NIEDERREISSEN. Eine seltene Entdeckung machten Jan Müller und sein Sohn Dirk, beide Landwirte, während der Ernte auf einem Rapsfeld bei Niederreißen. Die Männer fanden in der vergangenen Woche vier verlassene und nahezu verhungerte Wildschweinjunge. Dirk Müller, der die Frischlinge schon am Mittwochabend bemerkte, fasste sich am Morgen darauf ein Herz und nahm die vier Kleinen zu sich auf den Bauernhof. Denn das Muttertier war nirgends zu sehen.

"Die Bachen sind normalerweise äußerst wachsam und schützen ihre Jungen so gut sie nur können. Deshalb war es sehr merkwürdig, die Kleinen zwei Tage allein vorzufinden", erläuterte der Adoptivvater Jan Müller. Zudem sei es ungewöhnlich, die sonst sehr wanderlustigen Tiere über längere Zeit an einem Ort vorzufinden. Also musste eine Ersatzfamilie her. Seine dreijährige Sau Susi hatte erst vor wenigen Tagen 13 Junge geworfen, wobei zwei die Geburt nicht überlebten. Er entschloss sich kurzerhand, stattdessen zwei der Frischlinge aufzunehmen - in der Hoffnung, seine Sau werde sie mitsäugen. Und tatsächlich glückte ihm das Vorhaben. Die zwei Wochen alten Jungen wurden schon nach kurzer Zeit in die Familie "Hausschwein" integriert und fühlen sich inzwischen sauwohl. Die Ferkel werden nun noch etwa sechs bis acht Wochen gesäugt, zusammen mit den Frischlingen.

Die beiden anderen Jungtiere aus der Wildschwein-Familie werden derweil mit der Flasche aufgezogen, da man der Sau nicht noch weiteren hungrigen Nachwuchs zumuten konnte. Zwischen Hühnern und anderen Alltagsgefährten hofft Landwirt Jan Müller nun, dass die Neulinge auf seinem Hof bald richtig zu Kräften kommen, da sie bei ihrem Auffinden nur knapp dem Tode entronnen waren.

Dieser Fund ist nun in Niederreißen eine kleine Attraktion. "Vor allem in den Abendstunden, wenn die Kleinen so richtig mobil werden, kommen zahlreiche Kinder aus dem Dorf, um die süßen Schweine zu beobachten", sagte Jan Müller stolz. Der Bauernhof in Niederreißen bietet nicht nur Familie Schwein ein Zuhause. Auch zwei Pferde, zwei Bullen sowie zahlreiche Kleintiere leben dort.

Quelle: Thüringer Allgemeine