Geisel des Gartens :motz:
Gärtnern nur als sinnliche Betätigung zu bezeichnen, ist naiv und unrealistisch. Es ist leider nun mal so, dass diese Arbeit ganz schön knöchern werden kann, weil die Natur keine Rücksicht nimmt auf unsere körperliche Konstitution und unser Bestreben „Ordnung“ zu gewähren.
Dabei ist die Gestaltung unseren Gärten so vielseitig wie der Mensch selber. Man könnte sagen: „Zeige mir Deinen Garten, und ich sag Dir wer Du bist.“ Vom Gartenzwerg bis zum Chaoten.
Bei der Pflege können ausgeklügelte Geräte uns die Arbeit erleichtern. Dabei ist für manch einer die ausgefallene moderne Technik das Hauptargument für den Kauf. Funktionalität spielt dabei oft eine untergeordnete Rolle . Also kann auch da, genauso wie im Garten, Wildwuchs entstehen.
Mittlerweile erscheint es mir, dass das Kriegsfeld der Statussymbolen sich vom Autoparkplatz in den Garten verlagert hat. Angegeben und geprahlt wird mit hochtechnisierten Gartengeräten, die es dann auch faustdick in sich haben! Kleinste Bedienungsfehler und Unachtsamkeit werden dabei schon bestraft.
Mein Schwager Bernd musste ausgerechnet während des Schützenfestes ins Borkener Krankenhaus eingeliefert werden, nachdem er beim Mähen seines 20 qm großen Vorgartens die Kontrolle über seinen 120 PS starken Turbo-Aufsatzmäher verlor.
Er landete in der Weißdornhecke, und musste mit 15 Stichen genäht werden, und das am Sonntag nach dem Frühschoppen. :cop:Alles ohne Betäubung, versteht sich... Beim Vogelschießen am Montag darauf war er nicht, aber er hatte den Vogel ja schon vorher abgeschossen. Eben diese fiese, stachelige Hecke wird bald durch einen pflegeleichteren Holzzaun ersetzt.
Endlich vorbei also , mit dem lästigen Schneiden, nachdem er nach zweimaligen Durchtrennen des Kabels seiner elektrischen Heckenschere, endlich auch sein Schienbein erwischte. In der Notfallaufnahme ist er bereits bekannt unter dem Namen Brocken Bernd. Aber auch ich trage meine seelischen und körperlichen Narben.
Ich muss gestehen, dass mein erworbener, als äußerst praktisch angepriesener elektrischer Laubsauger sich nur in der Werbung als tauglich bewies. Bei mir hat er nur Löcher in den Rasen gepustet, sich beim Saugen verschluckt, und die Nachbarn verrückt gemacht. Nasses Laub klebt wie Pattex... Stolz war ich jahrelang auf meinen Hochdruckreiniger, aber was für eine (zerstörerische) Kraft haben diese Monster! Meine Teakholz Möbel sehen jetzt aus wie Treibholz, und die teure Steinplatten von der Auffahrt wie Tuff-Steine.
Das gelbe Ungeheuer steht jetzt verstaubt in der Garage neben meinem, wegen unpraktischem Benehmen aus den Verkehr gezogenen, sich festgefressenen Holzhäcksler. Das mit geronnenem Blut beklebte Holzspaltgerät steht da auch, allesamt Reliquien aus ahnungslosen, dilettantischen Zeiten. Vielleicht leiste ich mir noch mal den Luxus eines kabellosen Rasenmähers, damit ich, nach Durchtrennung der Versorgungsleitung nicht mehr fluchend in den Keller absteigen muss, um den FI Schalter wieder zurück zu knipsen. Alle elektrische Geräte im Haus müssen dann erneut von meinen Söhnen programmiert werden
Aber das war es dann auch! Kopf hoch, Blick voraus, es kommen bessere Zeiten! Ich habe gelernt aus meinen Fehlern, und freue mich jetzt sogar schon auf meinen neuen Besen. Die kehren bekanntlich gut. Zum Weihnachten bekam ich von meiner Frau eine neue Laubharke und Gartenhandschuhe. Meine Söhne schenkten mir ein Buch mit dem Titel: „Gartenarbeit nach Opa´s Art“. „Bis ins hohe Alter den Garten meistern“. Das hat mich sehr berührt.
Handarbeit ist also wieder verstärkt angesagt! Die alte Heckenschere von Opa, wiederentdeckt im Keller, ist geschärft und geölt, alles wartet auf die nächste Gartensaison. Sogar der alte grüne Handrasenmäher von meinem Urgroßvater hat mich da verführerisch angeguckt, ich dachte wirklich, dass der schon dem Marbecker Heimatverein gestiftet wurde.
Ich hoffe ehrlich gesagt nur, dass mein Rücken und Tennisellbogen mitspielen, bis ins hohe Alter...In dem geschenkten Buch befand sich übrigens ein Prospekt, worauf zu lesen war: „Wenn nichts mehr geht, für Kunstrasen ist es nie zu spät“. Schaun wir mal. |