den Tierkörperbeseitigungsanlagen entsorgt, die Menge sei in den vergangenen Monaten um ein Drittel zurückgegangen, berichtet Meyer. „Das ist für uns ein Zeichen, dass das Zeug woanders landet.“

Meyers Problem: Er kann seine Vorwürfe nicht beweisen. Seine Informanten hätten Angst, an die Öffentlichkeit zu treten, weil sie Konflikte mit Nachbarn fürchteten. Der Geschäftsführer findet es dennoch bedauerlich, dass die Behörden seinen Hinweisen nicht nachgehen.

„Nur auf Grund von Gerüchten können wir nichts unternehmen“, sagt Katharina Kluge, Dezernentin bei der Bezirksregierung Weser-Ems in Oldenburg. Kluge hält die Warnungen für aufgebauscht. „Die Verbraucher werden dadurch verunsichert“, rügt sie.

Im Landesamt für Verbraucherschutz (Laves) in Oldenburg will man dagegen nicht ausschließen, dass es schwarze Schafe unter den Landwirten gibt, die Tierkadaver aus Bequemlichkeit in die Biogas-Fermenter stecken. Seuchenexpertin Ursula Gerdes meint, wegen des Ansteckungsrisikos sollten Schlachtabfälle grundsätzlich nicht in Biogas-Anlagen auf Höfen mit Tierhaltung verwertet werden. „Bakterien oder Viren könnten in die Ställe verschleppt werden“, erklärt Gerdes. Gefährlich seien nicht die Reste aus den Anlagen, sondern die noch unbehandelten Schlachtabfälle, die angeliefert würden.

Früher durften in Biogas-Anlagen nach Angaben der Seuchenexpertin keine Schlachtreste verwertet werden. Seit Mai 2003 ist eine EU-Verordnung in Kraft, die es erlaubt, energiehaltige Abfälle aus Schlachthöfen mit zu vergären, sofern diese unbedenklich sind. Dazu gehören zum Beispiel Schweineohren oder -schwänze, die heute nicht mehr als Lebensmittel zu verkaufen sind, ferner Haut und Knochen sowie überlagerte oder verdorbene Lebensmittel. Dieses fetthaltige Material sorgt für eine besonders hohe Energieausbeute.

Die neue EU-Regelung sei zu schwammig, kritisiert Gerdes. Sie lasse offen, in welchem Abstand die Anlagen von Höfen stehen müssten und welche seuchenhygienischen Vorkehrungen zu treffen seien. „Notwendig ist eine landeseinheitliche Zulassung und Kontrolle der Anlagen“, sagt Gerdes. Ihre Behörde arbeite mit der Bezirksregierung und den Landkreisen an einem entsprechenden Konzept.

Für die Biogas-Betreiber ist es auch finanziell lukrativ, Schlachtreste anzunehmen. Sie bekommen für die Verwertung rund 40 Euro pro Tonne. Das ist billiger als in Tierkörperbeseitigungsanlagen, wo die Schlachthöfe rund 60 Euro pro Tonne zahlen müssen.

Diese sicheren Anlagen, in denen die tierischen Reste auf 133 Grad erhitzt werden, sind wegen der neuen Konkurrenz nicht mehr ausgelastet. „Wir müssen Kapazitäten zurückfahren“, berichtet Geschäftsführer Meyer, dessen Zweckverband die Tierkörperbeseitigungs-Anlage in Kampe (Kreis Cloppenburg) betreibt. Kleinere Anlagen stünden vor der Schließung – eine unheilvolle Entwicklung, wie der Fachmann meint: „Beim nächsten Schweine- oder Geflügelpestausbruch ist eine Katastrophe programmiert. Wir werden die Kadaver einfach nicht mehr schnell genug los.“

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