Hallo alle,
hatte ja neulich berichtet, dass wir wahrscheinlich zwei oder drei unserer jetzt 6 1/2 Monate alten "Ferkel" nach Föhr geben können.
Ich hatte erst im Frühjahr damit gerechnet, da anfangs noch nicht so klar war, dass dort schon alles für sie "hergerichtet" ist.
Nachdem ich nun in den letzten Tagen mit der Frau von der Insel Föhr reichlich gemailt und telefoniert hatte, konnte sie es schließlich doch nicht mehr abwarten und kam (nachdem der Termin letzten Sonntag buchstäblich ins Wasser gefallen war), gestern mit Ihrem kleinen Sohn, Ihrem Onkel und Ihrer Tante (der Mann konnte leider nicht) zu uns, um die Schweine zu besichtigen.
Sie nahm dafür immerhin eine Fahrtstrecke von ca. 160 km in Kauf (eine Tour) und hatte vorsichtshalber auch schon eine total geniale Kiste dabei, die hinten im Van eingebaut war. Am Telefon überlegten wir, ob es damit denn auch ginge und wie wir es am besten anstellten, mit dem Einfangen usw. usw. und legten uns noch gar nicht richtig fest, ob sie die Schweinchen nun schon mitnimmt oder nicht, wir wollten es einfach mal auf uns zukommen lassen.
Mein Problem war nämlich auch, dass ich mir nicht zutraute, die Schweinchen hochzunehmen, einzufangen usw, denn sie sind nun schon ziemlich schwer und ich habe außerdem irgendwie immer panische Angst, dass ich was verkehrt mache usw.
Mein Mann musste leider auch arbeiten und konnte mir nicht helfen, sonst haben wir die Ferkel immer am Wochenende abholen lassen, ddamit mein Mann das mit den Schweinchenverladen machen konnte.
Nun, gestern war es dann also soweit, sie hatten sich für 13.00 Uhr angekündigt und ich war den ganzen Vormittag so aufgeregt, dass ich Adrenalin für 10 Tage produziert habe.
Als Sie dann da waren und ich die Kiste sah, stand allem eigentlich gar nichts mehr im Wege, weil alles perfekt war - die Kiste, das Wetter war trocken und gut und alles war gut. Die Frau aus Föhr hat mich dann überredet, dass wir es doch zumindest einmal versuchen könnten, die Schweinchen einzufangen und zu verladen, worauf ich mich klopfenden Herzens dann auch einlies, denn aufgeschoben ist ja nicht aufgehoben. Außerdem sagte sie, dass die Überfahrt mit der Fähre immer recht teuer sei und sie würde sehr ungern nochmal kommen müssen, was ich na klar vollkommen verstanden habe.
Es lag alles nur an mir, denn ich musste ganz einfach meine verdammte Angst überwinden. Ich wollte es versuchen und willigte ein.
Wir haben dann, wie wir es sonst auch machten - jedoch mit meinem Mann! - ein Laufgitter, aus welchem wir den Boden rausgeschnitten haben (diente Jule, als sie klein war, als Art Käfig für den Garten), und in das mein Vater ein Türchen eingebaut hatte, in das Gehege gestellt und die Schweinchen mit Leckerlis durchs Türchen da hinein gelockt.
Das Problem war, dass wir auf dem großen Gehege ja zur Zeit sechs Schweine laufen haben, nämlich Jule und Anton und die 4 Ferkel. Nun wollten na klar immer alle gleichzeitig an die Leckerlis, nur die beiden, die die Frau mitbekommen sollte, gingen partout nicht hinein.
Anton stand mit seinem Hintern dauernd im Eingang, Julchen drängelte sich rein und dann schwupps, waren die beiden, die mitsollten drin, wir haben die Tür zugemacht, und dann hat Andreas, der Landwirt des Hofes, den ich glücklicherweise dazuholen konnte, sich ein Schweinchen geschnappt und kreischenderweise hat er es dann in die Box ins Auto gesetzt - Mein Gott, ich hab am ganzen Leib gezittert und dachte, ich falle in Ohnmacht!
So, nun hatten wir ja das eine Eberlein, fehlte noch das zweite. Aber es war nicht zu fassen, genau dieses, welches mitsollte, hat sich so dermaßen verkrümelt, dass es partout nicht mehr in das Laufgitter ging, es hatte sich nämlich beim ersten mal wieder befreit und hatte nun solche Angst, dass es bei Jule immer nur hinten dran hin und sich versteckte, wo es nur konnte - Sünde!
Unsere kleine letzte Sau Maja, die ich ja unbedingt behalten wollte und auch das kleine Eberlein Mickey streunten und muffelten überall herum, als wenn nichts wäre, als wenn sie irgendwie wussten, dass sie nicht gemeint waren und eh bleiben dürften.
Und da wir den anderen Kleinen nicht ranbekamen, da er dauernd von der Rotte entfernt ängstlich dastand, total mißtrauisch war und kreischen weglief, sobald wir ihm uns näherten, nahm das Schicksal seinen Lauf:
Mickey blieb unendlich lange in dem Laufgitter und müffelte die Leckerlis, der andere Kleene war weg und ich wusste genau, dass wir ihn nicht mehr kriegen würden. Es war richtig verlockend, zuzuschnappen, denn er war die Ruhe selbst. Ich dachte nocheinmal kurz nach und mein Bauch sagte mir nochmals, dass wir noch Stunden brauchen würden, bis sich der andere Kleine nochmal nähern würde, alles "drüberstülpen" des Laufgitters hatte nichts gebracht, er war einfach zu schnell und mißtrauisch.
Und so nahm ich mir ein Herz und sagte, dass wir dann eben Mickey rausnehmen würden und er solle mit nach Föhr. Ich fragte die Frau, ob das okay sei und sie sah mich mit ganz lieben Augen an und sagte: "Ja, wenn es für Sie okay ist, na klar"! Und ich sagte: "Ja, er ist mir zwar schon sehr ans Herz gewachsen aber bei Ihnen wird er es auch sehr gut haben, wir machen das so!". - Ich glaubte erst selbst nicht, was ich da sagte, aber irgendwie hatten mein Bauch und mein Herz es mich sagen lassen und so - schwupps - kreisch-strampel - hatte Andreas sich Mickey geschnappt und flupps, war auch er in der Transportkiste, die nach Föhr ging...
Mir kamen schon ein wenig die Tränen, denn Mickey hatte ich so lieb gewonnen, weil er als einziges Ferkel die Augen von Jule hat - das ist kein Witz, alle anderen haben schwarze oder braune Kulleraugen wie Anton und nur Mickey hat noch einen weißen Ring um die Augen, genauso wie Julchen. Und daher war für mich eigentlich immer klar, dass ich ihn behalten wollte und hatte mich mit ihm auch schon intensiver beschäftigt und er war mir besonders vertraut.
Und daher war es auch so schwer gewesen, sich von ihm zu trennen.
Nun ja, lange Rede kurzer Sinn, die beiden (der andere hat noch keinen Namen), sind nun gut auf Föhr angekommen, wir haben gestern gleich noch gemailt und alles war phantastisch gelaufen. Sie haben gestern abend schon Abendbrot gefressen und es geht ihnen blendend!
Es ging alles so schnell, ich muss es erst einmal richtig verdauen, denn damit hatte ich nicht gerechnet, dass aus sieben Schweinen so schnell fünf werden, es ist schon ungewohnt.
Ich werde mit der Familie auf jeden Fall Kontakt halten, das ist jetzt schon klar, sie haben einen Ferienhof auf der Insel mit Katzen und Ziegen und da werden sie ein richtig gutes Leben haben, meine beiden!
Bei diesem Wurf, von dem wir Ferkel verkauften, fiel es mir das erste Mal richtig schwer, sie herzugeben, denn in über einem halben Jahr hat man dann doch schon ein ganz anderes Verhältnis zu den Ferkeln, als wenn wir sie mit 11 und 12 Wochen abgegeben haben.
Etwas hat mich übrigens sehr erstaunt: Als wir die Ferkel sonst mit 11 und 12 Wochen abgegeben haben, fand ich es sehr naheliegend, dass unsere Jule einen Riesenradau gemacht hat, wenn sie Ihre Ferkel beim Einfangen schreien hörte, denn sie hatten zu dieser Zeit nur kurz zuvor bei Ihr getrunken usw. und waren ja auch noch mehr "Baby" und noch nicht so ganz von der Mutter "abgenabel".
Und nun, mit über einem halben Jahr, wo sie auch schon sehr eigenständig sind und immer mehr ihre eigenen Wege ohne Mama gingen und auch Jule sie nicht mehr als "Babys" behandelt hat, sondern sie sich in der Rotte auch vor ihr verteidigen und Geschnappe einstecken müssen, dachte ich, dass Julchen sich von Ihnen ebenfalls "abgenabelt" hat und es sie nicht weiter groß stören würde, wenn wir sie ihr nahmen.
Doch da lag ich vollkommen falsch: Jule hat gestern genau denselben Aufstand gemacht, wie sonst, wenn die Ferkel noch viel kleiner waren und das fand ich einfach unglaublich und darauf war ich nicht gefasst, wenn ich ehrlich bin.
Aber ich bin stolz auf unser Julchen, denn sie hat - wie jedesmal - niemanden von uns gebissen, sondern hat "nur" lauthals und aufgebracht gezeigt, dass sie die Mama ist und ist aufgeregt und total auf Alarmstufe Rot um uns gekreist. Fast wäre sie gestern noch über die Eingangspforte zu dem Auto gesprungen, wo Andreas die Ferkel reingesetzt hat, das konnte ich gerade noch verhindern, indem ich ihr wie immer gut zusprach und sie beruhigte und sagte, das alles gut und in Ordnung sei.
Das Julchen ist schon eine klasse Mama und jetzt, wo ich hier schreibe, fällt mir weider mehr denn je auf, welch inniges Verhältnis ich zu meinen Tieren habe und alles verstehen kann, was sie mir sagen möchten - und sie verstehen mich ebenfalls ganz genau - es ist ein schönes Gefühl und es macht mich stolz. Ihr kennt das sicher auch.
Hm, nun sind es nur noch fünf, aber es ist sehr gut so, das sagt mir wieder mal mein Bauch, alles ist in Ordnung und diese "Etappe" ist nun auch wieder mal geschafft!
Mal sehen, was sich im Frühjahr noch tut, vielleicht behalten wir die fünf, muss mal sehen, was man mit dem Gehege machen kann (vergrößern oder ein zweites dazu), aber das wird sich finden und ich genieße erstmal das Gefühl, dass die Aktion gestern so gut funktioniert hat.
Ich hoffe, ich habe Euch nicht gelangweilt. Eigentlich wollte ich diesmal keinen Roman schreiben, aber Ihr wisst ja, wie das bei mir ist.
Liebe Grüße
Tina
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